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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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weis für Massregeln empfehle, um das Puerperalfieber zu ver-
mindern, wodurch auch die Prager vorsichtiger wurden. Wenn
es aber Scanzoni nicht gelungen ist, die Infectionsfälle auf die
Fälle von Selbstinfection zu beschränken, so haben wir die
Ursache davon in dem Umstande gefunden, dass Scanzoni
über die wichtigsten Lehrsätze meiner Lehre in Unwissenheit
befangen ist, wodurch natürlich der Erfolg ein unvollkomme-
ner sein musste, und den sechs Monaten, in welchen Scanzoni
wegen Mangel der nöthigen Vorkenntnisse unglücklich expe-
rimentirt, stelle ich die zwölf Jahre der I. Gebärklinik nach
Einführung der Chlorwaschungen gegenüber, in welchen sich
die Sterblichkeit um 6,35 P.-Antheil minderte, trotz dem, dass
immer Gegner meiner Lehre dort fungirten, die sechs Jahre
das Rochusspital, wo die Sterblichkeit nicht 1 P.-Antheil be-
trug, die Erfahrungen des Primarius Dr. Bednar im Findel-
hause zu Wien, der in Folge der Chlorwaschungen die Sepsis
des Blutes der Neugebornen seltener werden sah, die vier
Jahre der Pester geburtshilflichen Klinik, die Gebärhäuser
zu Kiel, zu Kopenhagen. Und wenn ich nun nach zwölf Jah-
ren noch immer nicht sagen kann, das Puerperalfieber ist in
Folge meiner Lehre über die Entstehung und Verhütung die-
ser Krankheit aus sämmtlichen Gebärhäusern und aus der
Privatpraxis bis auf die Fälle von Selbstinfection verschwun-
den, so liegt der Grund nicht darin, dass das durch die Beob-
achtung meiner Lehre über die Verhütung des Kindbettfiebers
nicht zu erreichen ist, sondern darin, dass die Professoren der
Geburtshilfe, einzelne ausgenommen, noch immer Irrthümer
über die Aetiologie des Kindbettfiebers lehren, und dadurch
verschulden, dass die so irrebelehrten Schüler und Schülerin-
nen inn- und ausserhalb der Gebärhäuser noch immer so zahl-
reiche Infectionsfälle hervorrufen. Ein Grund liegt auch in
der Unredlichkeit der Schriftsteller, welche gegen mich ge-
schrieben, und welche nicht so, wie wir es in dieser Schrift
thun, alles anführen, was für uns, was gegen uns geschrieben
wurde, sondern welche den löblichen Usus beobachten, alles

