an Orten, wo bisher die öffentliche Stimme sich gleichgiltig gegen die furchtbare Aufopferung von Menschenleben ver- hielt, sich dieselbe einst mächtig erheben, und ist dann ihres Sieges völlig gewiss: man wird die Anstalten aufheben oder gesund machen müssen. Zum Heile und Ehre der Wissen- schaft aber ist es zu wünschen, dass man es zu diesem Zwange nicht kommen lasse; dass man früher Hand an's Werk lege, ehe die Volkswuth alles zerstörend über den Haufen wirft.
"Dass von einer therapeutischen Behandlung der einzel- nen Krankheitsfälle die Tilgung dieser Pest nicht zu erwarten ist, brauche ich dem in der Sache Erfahrenen nicht zu bewei- sen. Vielmehr ist dieses nur durch durchgreifende, streng be- folgte Massregeln der Reinigung und Ventilation u. s. w. zu erlangen, scheint aber nach den Erfahrungen der Engländer auf diesem Wege auch sicher erreichbar zu sein.
"Wir müssen uns unseren Collegen in England für dieses Beispiel fruchtgekrönter Bemühungen, für diese uns gewährte Hoffnung einer besseren Zukunft zum Danke verpflichtet füh- len; wir können nichts Besseres thun, als uns auch durch den Augenschein über ihre trefflichen Einrichtungen zu belehren.
"Mit der grössten Zuvorkommenheit wurden mir die An- stalten gezeigt, und mit einem solchen Führer, wie Professor Levy's Schrift, wird man es möglich finden, selbst in sehr kurzer Zeit durch den Augenschein zur vollständigen Kennt- niss der englischen Einrichtung zu gelangen.
"Im vorigen Jahre hat man in Wien die glückliche Ent- deckung gemacht, dass durch eine Reinigung der Hände mit Chlor vor dem Untersuchen die Krankheit in der Abtheilung des Gebärhauses, wo sie bisher fürchterlich wüthete, in auf- fallender Weise beschränkt wurde. In der Zeit der Anwen- dung dieses Mittels sank die Zahl der Todten auf fast 1/10 der sonst gewöhnlichen herab; ein äusserst glänzendes Resultat.
"Ohne Zweifel wird Dr. Semmelweis, dem wir diese Entdeckung verdanken, das Nähere hierüber nächstens ver- öffentlichen; und täuscht nicht Alles, so eröffnet sich durch
an Orten, wo bisher die öffentliche Stimme sich gleichgiltig gegen die furchtbare Aufopferung von Menschenleben ver- hielt, sich dieselbe einst mächtig erheben, und ist dann ihres Sieges völlig gewiss: man wird die Anstalten aufheben oder gesund machen müssen. Zum Heile und Ehre der Wissen- schaft aber ist es zu wünschen, dass man es zu diesem Zwange nicht kommen lasse; dass man früher Hand an’s Werk lege, ehe die Volkswuth alles zerstörend über den Haufen wirft.
»Dass von einer therapeutischen Behandlung der einzel- nen Krankheitsfälle die Tilgung dieser Pest nicht zu erwarten ist, brauche ich dem in der Sache Erfahrenen nicht zu bewei- sen. Vielmehr ist dieses nur durch durchgreifende, streng be- folgte Massregeln der Reinigung und Ventilation u. s. w. zu erlangen, scheint aber nach den Erfahrungen der Engländer auf diesem Wege auch sicher erreichbar zu sein.
»Wir müssen uns unseren Collegen in England für dieses Beispiel fruchtgekrönter Bemühungen, für diese uns gewährte Hoffnung einer besseren Zukunft zum Danke verpflichtet füh- len; wir können nichts Besseres thun, als uns auch durch den Augenschein über ihre trefflichen Einrichtungen zu belehren.
»Mit der grössten Zuvorkommenheit wurden mir die An- stalten gezeigt, und mit einem solchen Führer, wie Professor Levy’s Schrift, wird man es möglich finden, selbst in sehr kurzer Zeit durch den Augenschein zur vollständigen Kennt- niss der englischen Einrichtung zu gelangen.
»Im vorigen Jahre hat man in Wien die glückliche Ent- deckung gemacht, dass durch eine Reinigung der Hände mit Chlor vor dem Untersuchen die Krankheit in der Abtheilung des Gebärhauses, wo sie bisher fürchterlich wüthete, in auf- fallender Weise beschränkt wurde. In der Zeit der Anwen- dung dieses Mittels sank die Zahl der Todten auf fast 1/10 der sonst gewöhnlichen herab; ein äusserst glänzendes Resultat.
»Ohne Zweifel wird Dr. Semmelweis, dem wir diese Entdeckung verdanken, das Nähere hierüber nächstens ver- öffentlichen; und täuscht nicht Alles, so eröffnet sich durch
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an Orten, wo bisher die öffentliche Stimme sich gleichgiltig
gegen die furchtbare Aufopferung von Menschenleben ver-
hielt, sich dieselbe einst mächtig erheben, und ist dann ihres
Sieges völlig gewiss: man wird die Anstalten aufheben oder
gesund machen müssen. Zum Heile und Ehre der Wissen-
schaft aber ist es zu wünschen, dass man es zu diesem Zwange
nicht kommen lasse; dass man früher Hand an’s Werk lege,
ehe die Volkswuth alles zerstörend über den Haufen wirft.
»Dass von einer therapeutischen Behandlung der einzel-
nen Krankheitsfälle die Tilgung dieser Pest nicht zu erwarten
ist, brauche ich dem in der Sache Erfahrenen nicht zu bewei-
sen. Vielmehr ist dieses nur durch durchgreifende, streng be-
folgte Massregeln der Reinigung und Ventilation u. s. w. zu
erlangen, scheint aber nach den Erfahrungen der Engländer
auf diesem Wege auch sicher erreichbar zu sein.
»Wir müssen uns unseren Collegen in England für dieses
Beispiel fruchtgekrönter Bemühungen, für diese uns gewährte
Hoffnung einer besseren Zukunft zum Danke verpflichtet füh-
len; wir können nichts Besseres thun, als uns auch durch den
Augenschein über ihre trefflichen Einrichtungen zu belehren.
»Mit der grössten Zuvorkommenheit wurden mir die An-
stalten gezeigt, und mit einem solchen Führer, wie Professor
Levy’s Schrift, wird man es möglich finden, selbst in sehr
kurzer Zeit durch den Augenschein zur vollständigen Kennt-
niss der englischen Einrichtung zu gelangen.
»Im vorigen Jahre hat man in Wien die glückliche Ent-
deckung gemacht, dass durch eine Reinigung der Hände mit
Chlor vor dem Untersuchen die Krankheit in der Abtheilung
des Gebärhauses, wo sie bisher fürchterlich wüthete, in auf-
fallender Weise beschränkt wurde. In der Zeit der Anwen-
dung dieses Mittels sank die Zahl der Todten auf fast 1/10 der
sonst gewöhnlichen herab; ein äusserst glänzendes Resultat.
»Ohne Zweifel wird Dr. Semmelweis, dem wir diese
Entdeckung verdanken, das Nähere hierüber nächstens ver-
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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