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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.

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meine Seele befriedigen können, wenn ich dich nicht
liebte, mein Gott! und wenn ich deines gnädigen
Wohlgefallens nicht gewiß wäre. Alles, was auf
Erden ist, ist ja doch hinfällig und vergänglich;
auf dich nur kann ich mich gänzlich verlassen; du bist
mein Trost, du mein höchstes Gut; in dir suche ich
denn auch in diesen Abendstunden Ruhe für meine
Seele und erneure vor dir das Gelübde, mein gan-
zes Leben nach deinem Willen immerhin einzurichten.
Habe ich dieß mein Versprechen heute nicht ganz er-
füllt, o so verzeihe, gütigster Vater! Bevestige du selbst
in mir den Vorsatz, künftig unsträflich vor deinem
Angesichte zu wandeln, täglich recht viel Gutes zu
thun, Jesu, meinem Erlöser immer ähnlicher zu wer-
den und auf das künftige bessere Leben mich vorzube-
reiten. Zu dir, mein Jesu, seyen alle meine Gedan-
ken gerichtet. Nach deiner Lehre will ich meine Gesin-
nungen, meine Reden und Werke einrichten; in deiner
Liebe und deiner Vereinigung meine größte Glückselig-
keit suchen, und was mir Betrübtes begegnet, geduldig
ertragen, in der vestesten Ueberzeugung, daß, wenn
ich mit dir leide, ich auch zu deiner Herrlichkeit einst
eingehen werde. Regiere mich, die Meinigen und
alle Christen durch deinen Geist, daß wir auf diesem
geraden Wege des rechten Glaubens und der Tugend
jenem himmlischen Vaterlande zueilen, um einst nach
dieser geendigten Prüfungszeit bey dir mit jenen rei-
nen Freuden der vollkommenen Gerechten ewig erqui-
cket zu werden. Amen!

Gedenkspruch: Unser Wandel (unser Bür-
gerrecht) ist im Himmel!
Phil. 3, 20.


LI.

meine Seele befriedigen können, wenn ich dich nicht
liebte, mein Gott! und wenn ich deines gnädigen
Wohlgefallens nicht gewiß wäre. Alles, was auf
Erden iſt, iſt ja doch hinfällig und vergänglich;
auf dich nur kann ich mich gänzlich verlaſſen; du biſt
mein Troſt, du mein höchſtes Gut; in dir ſuche ich
denn auch in dieſen Abendſtunden Ruhe für meine
Seele und erneure vor dir das Gelübde, mein gan-
zes Leben nach deinem Willen immerhin einzurichten.
Habe ich dieß mein Verſprechen heute nicht ganz er-
füllt, o ſo verzeihe, gütigſter Vater! Beveſtige du ſelbſt
in mir den Vorſatz, künftig unſträflich vor deinem
Angeſichte zu wandeln, täglich recht viel Gutes zu
thun, Jeſu, meinem Erlöſer immer ähnlicher zu wer-
den und auf das künftige beſſere Leben mich vorzube-
reiten. Zu dir, mein Jeſu, ſeyen alle meine Gedan-
ken gerichtet. Nach deiner Lehre will ich meine Geſin-
nungen, meine Reden und Werke einrichten; in deiner
Liebe und deiner Vereinigung meine größte Glückſelig-
keit ſuchen, und was mir Betrübtes begegnet, geduldig
ertragen, in der veſteſten Ueberzeugung, daß, wenn
ich mit dir leide, ich auch zu deiner Herrlichkeit einſt
eingehen werde. Regiere mich, die Meinigen und
alle Chriſten durch deinen Geiſt, daß wir auf dieſem
geraden Wege des rechten Glaubens und der Tugend
jenem himmliſchen Vaterlande zueilen, um einſt nach
dieſer geendigten Prüfungszeit bey dir mit jenen rei-
nen Freuden der vollkommenen Gerechten ewig erqui-
cket zu werden. Amen!

Gedenkſpruch: Unſer Wandel (unſer Bür-
gerrecht) iſt im Himmel!
Phil. 3, 20.


LI.
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[94/0098] meine Seele befriedigen können, wenn ich dich nicht liebte, mein Gott! und wenn ich deines gnädigen Wohlgefallens nicht gewiß wäre. Alles, was auf Erden iſt, iſt ja doch hinfällig und vergänglich; auf dich nur kann ich mich gänzlich verlaſſen; du biſt mein Troſt, du mein höchſtes Gut; in dir ſuche ich denn auch in dieſen Abendſtunden Ruhe für meine Seele und erneure vor dir das Gelübde, mein gan- zes Leben nach deinem Willen immerhin einzurichten. Habe ich dieß mein Verſprechen heute nicht ganz er- füllt, o ſo verzeihe, gütigſter Vater! Beveſtige du ſelbſt in mir den Vorſatz, künftig unſträflich vor deinem Angeſichte zu wandeln, täglich recht viel Gutes zu thun, Jeſu, meinem Erlöſer immer ähnlicher zu wer- den und auf das künftige beſſere Leben mich vorzube- reiten. Zu dir, mein Jeſu, ſeyen alle meine Gedan- ken gerichtet. Nach deiner Lehre will ich meine Geſin- nungen, meine Reden und Werke einrichten; in deiner Liebe und deiner Vereinigung meine größte Glückſelig- keit ſuchen, und was mir Betrübtes begegnet, geduldig ertragen, in der veſteſten Ueberzeugung, daß, wenn ich mit dir leide, ich auch zu deiner Herrlichkeit einſt eingehen werde. Regiere mich, die Meinigen und alle Chriſten durch deinen Geiſt, daß wir auf dieſem geraden Wege des rechten Glaubens und der Tugend jenem himmliſchen Vaterlande zueilen, um einſt nach dieſer geendigten Prüfungszeit bey dir mit jenen rei- nen Freuden der vollkommenen Gerechten ewig erqui- cket zu werden. Amen! Gedenkſpruch: Unſer Wandel (unſer Bür- gerrecht) iſt im Himmel! Phil. 3, 20. LI.

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Zitationshilfe: Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/98>, abgerufen am 23.07.2024.