Dass es nicht Zanksucht ist, welche mir diese Polemik dictirt, dafür kann ich, als auf einen vollgiltigen Beweis, auf mein vieljähriges Schweigen deuten.
Aber der unbefangene Leser wird aus der Opposition, welche ich ihm vorzuführen Gelegenheit hatte, nicht nur die Ueberzeugung geschöpft haben, dass die Zeit des Schweigens vorüber sei, sondern er wird sich zugleich auch davon über- zeugt haben, dass es meine Pflicht und mein Recht war, so zu polemisiren, wie ich eben polemisirt habe.
Wenn ich mit meiner gegenwärtigen Ueberzeugung in die Vergangenheit zurückblicke, so kann ich die Wehmuth, die mich befällt, nur durch einen gleichzeitigen Blick in jene glückliche Zukunft verscheuchen, in welcher in- und ausser- halb der Gebärhäuser in der ganzen Welt nur Fälle von Selbst- infection vorkommen werden. Im Vergleiche mit diesen bei- den ungeheuren Zahlen ist die Zahl derjenigen, welche mir und denen, welche meine Lehre befolgen, bis jetzt schon zu retten gelungen ist, verschwindend klein.
Sollte es mir aber, was Gott verhüten möge, nicht gegönnt sein, diese glückliche Zeit mit eigenen Augen zu schauen, so wird die Ueberzeugung, dass diese Zeit früher oder später nach mir unaufhaltsam kommen muss, noch meine Todesstunde erheitern.
Nachwort.
Dass es nicht Zanksucht ist, welche mir diese Polemik dictirt, dafür kann ich, als auf einen vollgiltigen Beweis, auf mein vieljähriges Schweigen deuten.
Aber der unbefangene Leser wird aus der Opposition, welche ich ihm vorzuführen Gelegenheit hatte, nicht nur die Ueberzeugung geschöpft haben, dass die Zeit des Schweigens vorüber sei, sondern er wird sich zugleich auch davon über- zeugt haben, dass es meine Pflicht und mein Recht war, so zu polemisiren, wie ich eben polemisirt habe.
Wenn ich mit meiner gegenwärtigen Ueberzeugung in die Vergangenheit zurückblicke, so kann ich die Wehmuth, die mich befällt, nur durch einen gleichzeitigen Blick in jene glückliche Zukunft verscheuchen, in welcher in- und ausser- halb der Gebärhäuser in der ganzen Welt nur Fälle von Selbst- infection vorkommen werden. Im Vergleiche mit diesen bei- den ungeheuren Zahlen ist die Zahl derjenigen, welche mir und denen, welche meine Lehre befolgen, bis jetzt schon zu retten gelungen ist, verschwindend klein.
Sollte es mir aber, was Gott verhüten möge, nicht gegönnt sein, diese glückliche Zeit mit eigenen Augen zu schauen, so wird die Ueberzeugung, dass diese Zeit früher oder später nach mir unaufhaltsam kommen muss, noch meine Todesstunde erheitern.
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[[537]/0549]
Nachwort.
Dass es nicht Zanksucht ist, welche mir diese Polemik
dictirt, dafür kann ich, als auf einen vollgiltigen Beweis, auf
mein vieljähriges Schweigen deuten.
Aber der unbefangene Leser wird aus der Opposition,
welche ich ihm vorzuführen Gelegenheit hatte, nicht nur die
Ueberzeugung geschöpft haben, dass die Zeit des Schweigens
vorüber sei, sondern er wird sich zugleich auch davon über-
zeugt haben, dass es meine Pflicht und mein Recht war, so zu
polemisiren, wie ich eben polemisirt habe.
Wenn ich mit meiner gegenwärtigen Ueberzeugung in
die Vergangenheit zurückblicke, so kann ich die Wehmuth,
die mich befällt, nur durch einen gleichzeitigen Blick in jene
glückliche Zukunft verscheuchen, in welcher in- und ausser-
halb der Gebärhäuser in der ganzen Welt nur Fälle von Selbst-
infection vorkommen werden. Im Vergleiche mit diesen bei-
den ungeheuren Zahlen ist die Zahl derjenigen, welche mir
und denen, welche meine Lehre befolgen, bis jetzt schon zu
retten gelungen ist, verschwindend klein.
Sollte es mir aber, was Gott verhüten möge, nicht gegönnt
sein, diese glückliche Zeit mit eigenen Augen zu schauen, so
wird die Ueberzeugung, dass diese Zeit früher oder später nach
mir unaufhaltsam kommen muss, noch meine Todesstunde
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. [537]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/549>, abgerufen am 22.11.2024.
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