men, wo sie an einander gehäuft, den Einwirkungen einer wahrhaft verpesteten Luft ausgesetzt sind.
Wir kennen Vorstände von Gebäranstalten, welche ein widersinnigeres, ja strafwürdigeres Gebahren beobachten, und das sind jene Vorstände von Gebäranstalten, zu welchen auch Scanzoni zählt, die durch ihre widersinnige, zu strafwür- dige Opposition gegen meine Lehre sich in die Nothwendig- keit setzen, viele kranke Wöchnerinnen unterbringen zu müs- sen, während bei Beobachtung meiner Lehre die Räume zur Unterbringung kranker Wöchnerinnen bestimmt, sehr wenig bevölkert sein würden.
Scanzoni sagt am Schlusse seiner Abhandlung über die Aetiologie des Kindbettfiebers: "Aus dem Gesagten geht her- vor, dass wir den miasmatischen Einfluss für denjenigen hal- ten, welcher in Gebäranstalten seine mörderische Kraft so häufig entfaltet, wobei wir jedoch besonders hervorheben müs- sen, dass auch hier atmosphärische oder anders ausgedrückt epidemische Einwirkungen nicht geläugnet werden können, wofür wir nur in Kürze anführen wollen, dass die häufigen Erkrankungen in Gebärhäusern nicht selten mit ausserhalb derselben herrschenden Puerperalepidemien zusammenfallen, den letzteren entsprechend zu- und abnehmen, und wie wir dies wiederholt beobachteten, nicht selten mit dem Eintritte eines plötzlichen Witterungswechsels oder sonstiger atmosphä- rischen Veränderungen bei sonst gleichgebliebenen localen Verhältnissen ebenso plötzlich aufhören!! Die mörderische Kraft in Gebäranstalten finden wir nicht wie Scanzoni im Puerperalmiasma, sondern im zersetzten Stoff, und dass dem so ist, können wir dadurch beweisen, dass wir selbst, von den Erfahrungen Anderer gar nicht zu sprechen, an drei Anstalten diese mörderische Kraft getroffen haben, nicht durch Mass- regeln, gerichtet gegen das Puerperalmiasma, sondern durch Massregeln, gerichtet gegen den zersetzten Stoff. Wenn Scan- zoni die mörderische Kraft in den Gebäranstalten im Puerpe- ralmiasma begründet findet, so stempelt er sich selbst und
men, wo sie an einander gehäuft, den Einwirkungen einer wahrhaft verpesteten Luft ausgesetzt sind.
Wir kennen Vorstände von Gebäranstalten, welche ein widersinnigeres, ja strafwürdigeres Gebahren beobachten, und das sind jene Vorstände von Gebäranstalten, zu welchen auch Scanzoni zählt, die durch ihre widersinnige, zu strafwür- dige Opposition gegen meine Lehre sich in die Nothwendig- keit setzen, viele kranke Wöchnerinnen unterbringen zu müs- sen, während bei Beobachtung meiner Lehre die Räume zur Unterbringung kranker Wöchnerinnen bestimmt, sehr wenig bevölkert sein würden.
Scanzoni sagt am Schlusse seiner Abhandlung über die Aetiologie des Kindbettfiebers: »Aus dem Gesagten geht her- vor, dass wir den miasmatischen Einfluss für denjenigen hal- ten, welcher in Gebäranstalten seine mörderische Kraft so häufig entfaltet, wobei wir jedoch besonders hervorheben müs- sen, dass auch hier atmosphärische oder anders ausgedrückt epidemische Einwirkungen nicht geläugnet werden können, wofür wir nur in Kürze anführen wollen, dass die häufigen Erkrankungen in Gebärhäusern nicht selten mit ausserhalb derselben herrschenden Puerperalepidemien zusammenfallen, den letzteren entsprechend zu- und abnehmen, und wie wir dies wiederholt beobachteten, nicht selten mit dem Eintritte eines plötzlichen Witterungswechsels oder sonstiger atmosphä- rischen Veränderungen bei sonst gleichgebliebenen localen Verhältnissen ebenso plötzlich aufhören!! Die mörderische Kraft in Gebäranstalten finden wir nicht wie Scanzoni im Puerperalmiasma, sondern im zersetzten Stoff, und dass dem so ist, können wir dadurch beweisen, dass wir selbst, von den Erfahrungen Anderer gar nicht zu sprechen, an drei Anstalten diese mörderische Kraft getroffen haben, nicht durch Mass- regeln, gerichtet gegen das Puerperalmiasma, sondern durch Massregeln, gerichtet gegen den zersetzten Stoff. Wenn Scan- zoni die mörderische Kraft in den Gebäranstalten im Puerpe- ralmiasma begründet findet, so stempelt er sich selbst und
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men, wo sie an einander gehäuft, den Einwirkungen einer
wahrhaft verpesteten Luft ausgesetzt sind.
Wir kennen Vorstände von Gebäranstalten, welche ein
widersinnigeres, ja strafwürdigeres Gebahren beobachten,
und das sind jene Vorstände von Gebäranstalten, zu welchen
auch Scanzoni zählt, die durch ihre widersinnige, zu strafwür-
dige Opposition gegen meine Lehre sich in die Nothwendig-
keit setzen, viele kranke Wöchnerinnen unterbringen zu müs-
sen, während bei Beobachtung meiner Lehre die Räume zur
Unterbringung kranker Wöchnerinnen bestimmt, sehr wenig
bevölkert sein würden.
Scanzoni sagt am Schlusse seiner Abhandlung über die
Aetiologie des Kindbettfiebers: »Aus dem Gesagten geht her-
vor, dass wir den miasmatischen Einfluss für denjenigen hal-
ten, welcher in Gebäranstalten seine mörderische Kraft so
häufig entfaltet, wobei wir jedoch besonders hervorheben müs-
sen, dass auch hier atmosphärische oder anders ausgedrückt
epidemische Einwirkungen nicht geläugnet werden können,
wofür wir nur in Kürze anführen wollen, dass die häufigen
Erkrankungen in Gebärhäusern nicht selten mit ausserhalb
derselben herrschenden Puerperalepidemien zusammenfallen,
den letzteren entsprechend zu- und abnehmen, und wie wir
dies wiederholt beobachteten, nicht selten mit dem Eintritte
eines plötzlichen Witterungswechsels oder sonstiger atmosphä-
rischen Veränderungen bei sonst gleichgebliebenen localen
Verhältnissen ebenso plötzlich aufhören!! Die mörderische
Kraft in Gebäranstalten finden wir nicht wie Scanzoni im
Puerperalmiasma, sondern im zersetzten Stoff, und dass dem
so ist, können wir dadurch beweisen, dass wir selbst, von den
Erfahrungen Anderer gar nicht zu sprechen, an drei Anstalten
diese mörderische Kraft getroffen haben, nicht durch Mass-
regeln, gerichtet gegen das Puerperalmiasma, sondern durch
Massregeln, gerichtet gegen den zersetzten Stoff. Wenn Scan-
zoni die mörderische Kraft in den Gebäranstalten im Puerpe-
ralmiasma begründet findet, so stempelt er sich selbst und
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/405>, abgerufen am 24.11.2024.
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