halten; diese Liebe regiere denn auch mein ganzes Herz. Aus Liebe zu Gott will ich meiden, was verbo- ten ist, aus Liebe zu ihm meine Kräfte zu nützlichen Werken gebrauchen. Alles hast du, o Jesu, gethan, daß dein Vater geehret würde; nie soll mehr die Begierde nach eigenem Ruhm die vornehmste Absicht meiner Hand- lungen werden; Gott nur will ich mit Worten und Werken zu ehren suchen. Aus wahrer Menschenliebe hast du, mein Heiland, deine Kräfte, ja selbst endlich dein Blut und Leben willig aufgeopfert; recht oft will ich etwas von meinen Gütern, von meiner Zeit, von meinen Kräften für meine Mitmenschen aufzu- opfern, mich willig finden lassen. Du hast keine ir- dischen Vortheile für deine vielen Bemühungen er- wartet; ich darf zwar zeitlichen Nutzen als eine Be- lohnung meines Fleißes hoffen, aber ferne sey von mir Lohnsucht und schnöde Geldbegierde. Deine Freude war es, andern wohlzuthun, ihre Leiden zu lindern und sie glückselig zu machen; auch ich will mein Vergnü- gen darinnen suchen, die Wohlfahrt meiner Mitmen- schen zu vermehren und ihnen in ihren Bekümmernis- sen zu Hülfe zu eilen. Mit Sanftmuth hast du dei- ne Jünger zu rechte gewiesen, liebreich und gütevoll waren deine Gespräche; ach möchte mein Betragen gegen andere nie rauh und heftig, möchte ich bey ih- ren geringen Fehlern nie mehr ungeduldig werden. Du vergabst deinen Feinden, du batest für sie, ja du hast auch für sie sogar dein Blut vergossen; ach wie weit war ich noch von der Vollkommenheit dei- ner Tugend entfernt! Gütigster Jesu, ändere durch deinen Geist meine Gesinnungen, heilige meine ganze Seele dir und dem Vater; schmücke sie mit Keuschheit,
mit
halten; dieſe Liebe regiere denn auch mein ganzes Herz. Aus Liebe zu Gott will ich meiden, was verbo- ten iſt, aus Liebe zu ihm meine Kräfte zu nützlichen Werken gebrauchen. Alles haſt du, o Jeſu, gethan, daß dein Vater geehret würde; nie ſoll mehr die Begierde nach eigenem Ruhm die vornehmſte Abſicht meiner Hand- lungen werden; Gott nur will ich mit Worten und Werken zu ehren ſuchen. Aus wahrer Menſchenliebe haſt du, mein Heiland, deine Kräfte, ja ſelbſt endlich dein Blut und Leben willig aufgeopfert; recht oft will ich etwas von meinen Gütern, von meiner Zeit, von meinen Kräften für meine Mitmenſchen aufzu- opfern, mich willig finden laſſen. Du haſt keine ir- diſchen Vortheile für deine vielen Bemühungen er- wartet; ich darf zwar zeitlichen Nutzen als eine Be- lohnung meines Fleißes hoffen, aber ferne ſey von mir Lohnſucht und ſchnöde Geldbegierde. Deine Freude war es, andern wohlzuthun, ihre Leiden zu lindern und ſie glückſelig zu machen; auch ich will mein Vergnü- gen darinnen ſuchen, die Wohlfahrt meiner Mitmen- ſchen zu vermehren und ihnen in ihren Bekümmerniſ- ſen zu Hülfe zu eilen. Mit Sanftmuth haſt du dei- ne Jünger zu rechte gewieſen, liebreich und gütevoll waren deine Geſpräche; ach möchte mein Betragen gegen andere nie rauh und heftig, möchte ich bey ih- ren geringen Fehlern nie mehr ungeduldig werden. Du vergabſt deinen Feinden, du bateſt für ſie, ja du haſt auch für ſie ſogar dein Blut vergoſſen; ach wie weit war ich noch von der Vollkommenheit dei- ner Tugend entfernt! Gütigſter Jeſu, ändere durch deinen Geiſt meine Geſinnungen, heilige meine ganze Seele dir und dem Vater; ſchmücke ſie mit Keuſchheit,
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halten; dieſe Liebe regiere denn auch mein ganzes Herz.
Aus Liebe zu Gott will ich meiden, was verbo-
ten iſt, aus Liebe zu ihm meine Kräfte zu nützlichen
Werken gebrauchen. Alles haſt du, o Jeſu, gethan, daß
dein Vater geehret würde; nie ſoll mehr die Begierde
nach eigenem Ruhm die vornehmſte Abſicht meiner Hand-
lungen werden; Gott nur will ich mit Worten und
Werken zu ehren ſuchen. Aus wahrer Menſchenliebe
haſt du, mein Heiland, deine Kräfte, ja ſelbſt endlich dein
Blut und Leben willig aufgeopfert; recht oft will
ich etwas von meinen Gütern, von meiner Zeit,
von meinen Kräften für meine Mitmenſchen aufzu-
opfern, mich willig finden laſſen. Du haſt keine ir-
diſchen Vortheile für deine vielen Bemühungen er-
wartet; ich darf zwar zeitlichen Nutzen als eine Be-
lohnung meines Fleißes hoffen, aber ferne ſey von mir
Lohnſucht und ſchnöde Geldbegierde. Deine Freude war
es, andern wohlzuthun, ihre Leiden zu lindern und
ſie glückſelig zu machen; auch ich will mein Vergnü-
gen darinnen ſuchen, die Wohlfahrt meiner Mitmen-
ſchen zu vermehren und ihnen in ihren Bekümmerniſ-
ſen zu Hülfe zu eilen. Mit Sanftmuth haſt du dei-
ne Jünger zu rechte gewieſen, liebreich und gütevoll
waren deine Geſpräche; ach möchte mein Betragen
gegen andere nie rauh und heftig, möchte ich bey ih-
ren geringen Fehlern nie mehr ungeduldig werden.
Du vergabſt deinen Feinden, du bateſt für ſie, ja
du haſt auch für ſie ſogar dein Blut vergoſſen; ach
wie weit war ich noch von der Vollkommenheit dei-
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Seele dir und dem Vater; ſchmücke ſie mit Keuſchheit,
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/54>, abgerufen am 23.07.2024.
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