Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

der ihn umgebenden Natur; und über die Trümmer seines Hauses schlägt der Bewohner sein leichtes aus Palmblättern gewebtes Dach und lebt in ihnen sorglos und rasch beruhigt sein friedliches Leben weiter.

Ganz anders, als die bisher betrachteten Vulcane, die alle bis zu bedeutender Höhe in regelmässigster Kegelform aufsteigen, entzieht sich der dritte der Vulcanenreihe Süd-Luzon's, der berüchtigte Taal ganz den Wirken der Reisenden. Mag man auf dem Seewege von Manila her mit einem kleinen regelmässig fahrenden Küstendampfer um die Provinz Cavite herum am Dorfe Taal in der Provinz Batangas landen, oder sich ihm auf dem Landwege durch den Rio de Pasig und die herrliche Laguna de Bay über Los Bannos und Tanauan zu nähern versuchen, immer erblickt man ihn erst, wenn man schon am Ufer des Sees gleichen Namens [auch genannt Laguna de Bombon7] steht. Mitten in diesem sehr tiefen See--der nur ein durch die schwache Erhebung eines aus vulcanischem Tuff gebildeten Dammes abgesperrter Meerbusen8 zu sein scheint--liegt in dreieckiger Gestalt eine Insel mit ihrer breiten Nordseite dem Dorfe Talisay zugekehrt, und ungefähr in ihrer Mitte der jetzt active beständig rauchende Krater mit seinen kaum mehr als 600' sich über dem See erhebenden Kraterrändern. Vor ihm zeigt die Nordostspitze der Insel eine Anzahl steil ansteigender, mit hohem Grase und krüppelhaften Bäumen bewachsener stark gefurchter Hügel, welche den nördlichen Fuss des Vulcan's so verdecken, dass man die Lage des Kraters nur an der Ausdehnung der zwischen den Kraterwänden aufsteigenden Rauchsäule erkennt. Die nordwestliche etwas vorspringende Spitze wird von einem jetzt gänzlich erloschenen regelmässig kegelförmigen Vulcane, dem Binintiang grande gebildet, während der auch in den Geschichtsbüchern erwähnte Binintiang chiquito (der kleine Binintiang) die nach dem Süden hindeutende dritte Spitze der Insel bezeichnet. Ausbrüche dieses Vulcanes finden sich 11 verzeichnet, die aber nicht alle aus demselben Krater stattfanden. Zwei zweifelhafte Ausbrüche werden in den Jahren 1634 und 1645 erwähnt ohne Angabe des Kraternamens, von 1707-1733 wechselten die beiden Binintiang's mit einander ab, bis endlich 1749 der mittlere Krater zum Ausbruch kam, der jene beiden zum Schweigen bringend von nun an bis

der ihn umgebenden Natur; und über die Trümmer seines Hauses schlägt der Bewohner sein leichtes aus Palmblättern gewebtes Dach und lebt in ihnen sorglos und rasch beruhigt sein friedliches Leben weiter.

