schaffen. Derowegen wollen wir zum Be- schluß unserer Brunnen-Beschreibung noch kürtzlich etwas von denen vornehmsten Miß- bräuchen und Fehlern melden, welche bey dem innerlichen und äusserlichen Gebrauch unsers Wassers begangen werden.
§. 3.
I. Es ist also erstlich das unordentliche und unvorsichtige Kalt-Trincken, * wodurch der allermeiste Schade geschiehet. Denn ob- gleich sonsten durch so viele traurige Exempel ie- dermann bekannt gnung ist, wie grossen Scha- den man durch kalte Trüncke an seiner Gesund- heit leiden könne, so bedencket man doch solches bey Gebrauch der Gesund-Brunnen am aller- wenigsten, sondern trincket, oder giesset und stürtzet das Eiß-kalte Wasser manchmahl ohne Athem hohlen und Bart wischen mit grossen Gläsern hinunter. Wenn nur die Quantität Wasser, welche man sich vorgesetzet hat, in den Leib kömmt; weiter haben viele nichts dabey zu bedencken, sondern weil man aus einem Ge- sund-Brunnen trincket, so soll das Wasser nach allen seinen wesentlichen und zufälligen Eigen- schafften gesund und unschädlich seyn.
Es mag aber ein ieder recht erwegen, ob es wohl möglich, daß die natürliche innerliche Hi- tze bey allen Cur-Gästen starck gnung sey, sechs acht und mehr Pfund Eiß-kaltes Wasser (wel- ches mancher in einer oder anderthalben Stun-
den
* Das kalte Trincken.
S 4
bey der Brunnen-Cur.
ſchaffen. Derowegen wollen wir zum Be- ſchluß unſerer Brunnen-Beſchreibung noch kuͤrtzlich etwas von denen vornehmſten Miß- braͤuchen und Fehlern melden, welche bey dem innerlichen und aͤuſſerlichen Gebrauch unſers Waſſers begangen werden.
§. 3.
I. Es iſt alſo erſtlich das unordentliche und unvorſichtige Kalt-Trincken, * wodurch der allermeiſte Schade geſchiehet. Denn ob- gleich ſonſten durch ſo viele traurige Exempel ie- dermann bekannt gnung iſt, wie groſſen Scha- den man durch kalte Truͤncke an ſeiner Geſund- heit leiden koͤnne, ſo bedencket man doch ſolches bey Gebrauch der Geſund-Brunnen am aller- wenigſten, ſondern trincket, oder gieſſet und ſtuͤrtzet das Eiß-kalte Waſſer manchmahl ohne Athem hohlen und Bart wiſchen mit groſſen Glaͤſern hinunter. Wenn nur die Quantitaͤt Waſſer, welche man ſich vorgeſetzet hat, in den Leib koͤmmt; weiter haben viele nichts dabey zu bedencken, ſondern weil man aus einem Ge- ſund-Brunnen trincket, ſo ſoll das Waſſer nach allen ſeinen weſentlichen und zufaͤlligen Eigen- ſchafften geſund und unſchaͤdlich ſeyn.
Es mag aber ein ieder recht erwegen, ob es wohl moͤglich, daß die natuͤrliche innerliche Hi- tze bey allen Cur-Gaͤſten ſtarck gnung ſey, ſechs acht und mehr Pfund Eiß-kaltes Waſſer (wel- ches mancher in einer oder anderthalben Stun-
den
* Das kalte Trincken.
S 4
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bey der Brunnen-Cur.
ſchaffen. Derowegen wollen wir zum Be-
ſchluß unſerer Brunnen-Beſchreibung noch
kuͤrtzlich etwas von denen vornehmſten Miß-
braͤuchen und Fehlern melden, welche bey dem
innerlichen und aͤuſſerlichen Gebrauch unſers
Waſſers begangen werden.
§. 3. I. Es iſt alſo erſtlich das unordentliche
und unvorſichtige Kalt-Trincken, * wodurch
der allermeiſte Schade geſchiehet. Denn ob-
gleich ſonſten durch ſo viele traurige Exempel ie-
dermann bekannt gnung iſt, wie groſſen Scha-
den man durch kalte Truͤncke an ſeiner Geſund-
heit leiden koͤnne, ſo bedencket man doch ſolches
bey Gebrauch der Geſund-Brunnen am aller-
wenigſten, ſondern trincket, oder gieſſet und
ſtuͤrtzet das Eiß-kalte Waſſer manchmahl ohne
Athem hohlen und Bart wiſchen mit groſſen
Glaͤſern hinunter. Wenn nur die Quantitaͤt
Waſſer, welche man ſich vorgeſetzet hat, in den
Leib koͤmmt; weiter haben viele nichts dabey
zu bedencken, ſondern weil man aus einem Ge-
ſund-Brunnen trincket, ſo ſoll das Waſſer nach
allen ſeinen weſentlichen und zufaͤlligen Eigen-
ſchafften geſund und unſchaͤdlich ſeyn.
Es mag aber ein ieder recht erwegen, ob es
wohl moͤglich, daß die natuͤrliche innerliche Hi-
tze bey allen Cur-Gaͤſten ſtarck gnung ſey, ſechs
acht und mehr Pfund Eiß-kaltes Waſſer (wel-
ches mancher in einer oder anderthalben Stun-
den
* Das kalte Trincken.
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Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/299>, abgerufen am 16.02.2025.
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