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Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717.

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der Pyrmontischen Gesund-Brunnen.
ben-Ofen geleget werden, verliehren dieselben
allen Glantz und Durchsichtigkeit, wie auch
durch die Calcination in offenem Feuer, und
werden zu einem weissen Pulver, welches selbst
den Schnee an Weisse und Reinigkeit über-
trifft. Es hat aber solches gantz die Art nicht
wie Kalck, denn es erhitzet sich nach der Calci-
nation
nicht, wenn Wasser darüber gegossen
wird, wallet auch mit sauren Sachen gar nicht
auf, mit einem Wort, wie ein reiner Lapis se-
lenites
ist, so findet man diese crystallinische
Materie nach allen Haupt-Qualitäten.

§. 120.

Daß ich aber folche auch mit dem
Berg-Crystall verglichen, ist die Ursache, weil
diese Materie, nachdem man mit der Evapora-
tion
langsamer oder geschwinder umgangen,
sich auf so mancherley Art in lauter kleine läng-
liche Spiesse und Stacheln crystallisiren lässet,
welches man bey der natürlichen Zeugung des
Lapidis selenitae nicht also observiret, sondern
bey derselben setzet sich gemeiniglich immer ein
dünnes Blätlein auf das andere, und werden
also lauter platte, breite Stücke daraus formi-
ret.

§. 121.

Es ist auch zu vermuthen, daß der
Berg-Crystall, Tropff-Stein und allerley
crystallinisches, durchsichtiges Gesteine und
Drüsen in denen Bergwercken, auf eben eine
solche Art generiret werden, indem der natür-
liche, säuerliche, salinische Spiritus allerhand

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der Pyrmontiſchen Geſund-Brunnen.
ben-Ofen geleget werden, verliehren dieſelben
allen Glantz und Durchſichtigkeit, wie auch
durch die Calcination in offenem Feuer, und
werden zu einem weiſſen Pulver, welches ſelbſt
den Schnee an Weiſſe und Reinigkeit uͤber-
trifft. Es hat aber ſolches gantz die Art nicht
wie Kalck, denn es erhitzet ſich nach der Calci-
nation
nicht, wenn Waſſer daruͤber gegoſſen
wird, wallet auch mit ſauren Sachen gar nicht
auf, mit einem Wort, wie ein reiner Lapis ſe-
lenites
iſt, ſo findet man dieſe cryſtalliniſche
Materie nach allen Haupt-Qualitaͤten.

§. 120.

Daß ich aber folche auch mit dem
Berg-Cryſtall verglichen, iſt die Urſache, weil
dieſe Materie, nachdem man mit der Evapora-
tion
langſamer oder geſchwinder umgangen,
ſich auf ſo mancherley Art in lauter kleine laͤng-
liche Spieſſe und Stacheln cryſtalliſiren laͤſſet,
welches man bey der natuͤrlichen Zeugung des
Lapidis ſelenitæ nicht alſo obſerviret, ſondern
bey derſelben ſetzet ſich gemeiniglich immer ein
duͤnnes Blaͤtlein auf das andere, und werden
alſo lauter platte, breite Stuͤcke daraus formi-
ret.

§. 121.

Es iſt auch zu vermuthen, daß der
Berg-Cryſtall, Tropff-Stein und allerley
cryſtalliniſches, durchſichtiges Geſteine und
Druͤſen in denen Bergwercken, auf eben eine
ſolche Art generiret werden, indem der natuͤr-
liche, ſaͤuerliche, ſaliniſche Spiritus allerhand

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[153/0173] der Pyrmontiſchen Geſund-Brunnen. ben-Ofen geleget werden, verliehren dieſelben allen Glantz und Durchſichtigkeit, wie auch durch die Calcination in offenem Feuer, und werden zu einem weiſſen Pulver, welches ſelbſt den Schnee an Weiſſe und Reinigkeit uͤber- trifft. Es hat aber ſolches gantz die Art nicht wie Kalck, denn es erhitzet ſich nach der Calci- nation nicht, wenn Waſſer daruͤber gegoſſen wird, wallet auch mit ſauren Sachen gar nicht auf, mit einem Wort, wie ein reiner Lapis ſe- lenites iſt, ſo findet man dieſe cryſtalliniſche Materie nach allen Haupt-Qualitaͤten. §. 120. Daß ich aber folche auch mit dem Berg-Cryſtall verglichen, iſt die Urſache, weil dieſe Materie, nachdem man mit der Evapora- tion langſamer oder geſchwinder umgangen, ſich auf ſo mancherley Art in lauter kleine laͤng- liche Spieſſe und Stacheln cryſtalliſiren laͤſſet, welches man bey der natuͤrlichen Zeugung des Lapidis ſelenitæ nicht alſo obſerviret, ſondern bey derſelben ſetzet ſich gemeiniglich immer ein duͤnnes Blaͤtlein auf das andere, und werden alſo lauter platte, breite Stuͤcke daraus formi- ret. §. 121. Es iſt auch zu vermuthen, daß der Berg-Cryſtall, Tropff-Stein und allerley cryſtalliniſches, durchſichtiges Geſteine und Druͤſen in denen Bergwercken, auf eben eine ſolche Art generiret werden, indem der natuͤr- liche, ſaͤuerliche, ſaliniſche Spiritus allerhand ſub- K 5

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Zitationshilfe: Seip, Johann Philipp: Neue Beschreibung der Pyrmontischen Gesund-Brunnen. Hannover, 1717, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seip_gesundbrunnen_1717/173>, abgerufen am 24.11.2024.