Ganz anders, als die bisher betrachteten Vulcane, die alle bis zu bedeutender Höhe in regelmässigster Kegelform aufsteigen, entzieht sich der dritte der Vulcanenreihe Süd-Luzon’s, der berüchtigte Taal ganz den Wirken der Reisenden. Mag man auf dem Seewege von Manila her mit einem kleinen regelmässig fahrenden Küstendampfer um die Provinz Cavite herum am Dorfe Taal in der Provinz Batangas landen, oder sich ihm auf dem Landwege durch den Rio de Pasig und die herrliche Laguna de Bay über Los Baños und Tanauan zu nähern versuchen, immer erblickt man ihn erst, wenn man schon am Ufer des Sees gleichen Namens [auch genannt Laguna de Bombon7] steht. Mitten in diesem sehr tiefen See—der nur ein durch die schwache Erhebung eines aus vulcanischem Tuff gebildeten Dammes abgesperrter Meerbusen8 zu sein scheint—liegt in dreieckiger Gestalt eine Insel mit ihrer breiten Nordseite dem Dorfe Talisay zugekehrt, und ungefähr in ihrer Mitte der jetzt active beständig rauchende Krater mit seinen kaum mehr als 600′ sich über dem See erhebenden Kraterrändern. Vor ihm zeigt die Nordostspitze der Insel eine Anzahl steil ansteigender, mit hohem Grase und krüppelhaften Bäumen bewachsener stark gefurchter Hügel, welche den nördlichen Fuss des Vulcan’s so verdecken, dass man die Lage des Kraters nur an der Ausdehnung der zwischen den Kraterwänden aufsteigenden Rauchsäule erkennt. Die nordwestliche etwas vorspringende Spitze wird von einem jetzt gänzlich erloschenen regelmässig kegelförmigen Vulcane, dem Binintiang grande gebildet, während der auch in den Geschichtsbüchern erwähnte Binintiang chiquito (der kleine Binintiang) die nach dem Süden hindeutende dritte Spitze der Insel bezeichnet. Ausbrüche dieses Vulcanes finden sich 11 verzeichnet, die aber nicht alle aus demselben Krater stattfanden. Zwei zweifelhafte Ausbrüche werden in den Jahren 1634 und 1645 erwähnt ohne Angabe des Kraternamens, von 1707–1733 wechselten die beiden Binintiang’s mit einander ab, bis endlich 1749 der mittlere Krater zum Ausbruch kam, der jene beiden zum Schweigen bringend von nun an bis

