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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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als auch bei den Thieren als das, meistens das Leiden Veran-
lassende, im Rufe steht, obwohl mitunter auch etwas miasma-
tisch Wirkendes in der Luft zu sein scheint, das zu entfernen
und unschädlich zu machen, meist ausser dem Bereiche der
menschlichen Kräfte liegt."

Der Leser wird selbst beurtheilen, ob Prof. Hayne schon
im Jahr 1830 das Puerperalfieber bei Thieren so entstehen liess,
wie ich es im Jahre 1847 beim Menschen entstehen lehrte.

Als zweiter Gegner betheiligte sich Dr. Lumpe.

Dr. Lumpe *) sagt: "Wenn man bedenkt, wie seit dem
ersten Auftreten von Puerperalfieber-Epidemien die Beobachter
aller Zeiten sich die Köpfe zerbrochen, um die Ursache der-
selben aufzufinden, und ihre Entstehung zu verhüten, so muss
uns die Semmelweis'sche Theorie geradezu wie das Ei des
Columbus erscheinen. Ich gestehe, dass ich selbst anfangs
hocherfreut war, als ich von den glücklichen Resultaten der
Chlorwaschungen hörte, und es ist es mit mir gewiss Jeder
gewesen, der das Unglück hatte, Zeuge zu sein, wie so viele
in jugendlicher Frische erblühende, kräftige Individuen der
verheerenden Seuche eben so schnell zum Opfer fielen, als
manche entnervte, gebrechliche Jammergestalt. Allein da ich
während meiner zweijährigen Assistentenzeit an der I. Gebär-
klinik so ungeheure Schwankungen der Erkrankungs- und
Sterbefälle beobachtet habe, musste wohl mancher gerechte
Zweifel gegen die beliebte Entstehungs- und Verhütungsart
in mir erwachen. Je schärfer ich diese Zweifel ins Auge fasste,
desto deutlicher standen sie als logische Widersprüche vor mir,
gegen welche die pia desideria der Humanität auf dem Felde
der exacten Wissenschaften nicht Stand zu halten vermögen."

Ich bin ganz mit Dr. Lumpe einverstanden, wenn er sagt,
dass meine Theorie ihm das Ei des Columbus zu sein scheine.
Ich selbst habe oft und oft meine Verwunderung nicht darüber
ausgesprochen, dass der grelle Widerspruch zwischen den

*) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte, VI. Jahrgang, 2. Band,
Seite 392.

als auch bei den Thieren als das, meistens das Leiden Veran-
lassende, im Rufe steht, obwohl mitunter auch etwas miasma-
tisch Wirkendes in der Luft zu sein scheint, das zu entfernen
und unschädlich zu machen, meist ausser dem Bereiche der
menschlichen Kräfte liegt.“

Der Leser wird selbst beurtheilen, ob Prof. Hayne schon
im Jahr 1830 das Puerperalfieber bei Thieren so entstehen liess,
wie ich es im Jahre 1847 beim Menschen entstehen lehrte.

Als zweiter Gegner betheiligte sich Dr. Lumpe.

Dr. Lumpe *) sagt: „Wenn man bedenkt, wie seit dem
ersten Auftreten von Puerperalfieber-Epidemien die Beobachter
aller Zeiten sich die Köpfe zerbrochen, um die Ursache der-
selben aufzufinden, und ihre Entstehung zu verhüten, so muss
uns die Semmelweis’sche Theorie geradezu wie das Ei des
Columbus erscheinen. Ich gestehe, dass ich selbst anfangs
hocherfreut war, als ich von den glücklichen Resultaten der
Chlorwaschungen hörte, und es ist es mit mir gewiss Jeder
gewesen, der das Unglück hatte, Zeuge zu sein, wie so viele
in jugendlicher Frische erblühende, kräftige Individuen der
verheerenden Seuche eben so schnell zum Opfer fielen, als
manche entnervte, gebrechliche Jammergestalt. Allein da ich
während meiner zweijährigen Assistentenzeit an der I. Gebär-
klinik so ungeheure Schwankungen der Erkrankungs- und
Sterbefälle beobachtet habe, musste wohl mancher gerechte
Zweifel gegen die beliebte Entstehungs- und Verhütungsart
in mir erwachen. Je schärfer ich diese Zweifel ins Auge fasste,
desto deutlicher standen sie als logische Widersprüche vor mir,
gegen welche die pia desideria der Humanität auf dem Felde
der exacten Wissenschaften nicht Stand zu halten vermögen.“

Ich bin ganz mit Dr. Lumpe einverstanden, wenn er sagt,
dass meine Theorie ihm das Ei des Columbus zu sein scheine.
Ich selbst habe oft und oft meine Verwunderung nicht darüber
ausgesprochen, dass der grelle Widerspruch zwischen den

*) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte, VI. Jahrgang, 2. Band,
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[443/0455] als auch bei den Thieren als das, meistens das Leiden Veran- lassende, im Rufe steht, obwohl mitunter auch etwas miasma- tisch Wirkendes in der Luft zu sein scheint, das zu entfernen und unschädlich zu machen, meist ausser dem Bereiche der menschlichen Kräfte liegt.“ Der Leser wird selbst beurtheilen, ob Prof. Hayne schon im Jahr 1830 das Puerperalfieber bei Thieren so entstehen liess, wie ich es im Jahre 1847 beim Menschen entstehen lehrte. Als zweiter Gegner betheiligte sich Dr. Lumpe. Dr. Lumpe *) sagt: „Wenn man bedenkt, wie seit dem ersten Auftreten von Puerperalfieber-Epidemien die Beobachter aller Zeiten sich die Köpfe zerbrochen, um die Ursache der- selben aufzufinden, und ihre Entstehung zu verhüten, so muss uns die Semmelweis’sche Theorie geradezu wie das Ei des Columbus erscheinen. Ich gestehe, dass ich selbst anfangs hocherfreut war, als ich von den glücklichen Resultaten der Chlorwaschungen hörte, und es ist es mit mir gewiss Jeder gewesen, der das Unglück hatte, Zeuge zu sein, wie so viele in jugendlicher Frische erblühende, kräftige Individuen der verheerenden Seuche eben so schnell zum Opfer fielen, als manche entnervte, gebrechliche Jammergestalt. Allein da ich während meiner zweijährigen Assistentenzeit an der I. Gebär- klinik so ungeheure Schwankungen der Erkrankungs- und Sterbefälle beobachtet habe, musste wohl mancher gerechte Zweifel gegen die beliebte Entstehungs- und Verhütungsart in mir erwachen. Je schärfer ich diese Zweifel ins Auge fasste, desto deutlicher standen sie als logische Widersprüche vor mir, gegen welche die pia desideria der Humanität auf dem Felde der exacten Wissenschaften nicht Stand zu halten vermögen.“ Ich bin ganz mit Dr. Lumpe einverstanden, wenn er sagt, dass meine Theorie ihm das Ei des Columbus zu sein scheine. Ich selbst habe oft und oft meine Verwunderung nicht darüber ausgesprochen, dass der grelle Widerspruch zwischen den *) Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte, VI. Jahrgang, 2. Band, Seite 392.

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/455>, abgerufen am 22.11.2024.