weis für Massregeln empfehle, um das Puerperalfieber zu ver-
mindern, wodurch auch die Prager vorsichtiger wurden. Wenn
es aber Scanzoni nicht gelungen ist, die Infectionsfälle auf die
Fälle von Selbstinfection zu beschränken, so haben wir die
Ursache davon in dem Umstande gefunden, dass Scanzoni
über die wichtigsten Lehrsätze meiner Lehre in Unwissenheit
befangen ist, wodurch natürlich der Erfolg ein unvollkomme-
ner sein musste, und den sechs Monaten, in welchen Scanzoni
wegen Mangel der nöthigen Vorkenntnisse unglücklich expe-
rimentirt, stelle ich die zwölf Jahre der I. Gebärklinik nach
Einführung der Chlorwaschungen gegenüber, in welchen sich
die Sterblichkeit um 6,35 P.-Antheil minderte, trotz dem, dass
immer Gegner meiner Lehre dort fungirten, die sechs Jahre
das Rochusspital, wo die Sterblichkeit nicht 1 P.-Antheil be-
trug, die Erfahrungen des Primarius Dr. Bednar im Findel-
hause zu Wien, der in Folge der Chlorwaschungen die Sepsis
des Blutes der Neugebornen seltener werden sah, die vier
Jahre der Pester geburtshilflichen Klinik, die Gebärhäuser
zu Kiel, zu Kopenhagen. Und wenn ich nun nach zwölf Jah-
ren noch immer nicht sagen kann, das Puerperalfieber ist in
Folge meiner Lehre über die Entstehung und Verhütung die-
ser Krankheit aus sämmtlichen Gebärhäusern und aus der
Privatpraxis bis auf die Fälle von Selbstinfection verschwun-
den, so liegt der Grund nicht darin, dass das durch die Beob-
achtung meiner Lehre über die Verhütung des Kindbettfiebers
nicht zu erreichen ist, sondern darin, dass die Professoren der
Geburtshilfe, einzelne ausgenommen, noch immer Irrthümer
über die Aetiologie des Kindbettfiebers lehren, und dadurch
verschulden, dass die so irrebelehrten Schüler und Schülerin-
nen inn- und ausserhalb der Gebärhäuser noch immer so zahl-
reiche Infectionsfälle hervorrufen. Ein Grund liegt auch in
der Unredlichkeit der Schriftsteller, welche gegen mich ge-
schrieben, und welche nicht so, wie wir es in dieser Schrift
thun, alles anführen, was für uns, was gegen uns geschrieben
wurde, sondern welche den löblichen Usus beobachten, alles

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[406/0418] weis für Massregeln empfehle, um das Puerperalfieber zu ver- mindern, wodurch auch die Prager vorsichtiger wurden. Wenn es aber Scanzoni nicht gelungen ist, die Infectionsfälle auf die Fälle von Selbstinfection zu beschränken, so haben wir die Ursache davon in dem Umstande gefunden, dass Scanzoni über die wichtigsten Lehrsätze meiner Lehre in Unwissenheit befangen ist, wodurch natürlich der Erfolg ein unvollkomme- ner sein musste, und den sechs Monaten, in welchen Scanzoni wegen Mangel der nöthigen Vorkenntnisse unglücklich expe- rimentirt, stelle ich die zwölf Jahre der I. Gebärklinik nach Einführung der Chlorwaschungen gegenüber, in welchen sich die Sterblichkeit um 6,35 P.-Antheil minderte, trotz dem, dass immer Gegner meiner Lehre dort fungirten, die sechs Jahre das Rochusspital, wo die Sterblichkeit nicht 1 P.-Antheil be- trug, die Erfahrungen des Primarius Dr. Bednar im Findel- hause zu Wien, der in Folge der Chlorwaschungen die Sepsis des Blutes der Neugebornen seltener werden sah, die vier Jahre der Pester geburtshilflichen Klinik, die Gebärhäuser zu Kiel, zu Kopenhagen. Und wenn ich nun nach zwölf Jah- ren noch immer nicht sagen kann, das Puerperalfieber ist in Folge meiner Lehre über die Entstehung und Verhütung die- ser Krankheit aus sämmtlichen Gebärhäusern und aus der Privatpraxis bis auf die Fälle von Selbstinfection verschwun- den, so liegt der Grund nicht darin, dass das durch die Beob- achtung meiner Lehre über die Verhütung des Kindbettfiebers nicht zu erreichen ist, sondern darin, dass die Professoren der Geburtshilfe, einzelne ausgenommen, noch immer Irrthümer über die Aetiologie des Kindbettfiebers lehren, und dadurch verschulden, dass die so irrebelehrten Schüler und Schülerin- nen inn- und ausserhalb der Gebärhäuser noch immer so zahl- reiche Infectionsfälle hervorrufen. Ein Grund liegt auch in der Unredlichkeit der Schriftsteller, welche gegen mich ge- schrieben, und welche nicht so, wie wir es in dieser Schrift thun, alles anführen, was für uns, was gegen uns geschrieben wurde, sondern welche den löblichen Usus beobachten, alles

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/418>, abgerufen am 24.11.2024.