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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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lungen gleich war, und zwar war die Sterblichkeit an bei-
den Abtheilungen durch acht Jahre gleich gross und durch
zwölf Jahre gleich klein, und nur durch sechs Jahre war ein
greller Unterschied in der Sterblichkeit zu Ungunsten der
I. Klinik. Wir haben gezeigt, dass dieser Unterschied dadurch
bedingt war, dass der zersetzte Stoff, der aus der Quelle,
welche der Cadaver darstellt, fliesst, in diesen sechs Jahren
an der I. Klinik durch Zuweisung sämmtlicher Schüler reich-
licher geflossen ist, als an der II. Klinik, dass demnach das
Plus der Sterblichkeit an der I. Klinik im Vergleich zur
II. Klinik in diesen sechs Jahren in den Cadavertheilen zu
suchen ist, mit welchem die Hände der an der I. Abtheilung
Untersuchenden verunreiniget waren.

Nachdem ich den Leser mit der Thatsache bekannt ge-
macht habe, dass das Plus der Sterblichkeit an der I. Klinik
während sechs Jahren im Vergleiche zur II. in den Cadaver-
theilen begründet war, mit welchen die Hände der an der
I. Klinik Untersuchenden verunreiniget werden, wollen wir
wieder zu Scanzoni zurückkehren. Scanzoni sagt: "Nicht um-
hin können wir hier darauf aufmerksam machen, dass ein
Grund der so häufigen und bösartigen Erkrankungen der in
grösseren Gebäranstalten verpflegten Wöchnerinnen wohl auch
in der Angst und Besorgniss zu suchen ist, mit welcher sie
ein Haus betreten, von dem es ihnen bekannt ist, dass es all-
jährlich ein grosses Contingent an Todten stellt.

So wurde uns mehrseitig versichert, dass im Wiener Ge-
bärhause, wo die Aufnahme in den beiden Abtheilungen von
24 zu 24 Stunden wechselt, die Schwangeren und Kreissenden,
wo es nur halbwegs anging, sich nicht früher zur Aufnahme
meldeten, als bis die Stunde für die Aufnahme in die zweite,
zum Unterrichte für die Hebammen bestimmte Abtheilung
schlug, zum Theile vielleicht deshalb, um sich dem auf der
I. Abtheilung den Studirenden ertheilten Unterrichte zu unter-
ziehen, mehr aber wohl aus dem Grunde, weil es allgemein
bekannt ist, dass der Gesundheitszustand der in dieser letzt-

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lungen gleich war, und zwar war die Sterblichkeit an bei-
den Abtheilungen durch acht Jahre gleich gross und durch
zwölf Jahre gleich klein, und nur durch sechs Jahre war ein
greller Unterschied in der Sterblichkeit zu Ungunsten der
I. Klinik. Wir haben gezeigt, dass dieser Unterschied dadurch
bedingt war, dass der zersetzte Stoff, der aus der Quelle,
welche der Cadaver darstellt, fliesst, in diesen sechs Jahren
an der I. Klinik durch Zuweisung sämmtlicher Schüler reich-
licher geflossen ist, als an der II. Klinik, dass demnach das
Plus der Sterblichkeit an der I. Klinik im Vergleich zur
II. Klinik in diesen sechs Jahren in den Cadavertheilen zu
suchen ist, mit welchem die Hände der an der I. Abtheilung
Untersuchenden verunreiniget waren.

Nachdem ich den Leser mit der Thatsache bekannt ge-
macht habe, dass das Plus der Sterblichkeit an der I. Klinik
während sechs Jahren im Vergleiche zur II. in den Cadaver-
theilen begründet war, mit welchen die Hände der an der
I. Klinik Untersuchenden verunreiniget werden, wollen wir
wieder zu Scanzoni zurückkehren. Scanzoni sagt: »Nicht um-
hin können wir hier darauf aufmerksam machen, dass ein
Grund der so häufigen und bösartigen Erkrankungen der in
grösseren Gebäranstalten verpflegten Wöchnerinnen wohl auch
in der Angst und Besorgniss zu suchen ist, mit welcher sie
ein Haus betreten, von dem es ihnen bekannt ist, dass es all-
jährlich ein grosses Contingent an Todten stellt.

So wurde uns mehrseitig versichert, dass im Wiener Ge-
bärhause, wo die Aufnahme in den beiden Abtheilungen von
24 zu 24 Stunden wechselt, die Schwangeren und Kreissenden,
wo es nur halbwegs anging, sich nicht früher zur Aufnahme
meldeten, als bis die Stunde für die Aufnahme in die zweite,
zum Unterrichte für die Hebammen bestimmte Abtheilung
schlug, zum Theile vielleicht deshalb, um sich dem auf der
I. Abtheilung den Studirenden ertheilten Unterrichte zu unter-
ziehen, mehr aber wohl aus dem Grunde, weil es allgemein
bekannt ist, dass der Gesundheitszustand der in dieser letzt-

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[387/0399] lungen gleich war, und zwar war die Sterblichkeit an bei- den Abtheilungen durch acht Jahre gleich gross und durch zwölf Jahre gleich klein, und nur durch sechs Jahre war ein greller Unterschied in der Sterblichkeit zu Ungunsten der I. Klinik. Wir haben gezeigt, dass dieser Unterschied dadurch bedingt war, dass der zersetzte Stoff, der aus der Quelle, welche der Cadaver darstellt, fliesst, in diesen sechs Jahren an der I. Klinik durch Zuweisung sämmtlicher Schüler reich- licher geflossen ist, als an der II. Klinik, dass demnach das Plus der Sterblichkeit an der I. Klinik im Vergleich zur II. Klinik in diesen sechs Jahren in den Cadavertheilen zu suchen ist, mit welchem die Hände der an der I. Abtheilung Untersuchenden verunreiniget waren. Nachdem ich den Leser mit der Thatsache bekannt ge- macht habe, dass das Plus der Sterblichkeit an der I. Klinik während sechs Jahren im Vergleiche zur II. in den Cadaver- theilen begründet war, mit welchen die Hände der an der I. Klinik Untersuchenden verunreiniget werden, wollen wir wieder zu Scanzoni zurückkehren. Scanzoni sagt: »Nicht um- hin können wir hier darauf aufmerksam machen, dass ein Grund der so häufigen und bösartigen Erkrankungen der in grösseren Gebäranstalten verpflegten Wöchnerinnen wohl auch in der Angst und Besorgniss zu suchen ist, mit welcher sie ein Haus betreten, von dem es ihnen bekannt ist, dass es all- jährlich ein grosses Contingent an Todten stellt. So wurde uns mehrseitig versichert, dass im Wiener Ge- bärhause, wo die Aufnahme in den beiden Abtheilungen von 24 zu 24 Stunden wechselt, die Schwangeren und Kreissenden, wo es nur halbwegs anging, sich nicht früher zur Aufnahme meldeten, als bis die Stunde für die Aufnahme in die zweite, zum Unterrichte für die Hebammen bestimmte Abtheilung schlug, zum Theile vielleicht deshalb, um sich dem auf der I. Abtheilung den Studirenden ertheilten Unterrichte zu unter- ziehen, mehr aber wohl aus dem Grunde, weil es allgemein bekannt ist, dass der Gesundheitszustand der in dieser letzt- 25 *

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/399>, abgerufen am 22.11.2024.