In dem Unterschiede der atmosphärischen Einflüsse ge- nannter Länder kann demnach der Unterschied in dem Ge- sundheitszustande der Wöchnerinnen nicht liegen. Aber die Ansichten englischer Aerzte über die Entstehung des Kind- bettfiebers sind wesentlich verschieden von der Ansicht, welche französische und deutsche Aerzte über denselben Gegenstand haben.
Die englischen Aerzte halten das Kindbettfieber für con- tagiös; in Frankreich und Deutschland war immer die An- sicht vorherrschend, dass das Kindbettfieber nicht contagiös sei. Dass das Kindbettfieber nicht contagiös sei, ist auch meine Ueberzeugung; ich habe meine Gründe schon ange- führt, und werde in dieser Schrift noch einmal Gelegenheit haben, auf denselben Gegenstand zurückzukommen.
Aber das Kindbettfieber ist von einer kranken Schwan- geren, Kreissenden oder Wöchnerin auf gesunde Schwan- gere, Kreissende und Wöchnerinnen durch Vermittlung eines zersetzten Stoffes, welchen die kranke Schwangere, Kreissende und Wöchnerin erzeugt, übertragbar; das Kindbettfieber ist demnach nicht von einer jeden kranken Schwangeren, Kreis- senden oder Wöchnerin auf gesunde übertragbar während des Lebens, sondern nur von denjenigen Kranken, welche einen zersetzten Stoff erzeugen. Nach dem Tode ist von einer jeden Puerpera-Leiche das Kindbettfieber übertragbar auf gesunde, wenn die Leiche den nöthigen Fäulnissgrad erreicht hat.
Die Engländer, von der Ansicht ausgehend, dass das Kindbettfieber contagiös sei, besuchen eine gesunde Schwan- gere, Kreissende oder Wöchnerin nicht, wenn sie früher eine kranke Schwangere, Kreissende oder Wöchnerin besucht hat- ten, ohne sich früher die Hände mit Chlor zu waschen, ohne die Kleider gewechselt zu haben, und wenn die Zahl der Er- krankungen zunimmt, unternehmen selbe Reisen oder geben für einige Zeit die Praxis ganz auf. Die englischen Aerzte gehen nach der Section einer Puerpera-Leiche zu keiner ge- sunden Schwangeren, Kreissenden oder Wöchnerin, ohne sich
In dem Unterschiede der atmosphärischen Einflüsse ge- nannter Länder kann demnach der Unterschied in dem Ge- sundheitszustande der Wöchnerinnen nicht liegen. Aber die Ansichten englischer Aerzte über die Entstehung des Kind- bettfiebers sind wesentlich verschieden von der Ansicht, welche französische und deutsche Aerzte über denselben Gegenstand haben.
Die englischen Aerzte halten das Kindbettfieber für con- tagiös; in Frankreich und Deutschland war immer die An- sicht vorherrschend, dass das Kindbettfieber nicht contagiös sei. Dass das Kindbettfieber nicht contagiös sei, ist auch meine Ueberzeugung; ich habe meine Gründe schon ange- führt, und werde in dieser Schrift noch einmal Gelegenheit haben, auf denselben Gegenstand zurückzukommen.
Aber das Kindbettfieber ist von einer kranken Schwan- geren, Kreissenden oder Wöchnerin auf gesunde Schwan- gere, Kreissende und Wöchnerinnen durch Vermittlung eines zersetzten Stoffes, welchen die kranke Schwangere, Kreissende und Wöchnerin erzeugt, übertragbar; das Kindbettfieber ist demnach nicht von einer jeden kranken Schwangeren, Kreis- senden oder Wöchnerin auf gesunde übertragbar während des Lebens, sondern nur von denjenigen Kranken, welche einen zersetzten Stoff erzeugen. Nach dem Tode ist von einer jeden Puerpera-Leiche das Kindbettfieber übertragbar auf gesunde, wenn die Leiche den nöthigen Fäulnissgrad erreicht hat.
Die Engländer, von der Ansicht ausgehend, dass das Kindbettfieber contagiös sei, besuchen eine gesunde Schwan- gere, Kreissende oder Wöchnerin nicht, wenn sie früher eine kranke Schwangere, Kreissende oder Wöchnerin besucht hat- ten, ohne sich früher die Hände mit Chlor zu waschen, ohne die Kleider gewechselt zu haben, und wenn die Zahl der Er- krankungen zunimmt, unternehmen selbe Reisen oder geben für einige Zeit die Praxis ganz auf. Die englischen Aerzte gehen nach der Section einer Puerpera-Leiche zu keiner ge- sunden Schwangeren, Kreissenden oder Wöchnerin, ohne sich
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In dem Unterschiede der atmosphärischen Einflüsse ge-
nannter Länder kann demnach der Unterschied in dem Ge-
sundheitszustande der Wöchnerinnen nicht liegen. Aber die
Ansichten englischer Aerzte über die Entstehung des Kind-
bettfiebers sind wesentlich verschieden von der Ansicht, welche
französische und deutsche Aerzte über denselben Gegenstand
haben.
Die englischen Aerzte halten das Kindbettfieber für con-
tagiös; in Frankreich und Deutschland war immer die An-
sicht vorherrschend, dass das Kindbettfieber nicht contagiös
sei. Dass das Kindbettfieber nicht contagiös sei, ist auch
meine Ueberzeugung; ich habe meine Gründe schon ange-
führt, und werde in dieser Schrift noch einmal Gelegenheit
haben, auf denselben Gegenstand zurückzukommen.
Aber das Kindbettfieber ist von einer kranken Schwan-
geren, Kreissenden oder Wöchnerin auf gesunde Schwan-
gere, Kreissende und Wöchnerinnen durch Vermittlung eines
zersetzten Stoffes, welchen die kranke Schwangere, Kreissende
und Wöchnerin erzeugt, übertragbar; das Kindbettfieber ist
demnach nicht von einer jeden kranken Schwangeren, Kreis-
senden oder Wöchnerin auf gesunde übertragbar während des
Lebens, sondern nur von denjenigen Kranken, welche einen
zersetzten Stoff erzeugen. Nach dem Tode ist von einer jeden
Puerpera-Leiche das Kindbettfieber übertragbar auf gesunde,
wenn die Leiche den nöthigen Fäulnissgrad erreicht hat.
Die Engländer, von der Ansicht ausgehend, dass das
Kindbettfieber contagiös sei, besuchen eine gesunde Schwan-
gere, Kreissende oder Wöchnerin nicht, wenn sie früher eine
kranke Schwangere, Kreissende oder Wöchnerin besucht hat-
ten, ohne sich früher die Hände mit Chlor zu waschen, ohne
die Kleider gewechselt zu haben, und wenn die Zahl der Er-
krankungen zunimmt, unternehmen selbe Reisen oder geben
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/158>, abgerufen am 27.11.2024.
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