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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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Diese Tabelle muss jedem Unbefangenen die Ueberzeu-
gung beibringen, dass die Sterblichkeit unter den Wöchne-
rinnen des Wiener Gebärhauses innerhalb 75 Jahren nicht
durch atmosphärische Einflüsse bedingt war, sondern dass es
ein zersetzter thierisch-organischer Stoff war, welcher, je
nachdem er häufiger oder seltener den Individuen von aussen
eingebracht wurde, die Sterblichkeitsschwankungen hervor-
brachte, wie selbe eben gegenwärtige Tabelle anschaulich
macht. Und da die Gesetze der Natur in der ganzen Welt
gleich sind, so thue ich, gestützt auf diese Tabelle, den Aus-
spruch, dass es nie atmosphärisch-cosmisch-tellurische Ein-
flüsse gegeben hat, welche im Stande gewesen wären, das
Kindbettfieber hervorzubringen, und dass die endlose Reihe
der Epidemien, wie solche in der medicinischen Literatur auf-
gezählt wird, lauter verhütbare Infectionsfälle von aussen wa-
ren, d. h. sämmtlich Erkrankungen dadurch entstanden, dass
den Individuen ein zersetzter thierisch-organischer Stoff von
aussen eingebracht wurde.

Dass die sogenannten Epidemien in den Gebärhäusern
nicht durch atmosphärische Einflüsse, sondern durch einen
zersetzten thierisch-organischen Stoff, welcher den Individuen
von aussen beigebracht wurde, bedingt seien, beweiset der
günstigere Gesundheitszustand der in englischen Gebärhäu-
sern verpflegten Wöchnerinnen, und der günstigere Gesund-
heitszustand der Wöchnerinnen in den Gebärhäusern derjeni-
gen Länder, in welchen englische Ansichten vorherrschen,
wie in Irland und Schottland, in Vergleich mit dem schlech-
teren Gesundheitszustande der Wöchnerinnen in deutschen
und französischen Gebärhäusern.

Es ist kein Grund vorhanden zu der Annahme, dass die
atmosphärischen Einflüsse, welche in deutschen und französi-
schen Gebärhäusern die Wöchnerinnen in so grosser Anzahl
dahinraffen, nicht auch in England, Schottland und Irland
sollten statthaben können.

Semmelweis, Kindbettfieber. 10

Diese Tabelle muss jedem Unbefangenen die Ueberzeu-
gung beibringen, dass die Sterblichkeit unter den Wöchne-
rinnen des Wiener Gebärhauses innerhalb 75 Jahren nicht
durch atmosphärische Einflüsse bedingt war, sondern dass es
ein zersetzter thierisch-organischer Stoff war, welcher, je
nachdem er häufiger oder seltener den Individuen von aussen
eingebracht wurde, die Sterblichkeitsschwankungen hervor-
brachte, wie selbe eben gegenwärtige Tabelle anschaulich
macht. Und da die Gesetze der Natur in der ganzen Welt
gleich sind, so thue ich, gestützt auf diese Tabelle, den Aus-
spruch, dass es nie atmosphärisch-cosmisch-tellurische Ein-
flüsse gegeben hat, welche im Stande gewesen wären, das
Kindbettfieber hervorzubringen, und dass die endlose Reihe
der Epidemien, wie solche in der medicinischen Literatur auf-
gezählt wird, lauter verhütbare Infectionsfälle von aussen wa-
ren, d. h. sämmtlich Erkrankungen dadurch entstanden, dass
den Individuen ein zersetzter thierisch-organischer Stoff von
aussen eingebracht wurde.

Dass die sogenannten Epidemien in den Gebärhäusern
nicht durch atmosphärische Einflüsse, sondern durch einen
zersetzten thierisch-organischen Stoff, welcher den Individuen
von aussen beigebracht wurde, bedingt seien, beweiset der
günstigere Gesundheitszustand der in englischen Gebärhäu-
sern verpflegten Wöchnerinnen, und der günstigere Gesund-
heitszustand der Wöchnerinnen in den Gebärhäusern derjeni-
gen Länder, in welchen englische Ansichten vorherrschen,
wie in Irland und Schottland, in Vergleich mit dem schlech-
teren Gesundheitszustande der Wöchnerinnen in deutschen
und französischen Gebärhäusern.

Es ist kein Grund vorhanden zu der Annahme, dass die
atmosphärischen Einflüsse, welche in deutschen und französi-
schen Gebärhäusern die Wöchnerinnen in so grosser Anzahl
dahinraffen, nicht auch in England, Schottland und Irland
sollten statthaben können.

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[145/0157] Diese Tabelle muss jedem Unbefangenen die Ueberzeu- gung beibringen, dass die Sterblichkeit unter den Wöchne- rinnen des Wiener Gebärhauses innerhalb 75 Jahren nicht durch atmosphärische Einflüsse bedingt war, sondern dass es ein zersetzter thierisch-organischer Stoff war, welcher, je nachdem er häufiger oder seltener den Individuen von aussen eingebracht wurde, die Sterblichkeitsschwankungen hervor- brachte, wie selbe eben gegenwärtige Tabelle anschaulich macht. Und da die Gesetze der Natur in der ganzen Welt gleich sind, so thue ich, gestützt auf diese Tabelle, den Aus- spruch, dass es nie atmosphärisch-cosmisch-tellurische Ein- flüsse gegeben hat, welche im Stande gewesen wären, das Kindbettfieber hervorzubringen, und dass die endlose Reihe der Epidemien, wie solche in der medicinischen Literatur auf- gezählt wird, lauter verhütbare Infectionsfälle von aussen wa- ren, d. h. sämmtlich Erkrankungen dadurch entstanden, dass den Individuen ein zersetzter thierisch-organischer Stoff von aussen eingebracht wurde. Dass die sogenannten Epidemien in den Gebärhäusern nicht durch atmosphärische Einflüsse, sondern durch einen zersetzten thierisch-organischen Stoff, welcher den Individuen von aussen beigebracht wurde, bedingt seien, beweiset der günstigere Gesundheitszustand der in englischen Gebärhäu- sern verpflegten Wöchnerinnen, und der günstigere Gesund- heitszustand der Wöchnerinnen in den Gebärhäusern derjeni- gen Länder, in welchen englische Ansichten vorherrschen, wie in Irland und Schottland, in Vergleich mit dem schlech- teren Gesundheitszustande der Wöchnerinnen in deutschen und französischen Gebärhäusern. Es ist kein Grund vorhanden zu der Annahme, dass die atmosphärischen Einflüsse, welche in deutschen und französi- schen Gebärhäusern die Wöchnerinnen in so grosser Anzahl dahinraffen, nicht auch in England, Schottland und Irland sollten statthaben können. Semmelweis, Kindbettfieber. 10

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/157>, abgerufen am 09.11.2024.