Stadt kommen, um zu verhindern, dass die baldigst zur Ge- burt Gehenden untersucht werden."
Und von diesem gewissenlosen Menschen wird die franzö- sische Geburtshilfe beherrscht.
Arme Menschheit, wem vertraust du dein Leben an?
Meine Lehre ist an der Schule, von wo sie ausging, noch nicht vergessen, und damit selbe auch in Zukunft nicht ver- gessen werde, dafür wird gegenwärtige Schrift sorgen. Meine Lehre wird an der Schule, von wo sie ausging, nur verleumdet, aber meine Lehre rächt sich wie alles Edle an ihren Verleum- dern dadurch, dass sie die Sterblichkeit dieser Schule, die früher trotz massenhaften Transferirungen 9,92 % betrug, durch zwölf Jahre ohne massenhafte Transferirungen auf 3,71 % herabdrückte, folglich um 6,21 % minderte, dass meine Lehre nicht noch mehr geleistet, das haben eben ihre Verleumder zu verantworten. Und diese Rache gibt mir die Waffe in die Hand, dass ich meinen Gegnern an der Schule, von wo sie ausging, zurufen kann: eure eigene verminderte Sterblichkeit ist eure schlagendste Widerlegung.
Joseph Hermann Schmidt, Prof. der Geburtshilfe zu Berlin, sagt in einem Aufsatze:*) "Die geburtshilflich-klinischen Institute der königlichen Charite" Seite 498 Folgendes: "So kann doch nicht bestritten werden, dass eine regelmässige Ge- burt, zumal bei einer Erstgebärenden, oft ein recht langwei- liger Process ist, und dass es ein übermenschliches Ansinnen an junge Männer sein würde, wenn jeder zu einer solchen Geburt gehörige von der ersten lösenden Eihautswehe bis zur vollendeten Ausschliessung der Nachgeburt im Kreissezimmer verweilen sollte. Sehr bequem zu statten kommt daher in dieser Beziehung der Umstand, dass die Gebäranstalt mit meh- reren anderen klinischen Instituten unter einem Dache liegt.
*) Annalen des Charite-Krankenhauses zu Berlin, I. Jahrgang 3. Heft. Berlin, 1850.
Stadt kommen, um zu verhindern, dass die baldigst zur Ge- burt Gehenden untersucht werden.«
Und von diesem gewissenlosen Menschen wird die franzö- sische Geburtshilfe beherrscht.
Arme Menschheit, wem vertraust du dein Leben an?
Meine Lehre ist an der Schule, von wo sie ausging, noch nicht vergessen, und damit selbe auch in Zukunft nicht ver- gessen werde, dafür wird gegenwärtige Schrift sorgen. Meine Lehre wird an der Schule, von wo sie ausging, nur verleumdet, aber meine Lehre rächt sich wie alles Edle an ihren Verleum- dern dadurch, dass sie die Sterblichkeit dieser Schule, die früher trotz massenhaften Transferirungen 9,92 % betrug, durch zwölf Jahre ohne massenhafte Transferirungen auf 3,71 % herabdrückte, folglich um 6,21 % minderte, dass meine Lehre nicht noch mehr geleistet, das haben eben ihre Verleumder zu verantworten. Und diese Rache gibt mir die Waffe in die Hand, dass ich meinen Gegnern an der Schule, von wo sie ausging, zurufen kann: eure eigene verminderte Sterblichkeit ist eure schlagendste Widerlegung.
Joseph Hermann Schmidt, Prof. der Geburtshilfe zu Berlin, sagt in einem Aufsatze:*) „Die geburtshilflich-klinischen Institute der königlichen Charité« Seite 498 Folgendes: »So kann doch nicht bestritten werden, dass eine regelmässige Ge- burt, zumal bei einer Erstgebärenden, oft ein recht langwei- liger Process ist, und dass es ein übermenschliches Ansinnen an junge Männer sein würde, wenn jeder zu einer solchen Geburt gehörige von der ersten lösenden Eihautswehe bis zur vollendeten Ausschliessung der Nachgeburt im Kreissezimmer verweilen sollte. Sehr bequem zu statten kommt daher in dieser Beziehung der Umstand, dass die Gebäranstalt mit meh- reren anderen klinischen Instituten unter einem Dache liegt.
*) Annalen des Charité-Krankenhauses zu Berlin, I. Jahrgang 3. Heft. Berlin, 1850.
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Stadt kommen, um zu verhindern, dass die baldigst zur Ge-
burt Gehenden untersucht werden.«
Und von diesem gewissenlosen Menschen wird die franzö-
sische Geburtshilfe beherrscht.
Arme Menschheit, wem vertraust du dein Leben an?
Meine Lehre ist an der Schule, von wo sie ausging, noch
nicht vergessen, und damit selbe auch in Zukunft nicht ver-
gessen werde, dafür wird gegenwärtige Schrift sorgen. Meine
Lehre wird an der Schule, von wo sie ausging, nur verleumdet,
aber meine Lehre rächt sich wie alles Edle an ihren Verleum-
dern dadurch, dass sie die Sterblichkeit dieser Schule, die
früher trotz massenhaften Transferirungen 9,92 % betrug,
durch zwölf Jahre ohne massenhafte Transferirungen auf 3,71 %
herabdrückte, folglich um 6,21 % minderte, dass meine Lehre
nicht noch mehr geleistet, das haben eben ihre Verleumder zu
verantworten. Und diese Rache gibt mir die Waffe in die Hand,
dass ich meinen Gegnern an der Schule, von wo sie ausging,
zurufen kann: eure eigene verminderte Sterblichkeit ist eure
schlagendste Widerlegung.
Joseph Hermann Schmidt, Prof. der Geburtshilfe zu
Berlin, sagt in einem Aufsatze: *) „Die geburtshilflich-klinischen
Institute der königlichen Charité« Seite 498 Folgendes: »So
kann doch nicht bestritten werden, dass eine regelmässige Ge-
burt, zumal bei einer Erstgebärenden, oft ein recht langwei-
liger Process ist, und dass es ein übermenschliches Ansinnen
an junge Männer sein würde, wenn jeder zu einer solchen
Geburt gehörige von der ersten lösenden Eihautswehe bis zur
vollendeten Ausschliessung der Nachgeburt im Kreissezimmer
verweilen sollte. Sehr bequem zu statten kommt daher in
dieser Beziehung der Umstand, dass die Gebäranstalt mit meh-
reren anderen klinischen Instituten unter einem Dache liegt.
*) Annalen des Charité-Krankenhauses zu Berlin, I. Jahrgang 3. Heft.
Berlin, 1850.
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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