Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VIII. Mißbräuche und Fehler
gantz unauflößlich werden, da solche doch son-
sten durch die herrliche Tugenden des Was-
sers hätten können gehoben, und curiret wer-
den.

§. 7.

Und daher kommt es denn auch her-
nach, daß man klagen höret: * das Wasser
sey dem Magen zu starck gewesen; man habe
dem Magen damit verdorben; der Brunnen
habe ein kaltes Fieber erwecket, bey welchem
man viel nach der Brunnen-Cur ausstehen
müssen; die Brust sey schwächer worden, man
habe viel Husten gehabt etc. Alles aber rühret
von dem unvorsichtigen Kalt-Trincken her, und
von denen offt wiederholten ungewöhnlichen
Erkältungen der Eingeweide, und sind diejeni-
gen noch glücklich, denen deßhalben nicht noch
etwas ärgeres wiederfähret.

§. 8.

Unsere Natur ist nach der heutigen Le-
bens-Art gar nicht zu solchen kalten Tracta-
ment
en gewöhnet. In den ersten Jahren
bekommen die Kinder warme Milch, Süpp-
lein und Brühen; Erwachsene nehmen des
Morgens Thee, Caffee, Chocolade, oder
sonst etwas warmes. Unter hundert Perso-
nen von Distinction ist manchmahl nicht eine,
welche gewohnt ist des Morgens etwas Kaltes
zu trincken. Und wie viele sind wohl unter de-
nen Dames und zarten Frauenzimmer, welche

ihre
* Ursachen der Beschwehrungen nach der Brunnen
Cur.

Cap. VIII. Mißbraͤuche und Fehler
gantz unaufloͤßlich werden, da ſolche doch ſon-
ſten durch die herrliche Tugenden des Waſ-
ſers haͤtten koͤnnen gehoben, und curiret wer-
den.

§. 7.

Und daher kommt es denn auch her-
nach, daß man klagen hoͤret: * das Waſſer
ſey dem Magen zu ſtarck geweſen; man habe
dem Magen damit verdorben; der Brunnen
habe ein kaltes Fieber erwecket, bey welchem
man viel nach der Brunnen-Cur ausſtehen
muͤſſen; die Bruſt ſey ſchwaͤcher worden, man
habe viel Huſten gehabt ꝛc. Alles aber ruͤhret
von dem unvorſichtigen Kalt-Trincken her, und
von denen offt wiederholten ungewoͤhnlichen
Erkaͤltungen der Eingeweide, und ſind diejeni-
gen noch gluͤcklich, denen deßhalben nicht noch
etwas aͤrgeres wiederfaͤhret.

§. 8.

Unſere Natur iſt nach der heutigen Le-
bens-Art gar nicht zu ſolchen kalten Tracta-
ment
en gewoͤhnet. In den erſten Jahren
bekommen die Kinder warme Milch, Suͤpp-
lein und Bruͤhen; Erwachſene nehmen des
Morgens Thee, Caffée, Chocolade, oder
ſonſt etwas warmes. Unter hundert Perſo-
nen von Diſtinction iſt manchmahl nicht eine,
welche gewohnt iſt des Morgens etwas Kaltes
zu trincken. Und wie viele ſind wohl unter de-
nen Dames und zarten Frauenzimmer, welche

ihre
* Urſachen der Beſchwehrungen nach der Brunnen
Cur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0302" n="282"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. VIII.</hi> Mißbra&#x0364;uche und Fehler</hi></fw><lb/>
gantz unauflo&#x0364;ßlich werden, da &#x017F;olche doch &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;ten durch die herrliche Tugenden des Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers ha&#x0364;tten ko&#x0364;nnen gehoben, und <hi rendition="#aq">curi</hi>ret wer-<lb/>
den.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 7.</head>
          <p>Und daher kommt es denn auch her-<lb/>
nach, daß man klagen ho&#x0364;ret: <note place="foot" n="*">Ur&#x017F;achen der Be&#x017F;chwehrungen nach der Brunnen<lb/>
Cur.</note> das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ey dem Magen zu &#x017F;tarck gewe&#x017F;en; man habe<lb/>
dem Magen damit verdorben; der Brunnen<lb/>
habe ein kaltes Fieber erwecket, bey welchem<lb/>
man viel nach der Brunnen-Cur aus&#x017F;tehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; die Bru&#x017F;t &#x017F;ey &#x017F;chwa&#x0364;cher worden, man<lb/>
habe viel Hu&#x017F;ten gehabt &#xA75B;c. Alles aber ru&#x0364;hret<lb/>
von dem unvor&#x017F;ichtigen Kalt-Trincken her, und<lb/>
von denen offt wiederholten ungewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Erka&#x0364;ltungen der Eingeweide, und &#x017F;ind diejeni-<lb/>
gen noch glu&#x0364;cklich, denen deßhalben nicht noch<lb/>
etwas a&#x0364;rgeres wiederfa&#x0364;hret.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 8.</head>
          <p>Un&#x017F;ere Natur i&#x017F;t nach der heutigen Le-<lb/>
bens-Art gar nicht zu &#x017F;olchen kalten <hi rendition="#aq">Tracta-<lb/>
ment</hi>en gewo&#x0364;hnet. In den er&#x017F;ten Jahren<lb/>
bekommen die Kinder warme Milch, Su&#x0364;pp-<lb/>
lein und Bru&#x0364;hen; Erwach&#x017F;ene nehmen des<lb/>
Morgens <hi rendition="#aq">Thee, Caffée, Chocolade,</hi> oder<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t etwas warmes. Unter hundert Per&#x017F;o-<lb/>
nen von <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tinction</hi> i&#x017F;t manchmahl nicht eine,<lb/>
welche gewohnt i&#x017F;t des Morgens etwas Kaltes<lb/>
zu trincken. Und wie viele &#x017F;ind wohl unter de-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Dames</hi> und zarten Frauenzimmer, welche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihre</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0302] Cap. VIII. Mißbraͤuche und Fehler gantz unaufloͤßlich werden, da ſolche doch ſon- ſten durch die herrliche Tugenden des Waſ- ſers haͤtten koͤnnen gehoben, und curiret wer- den. §. 7. Und daher kommt es denn auch her- nach, daß man klagen hoͤret: * das Waſſer ſey dem Magen zu ſtarck geweſen; man habe dem Magen damit verdorben; der Brunnen habe ein kaltes Fieber erwecket, bey welchem man viel nach der Brunnen-Cur ausſtehen muͤſſen; die Bruſt ſey ſchwaͤcher worden, man habe viel Huſten gehabt ꝛc. Alles aber ruͤhret von dem unvorſichtigen Kalt-Trincken her, und von denen offt wiederholten ungewoͤhnlichen Erkaͤltungen der Eingeweide, und ſind diejeni- gen noch gluͤcklich, denen deßhalben nicht noch etwas aͤrgeres wiederfaͤhret. §. 8. Unſere Natur iſt nach der heutigen Le- bens-Art gar nicht zu ſolchen kalten Tracta- menten gewoͤhnet. In den erſten Jahren bekommen die Kinder warme Milch, Suͤpp- lein und Bruͤhen; Erwachſene nehmen des Morgens Thee, Caffée, Chocolade, oder ſonſt etwas warmes. Unter hundert Perſo- nen von Diſtinction iſt manchmahl nicht eine, welche gewohnt iſt des Morgens etwas Kaltes zu trincken. Und wie viele ſind wohl unter de- nen Dames und zarten Frauenzimmer, welche ihre * Urſachen der Beſchwehrungen nach der Brunnen Cur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/302
Zitationshilfe: Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/302>, abgerufen am 24.11.2024.