Man wende nicht ein, dass ja die meisten unter Beistand einer Hebamme ebenfalls im Bette geboren haben, und dass unsere Wöchnerinnen drei Stunden nach der Geburt zu Fuss ihr Wo- chenbett aufsuchen mussten, denn das Zufussgehen über einen mit Glas geschützten, im Winter geheizten Gang ist gewiss weniger schädlich, als bei einer Hebamme entbinden, dort ebenfalls bald nach der Geburt aufstehen zu müssen, Gott weiss vom wie vielten Stockwerke sich zu Wagen bege- ben, unter allen Witterungsverhältnissen, über zum Theile schlechtes Pflaster ins Gebärhaus zu fahren, um dort wieder den ersten Stock zu ersteigen. Von denjenigen, die wirklich auf der Gasse geboren, gilt diess noch in einem höheren Grade.
Es schien mir logisch, dass die Wöchnerinnen, die eine sogenannte Gassengeburt überstanden hatten, wenn nicht häu- figer, doch wenigstens so häufig hätten erkranken müssen, als diejenigen, welche bei uns geboren. Wir haben früher unsere unerschütterliche Ueberzeugung dahin ausgesprochen, dass die Sterblichkeit an der ersten geburtshilflichen Klinik nicht durch epidemische Einflüsse bedingt sei, sondern dass es en- demische, jedoch noch unbekannte Schädlichkeiten seien, d. h. solche Schädlichkeiten, welche nur innerhalb der Grenzen der ersten Klinik ihre verderblichen Wirkungen äussern. Was hat nun die ausserhalb des Gebärhauses Entbundenen vor den verderblichen Wirkungen der an der ersten Klinik thätigen unbekannten endemischen Einflüsse geschützt?
Auf der zweiten geburtshilflichen Abtheilung war der Ge- sundheitszustand der Wöchnerinnen, welche eine Gassenge- burt überstanden hatten, eben so günstig wie auf der ersten Abtheilung, dort war es jedoch nicht auffallend, weil dort der Gesundheitszustand der Wöchnerinnen im Allgemeinen ein viel günstigerer war.
Hier wäre der Ort, durch eine Tabelle die geringeren Sterblichkeitspercente unter den Gassengeburten im Ver- gleiche zu den Geburten, welche auf der ersten Gebärklinik vorsichgingen, zu zeigen.
Man wende nicht ein, dass ja die meisten unter Beistand einer Hebamme ebenfalls im Bette geboren haben, und dass unsere Wöchnerinnen drei Stunden nach der Geburt zu Fuss ihr Wo- chenbett aufsuchen mussten, denn das Zufussgehen über einen mit Glas geschützten, im Winter geheizten Gang ist gewiss weniger schädlich, als bei einer Hebamme entbinden, dort ebenfalls bald nach der Geburt aufstehen zu müssen, Gott weiss vom wie vielten Stockwerke sich zu Wagen bege- ben, unter allen Witterungsverhältnissen, über zum Theile schlechtes Pflaster ins Gebärhaus zu fahren, um dort wieder den ersten Stock zu ersteigen. Von denjenigen, die wirklich auf der Gasse geboren, gilt diess noch in einem höheren Grade.
Es schien mir logisch, dass die Wöchnerinnen, die eine sogenannte Gassengeburt überstanden hatten, wenn nicht häu- figer, doch wenigstens so häufig hätten erkranken müssen, als diejenigen, welche bei uns geboren. Wir haben früher unsere unerschütterliche Ueberzeugung dahin ausgesprochen, dass die Sterblichkeit an der ersten geburtshilflichen Klinik nicht durch epidemische Einflüsse bedingt sei, sondern dass es en- demische, jedoch noch unbekannte Schädlichkeiten seien, d. h. solche Schädlichkeiten, welche nur innerhalb der Grenzen der ersten Klinik ihre verderblichen Wirkungen äussern. Was hat nun die ausserhalb des Gebärhauses Entbundenen vor den verderblichen Wirkungen der an der ersten Klinik thätigen unbekannten endemischen Einflüsse geschützt?
Auf der zweiten geburtshilflichen Abtheilung war der Ge- sundheitszustand der Wöchnerinnen, welche eine Gassenge- burt überstanden hatten, eben so günstig wie auf der ersten Abtheilung, dort war es jedoch nicht auffallend, weil dort der Gesundheitszustand der Wöchnerinnen im Allgemeinen ein viel günstigerer war.
Hier wäre der Ort, durch eine Tabelle die geringeren Sterblichkeitspercente unter den Gassengeburten im Ver- gleiche zu den Geburten, welche auf der ersten Gebärklinik vorsichgingen, zu zeigen.
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Man wende nicht ein, dass ja die meisten unter Beistand einer
Hebamme ebenfalls im Bette geboren haben, und dass unsere
Wöchnerinnen drei Stunden nach der Geburt zu Fuss ihr Wo-
chenbett aufsuchen mussten, denn das Zufussgehen über einen
mit Glas geschützten, im Winter geheizten Gang ist gewiss
weniger schädlich, als bei einer Hebamme entbinden, dort
ebenfalls bald nach der Geburt aufstehen zu müssen, Gott
weiss vom wie vielten Stockwerke sich zu Wagen bege-
ben, unter allen Witterungsverhältnissen, über zum Theile
schlechtes Pflaster ins Gebärhaus zu fahren, um dort wieder
den ersten Stock zu ersteigen. Von denjenigen, die wirklich
auf der Gasse geboren, gilt diess noch in einem höheren Grade.
Es schien mir logisch, dass die Wöchnerinnen, die eine
sogenannte Gassengeburt überstanden hatten, wenn nicht häu-
figer, doch wenigstens so häufig hätten erkranken müssen, als
diejenigen, welche bei uns geboren. Wir haben früher unsere
unerschütterliche Ueberzeugung dahin ausgesprochen, dass
die Sterblichkeit an der ersten geburtshilflichen Klinik nicht
durch epidemische Einflüsse bedingt sei, sondern dass es en-
demische, jedoch noch unbekannte Schädlichkeiten seien, d. h.
solche Schädlichkeiten, welche nur innerhalb der Grenzen der
ersten Klinik ihre verderblichen Wirkungen äussern. Was
hat nun die ausserhalb des Gebärhauses Entbundenen vor den
verderblichen Wirkungen der an der ersten Klinik thätigen
unbekannten endemischen Einflüsse geschützt?
Auf der zweiten geburtshilflichen Abtheilung war der Ge-
sundheitszustand der Wöchnerinnen, welche eine Gassenge-
burt überstanden hatten, eben so günstig wie auf der ersten
Abtheilung, dort war es jedoch nicht auffallend, weil dort der
Gesundheitszustand der Wöchnerinnen im Allgemeinen ein
viel günstigerer war.
Hier wäre der Ort, durch eine Tabelle die geringeren
Sterblichkeitspercente unter den Gassengeburten im Ver-
gleiche zu den Geburten, welche auf der ersten Gebärklinik
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/57>, abgerufen am 22.11.2024.
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