Es wissen auch einige Oestorffische Einwoh- ner zu erzählen, daß vor mehr als 20. Jahren an einem Orte etwas tieffer gegraben worden, da denen Arbeitern ein so starcker Dunst entgegen gekommen, * daß sie davon weichen müssen. Auch bin ich vor 2. Jahren an demselben Ort zu einem Loch kommen, wo etwas Regen-Wasser zusammen gelauffen war, von welchem mir ge- sagt worden, daß öffters todte Vögel daselbst gefunden würden; daher ich begierig war, sol- ches selbst zu sehen, und nach der Ursach zu for- schen. Ich habe damahls auf einmahl mehr als zehen Stück allerley kleine Vögel, Mäuse, Eidexen und Schlangen gezählet, welche gleich auf der Stelle erstickt und todt um das Loch herum lagen.
Es haben dieses Jahr die Steinbrecher auff meine Veranlassung an einem Orte wieder an- gefangen in die Tieffe zu brechen, worauff sich bald die schwefelichten Dünste wieder spühren lassen, auch einige Tage angehalten, ob gleich die Oeffnung und Tieffe des Loches noch gar gering war.
§. 6.
Man siehet indessen hieraus, daß man nicht viel Mühe haben würde, zu Pyrmont eine Grotta del Cane, wie auf dem Lucullianischen Hügel eine halbe Meile von Napoli gefunden, und von denen Reisenden bewundert wird, zu verfertigen.
Wie
* Erstickende mineralische Dünste.
Cap. III. Natuͤrliche Beſchreibungen
Es wiſſen auch einige Oeſtorffiſche Einwoh- ner zu erzaͤhlen, daß vor mehr als 20. Jahren an einem Orte etwas tieffer gegraben worden, da denen Arbeitern ein ſo ſtarcker Dunſt entgegen gekommen, * daß ſie davon weichen muͤſſen. Auch bin ich vor 2. Jahren an demſelben Ort zu einem Loch kommen, wo etwas Regen-Waſſer zuſammen gelauffen war, von welchem mir ge- ſagt worden, daß oͤffters todte Voͤgel daſelbſt gefunden wuͤrden; daher ich begierig war, ſol- ches ſelbſt zu ſehen, und nach der Urſach zu for- ſchen. Ich habe damahls auf einmahl mehr als zehen Stuͤck allerley kleine Voͤgel, Maͤuſe, Eidexen und Schlangen gezaͤhlet, welche gleich auf der Stelle erſtickt und todt um das Loch herum lagen.
Es haben dieſes Jahr die Steinbrecher auff meine Veranlaſſung an einem Orte wieder an- gefangen in die Tieffe zu brechen, worauff ſich bald die ſchwefelichten Duͤnſte wieder ſpuͤhren laſſen, auch einige Tage angehalten, ob gleich die Oeffnung und Tieffe des Loches noch gar gering war.
§. 6.
Man ſiehet indeſſen hieraus, daß man nicht viel Muͤhe haben wuͤrde, zu Pyrmont eine Grotta del Cane, wie auf dem Lucullianiſchen Huͤgel eine halbe Meile von Napoli gefunden, und von denen Reiſenden bewundert wird, zu verfertigen.
Wie
* Erſtickende mineraliſche Duͤnſte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbn="48"facs="#f0068"/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#aq">Cap. III.</hi> Natuͤrliche Beſchreibungen</fw><lb/><p>Es wiſſen auch einige Oeſtorffiſche Einwoh-<lb/>
ner zu erzaͤhlen, daß vor mehr als 20. Jahren an<lb/>
einem Orte etwas tieffer gegraben worden, da<lb/>
denen Arbeitern ein ſo ſtarcker Dunſt entgegen<lb/>
gekommen, <noteplace="foot"n="*">Erſtickende <hirendition="#aq">minerali</hi>ſche Duͤnſte.</note> daß ſie davon weichen muͤſſen.<lb/>
Auch bin ich vor 2. Jahren an demſelben Ort zu<lb/>
einem Loch kommen, wo etwas Regen-Waſſer<lb/>
zuſammen gelauffen war, von welchem mir ge-<lb/>ſagt worden, daß oͤffters todte Voͤgel daſelbſt<lb/>
gefunden wuͤrden; daher ich begierig war, ſol-<lb/>
ches ſelbſt zu ſehen, und nach der Urſach zu for-<lb/>ſchen. Ich habe damahls auf einmahl mehr<lb/>
als zehen Stuͤck allerley kleine Voͤgel, Maͤuſe,<lb/>
Eidexen und Schlangen gezaͤhlet, welche gleich<lb/>
auf der Stelle erſtickt und todt um das Loch<lb/>
herum lagen.</p><lb/><p>Es haben dieſes Jahr die Steinbrecher auff<lb/>
meine Veranlaſſung an einem Orte wieder an-<lb/>
gefangen in die Tieffe zu brechen, worauff ſich<lb/>
bald die ſchwefelichten Duͤnſte wieder ſpuͤhren<lb/>
laſſen, auch einige Tage angehalten, ob gleich<lb/>
die Oeffnung und Tieffe des Loches noch gar<lb/>
gering war.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 6.</head><p>Man ſiehet indeſſen hieraus, daß man<lb/>
nicht viel Muͤhe haben wuͤrde, zu Pyrmont eine<lb/><hirendition="#aq">Grotta del Cane,</hi> wie auf dem Lucullianiſchen<lb/>
Huͤgel eine halbe Meile von <hirendition="#aq">Napoli</hi> gefunden,<lb/>
und von denen Reiſenden bewundert wird, zu<lb/>
verfertigen.</p><lb/><fwtype="catch"place="bottom">Wie</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[48/0068]
Cap. III. Natuͤrliche Beſchreibungen
Es wiſſen auch einige Oeſtorffiſche Einwoh-
ner zu erzaͤhlen, daß vor mehr als 20. Jahren an
einem Orte etwas tieffer gegraben worden, da
denen Arbeitern ein ſo ſtarcker Dunſt entgegen
gekommen, * daß ſie davon weichen muͤſſen.
Auch bin ich vor 2. Jahren an demſelben Ort zu
einem Loch kommen, wo etwas Regen-Waſſer
zuſammen gelauffen war, von welchem mir ge-
ſagt worden, daß oͤffters todte Voͤgel daſelbſt
gefunden wuͤrden; daher ich begierig war, ſol-
ches ſelbſt zu ſehen, und nach der Urſach zu for-
ſchen. Ich habe damahls auf einmahl mehr
als zehen Stuͤck allerley kleine Voͤgel, Maͤuſe,
Eidexen und Schlangen gezaͤhlet, welche gleich
auf der Stelle erſtickt und todt um das Loch
herum lagen.
Es haben dieſes Jahr die Steinbrecher auff
meine Veranlaſſung an einem Orte wieder an-
gefangen in die Tieffe zu brechen, worauff ſich
bald die ſchwefelichten Duͤnſte wieder ſpuͤhren
laſſen, auch einige Tage angehalten, ob gleich
die Oeffnung und Tieffe des Loches noch gar
gering war.
§. 6. Man ſiehet indeſſen hieraus, daß man
nicht viel Muͤhe haben wuͤrde, zu Pyrmont eine
Grotta del Cane, wie auf dem Lucullianiſchen
Huͤgel eine halbe Meile von Napoli gefunden,
und von denen Reiſenden bewundert wird, zu
verfertigen.
Wie
* Erſtickende mineraliſche Duͤnſte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/68>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.