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="11"/>
der ihn umgebenden Natur; und über die
                     Trümmer seines Hauses schlägt der Bewohner sein leichtes aus
                     Palmblättern gewebtes Dach und lebt in ihnen sorglos und rasch beruhigt
                     sein friedliches Leben weiter. </p>
        <p>Ganz anders, als die bisher betrachteten Vulcane, die alle bis zu bedeutender
                     Höhe in regelmässigster Kegelform aufsteigen, entzieht sich der dritte
                     der Vulcanenreihe Süd-Luzon&#x2019;s, der berüchtigte <hi rendition="#g">Taal</hi> ganz den Wirken der Reisenden. Mag man auf dem
                     Seewege von Manila her mit einem kleinen regelmässig fahrenden
                     Küstendampfer um die Provinz <hi rendition="#g">Cavite</hi> herum am Dorfe <hi rendition="#g">Taal</hi> in der Provinz <hi rendition="#g">Batangas</hi> landen, oder sich ihm auf dem Landwege durch den <hi rendition="#g">Rio de
                         Pasig</hi> und die herrliche <hi rendition="#g">Laguna de Bay</hi> über <hi rendition="#g">Los Baños</hi> und <hi rendition="#g">Tanauan</hi> zu nähern versuchen, immer erblickt man ihn erst, wenn man schon am Ufer
                     des Sees gleichen Namens [auch genannt Laguna de Bombon<note xml:id="n1.7-sign" n="7" place="end" next="n1.7"/>] steht. Mitten in diesem sehr tiefen
                     See&#x2014;der nur ein durch die schwache Erhebung eines aus vulcanischem Tuff
                     gebildeten Dammes abgesperrter Meerbusen<note xml:id="n1.8-sign" n="8" place="end" next="n1.8"/> zu sein scheint&#x2014;liegt in dreieckiger Gestalt eine
                     Insel mit ihrer breiten Nordseite dem Dorfe <hi rendition="#g">Talisay</hi> zugekehrt, und ungefähr in ihrer Mitte der jetzt active beständig
                     rauchende Krater mit seinen kaum mehr als 600&#x2032; sich über dem See
                     erhebenden Kraterrändern. Vor ihm zeigt die Nordostspitze der Insel eine
                     Anzahl steil ansteigender, mit hohem Grase und krüppelhaften Bäumen
                     bewachsener stark gefurchter Hügel, welche den nördlichen Fuss des
                     Vulcan&#x2019;s so verdecken, dass man die Lage des Kraters nur an der Ausdehnung
                     der zwischen den Kraterwänden aufsteigenden Rauchsäule erkennt. Die
                     nordwestliche etwas vorspringende Spitze wird von einem jetzt gänzlich
                     erloschenen regelmässig kegelförmigen Vulcane, dem <hi rendition="#g">Binintiang grande</hi> gebildet, während der auch in den
                     Geschichtsbüchern erwähnte <hi rendition="#g">Binintiang chiquito</hi> (der kleine Binintiang) die nach dem Süden hindeutende dritte Spitze der
                     Insel bezeichnet. Ausbrüche dieses Vulcanes finden sich 11 verzeichnet, die
                     aber nicht alle aus demselben Krater stattfanden. Zwei zweifelhafte
                     Ausbrüche werden in den Jahren 1634 und 1645 erwähnt ohne Angabe des
                     Kraternamens, von 1707&#x2013;1733 wechselten die beiden Binintiang&#x2019;s mit
                     einander ab, bis endlich 1749 der mittlere Krater zum Ausbruch kam, der jene
                     beiden zum Schweigen bringend von nun an bis
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0011] der ihn umgebenden Natur; und über die Trümmer seines Hauses schlägt der Bewohner sein leichtes aus Palmblättern gewebtes Dach und lebt in ihnen sorglos und rasch beruhigt sein friedliches Leben weiter. Ganz anders, als die bisher betrachteten Vulcane, die alle bis zu bedeutender Höhe in regelmässigster Kegelform aufsteigen, entzieht sich der dritte der Vulcanenreihe Süd-Luzon’s, der berüchtigte Taal ganz den Wirken der Reisenden. Mag man auf dem Seewege von Manila her mit einem kleinen regelmässig fahrenden Küstendampfer um die Provinz Cavite herum am Dorfe Taal in der Provinz Batangas landen, oder sich ihm auf dem Landwege durch den Rio de Pasig und die herrliche Laguna de Bay über Los Baños und Tanauan zu nähern versuchen, immer erblickt man ihn erst, wenn man schon am Ufer des Sees gleichen Namens [auch genannt Laguna de Bombon ⁷ ] steht. Mitten in diesem sehr tiefen See—der nur ein durch die schwache Erhebung eines aus vulcanischem Tuff gebildeten Dammes abgesperrter Meerbusen ⁸ zu sein scheint—liegt in dreieckiger Gestalt eine Insel mit ihrer breiten Nordseite dem Dorfe Talisay zugekehrt, und ungefähr in ihrer Mitte der jetzt active beständig rauchende Krater mit seinen kaum mehr als 600′ sich über dem See erhebenden Kraterrändern. Vor ihm zeigt die Nordostspitze der Insel eine Anzahl steil ansteigender, mit hohem Grase und krüppelhaften Bäumen bewachsener stark gefurchter Hügel, welche den nördlichen Fuss des Vulcan’s so verdecken, dass man die Lage des Kraters nur an der Ausdehnung der zwischen den Kraterwänden aufsteigenden Rauchsäule erkennt. Die nordwestliche etwas vorspringende Spitze wird von einem jetzt gänzlich erloschenen regelmässig kegelförmigen Vulcane, dem Binintiang grande gebildet, während der auch in den Geschichtsbüchern erwähnte Binintiang chiquito (der kleine Binintiang) die nach dem Süden hindeutende dritte Spitze der Insel bezeichnet. Ausbrüche dieses Vulcanes finden sich 11 verzeichnet, die aber nicht alle aus demselben Krater stattfanden. Zwei zweifelhafte Ausbrüche werden in den Jahren 1634 und 1645 erwähnt ohne Angabe des Kraternamens, von 1707–1733 wechselten die beiden Binintiang’s mit einander ab, bis endlich 1749 der mittlere Krater zum Ausbruch kam, der jene beiden zum Schweigen bringend von nun an bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/11
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/11>, abgerufen am 21.11.2024.