wie es seyn sollte, gegen dich mit aller Treue ausge- übt. Ich sollte dich als den Urheber meiner ganzen Glückseligkeit demüthig verehren; ich sollte dir für alles Gute, das ich genoß, mit gerührtem Herzen danksagen; deinen Befehlen mit aller Bereitwilligkeit gehorchen; deinen Führungen mich auch im Leiden mit stiller Ge- duld überlassen. Wie selten hab ich meine Schuldig- keit in allen diesen Stücken so beobachtet, wie es meine Pflicht erforderte? Und du hast mich doch als ein güti- ger, nachsichtsvoller Vater mit vieler Langmuth in mei- ner Schwachheit getragen; du hast mir um Christi wil- en alle meine Sünden gnädig vergeben. Mit innigst ge- rührtem Herzen sage ich dir demüthigen Dank für alle Gnade und Barmherzigkeit, die du mir bisher erzeiget hast. Wie sollte ich dich nicht kindlich lieben, mein Gott, da du mir mit so bewundernswürdiger Vaterlibe zu- vorgekommen bist? Wie sollte ich nicht künftig mit aller Vorsichtigkeit mich hüten, deine Befehle zu über- treten? Hiermit verspreche ich dir aufs neue, das, was ich einst als Kind in der Taufe dir selbst noch nicht mit meinem Munde versprechen konnte, dich, o du Allerhöchster! mit einem dir ergebenen Herzen, mit Gehorsam und Treue, mit Worten und Werken im- merhin zu verehren, auf dich und deine Gnade mein höchstes Vertrauen zu setzen, überall wo ich bin, deine Allgegenwart zu scheuen, aus Liebe zu dir die Sünde zu meiden und alle meine Gesinnungen und Handlungen nach deinem Willen einzurichten. Mein Leib, mit allen Sinnen und Gliedern, sey dir gehei- liget, ich will ihn gebrauchen zu nützlichen Werken und zur Beförderung des Wohls vieler Menschen. Meine Seele mit allen ihren Kräften sey dir geweiht;
auf
wie es ſeyn ſollte, gegen dich mit aller Treue ausge- übt. Ich ſollte dich als den Urheber meiner ganzen Glückſeligkeit demüthig verehren; ich ſollte dir für alles Gute, das ich genoß, mit gerührtem Herzen dankſagen; deinen Befehlen mit aller Bereitwilligkeit gehorchen; deinen Führungen mich auch im Leiden mit ſtiller Ge- duld überlaſſen. Wie ſelten hab ich meine Schuldig- keit in allen dieſen Stücken ſo beobachtet, wie es meine Pflicht erforderte? Und du haſt mich doch als ein güti- ger, nachſichtsvoller Vater mit vieler Langmuth in mei- ner Schwachheit getragen; du haſt mir um Chriſti wil- en alle meine Sünden gnädig vergeben. Mit innigſt ge- rührtem Herzen ſage ich dir demüthigen Dank für alle Gnade und Barmherzigkeit, die du mir bisher erzeiget haſt. Wie ſollte ich dich nicht kindlich lieben, mein Gott, da du mir mit ſo bewundernswürdiger Vaterlibe zu- vorgekommen biſt? Wie ſollte ich nicht künftig mit aller Vorſichtigkeit mich hüten, deine Befehle zu über- treten? Hiermit verſpreche ich dir aufs neue, das, was ich einſt als Kind in der Taufe dir ſelbſt noch nicht mit meinem Munde verſprechen konnte, dich, o du Allerhöchſter! mit einem dir ergebenen Herzen, mit Gehorſam und Treue, mit Worten und Werken im- merhin zu verehren, auf dich und deine Gnade mein höchſtes Vertrauen zu ſetzen, überall wo ich bin, deine Allgegenwart zu ſcheuen, aus Liebe zu dir die Sünde zu meiden und alle meine Geſinnungen und Handlungen nach deinem Willen einzurichten. Mein Leib, mit allen Sinnen und Gliedern, ſey dir gehei- liget, ich will ihn gebrauchen zu nützlichen Werken und zur Beförderung des Wohls vieler Menſchen. Meine Seele mit allen ihren Kräften ſey dir geweiht;
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wie es ſeyn ſollte, gegen dich mit aller Treue ausge-
übt. Ich ſollte dich als den Urheber meiner ganzen
Glückſeligkeit demüthig verehren; ich ſollte dir für alles
Gute, das ich genoß, mit gerührtem Herzen dankſagen;
deinen Befehlen mit aller Bereitwilligkeit gehorchen;
deinen Führungen mich auch im Leiden mit ſtiller Ge-
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keit in allen dieſen Stücken ſo beobachtet, wie es meine
Pflicht erforderte? Und du haſt mich doch als ein güti-
ger, nachſichtsvoller Vater mit vieler Langmuth in mei-
ner Schwachheit getragen; du haſt mir um Chriſti wil-
en alle meine Sünden gnädig vergeben. Mit innigſt ge-
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Gnade und Barmherzigkeit, die du mir bisher erzeiget
haſt. Wie ſollte ich dich nicht kindlich lieben, mein Gott,
da du mir mit ſo bewundernswürdiger Vaterlibe zu-
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ich einſt als Kind in der Taufe dir ſelbſt noch nicht
mit meinem Munde verſprechen konnte, dich, o du
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Gehorſam und Treue, mit Worten und Werken im-
merhin zu verehren, auf dich und deine Gnade mein
höchſtes Vertrauen zu ſetzen, überall wo ich bin,
deine Allgegenwart zu ſcheuen, aus Liebe zu dir die
Sünde zu meiden und alle meine Geſinnungen und
Handlungen nach deinem Willen einzurichten. Mein
Leib, mit allen Sinnen und Gliedern, ſey dir gehei-
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/52>, abgerufen am 16.02.2025.
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