Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.Spott meinen Nebenmenschen betrüben. Gieb mir die 7. Alles Gute, was ich an mir finde und was ich 8. Alles auf Erden ist vergänglich! alles sichtbare bin
Spott meinen Nebenmenſchen betrüben. Gieb mir die 7. Alles Gute, was ich an mir finde und was ich 8. Alles auf Erden iſt vergänglich! alles ſichtbare bin
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0030" n="26"/> Spott meinen Nebenmenſchen betrüben. Gieb mir die<lb/> Weisheit, zu rechter Zeit zu reden, zu rechter Zeit<lb/> zu ſchweigen; gieb mir den Muth, die Unſchuldigen<lb/> zu vertheidigen; gieb mir die fromme Behutſamkeit,<lb/> ſtets zu reden, was andere beſſert, erfreut und glück-<lb/> ſelig macht.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>7.</head><lb/> <p>Alles Gute, was ich an mir finde und was ich<lb/> beſitze, kommt von dir, mein Schöpfer und Urheber<lb/> aller vollkommenen Gaben; habe ich mich keiner der-<lb/> ſelben je überhoben? Dachte ich ſtets daran, daß ich<lb/> ſie alle von dir erhielte? Habe ich niemand wegen ſei-<lb/> ner geringen Kräfte, oder wegen ſeiner Fehler verachtet?<lb/> Kam ich jeden, wie es ſeyn ſollte, mit Ehreibietung<lb/> zuvor? Suchte ich nach dem Beyſpiel meines Jeſu<lb/> in ſteter Demuth zu wandeln? Vertilge du ſelbſt o Gott!<lb/> aus meiner Seele alle ſtolze, hoffärtige Geſinnungen;<lb/> mache mich demüthig, daß du mich erhöhen könneſt zu<lb/> ſeiner Zeit.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>8.</head><lb/> <p>Alles auf Erden iſt vergänglich! alles ſichtbare<lb/> dauert nur kurze Zeit; für eine beſſere Welt haſt du<lb/> mich geſchaffen, o Vater! du haſt mir durch deinen<lb/> Sohn die große Hoffnung der Unſterblichkeit und des<lb/> ewigen Lebens gegeben Habe ich dieſe vergänglichen<lb/> ſichtbaren Dinge auf Erden nicht zu hoch geſchätzt?<lb/> Dachte ich oft genug daran, daß ich beruffen ſey,<lb/> nach unvergänglichen Gütern in dem Reiche Gottes<lb/> zu trachten? Droben iſt mein rechtes Vaterland; dort-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bin</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
Spott meinen Nebenmenſchen betrüben. Gieb mir die
Weisheit, zu rechter Zeit zu reden, zu rechter Zeit
zu ſchweigen; gieb mir den Muth, die Unſchuldigen
zu vertheidigen; gieb mir die fromme Behutſamkeit,
ſtets zu reden, was andere beſſert, erfreut und glück-
ſelig macht.
7.
Alles Gute, was ich an mir finde und was ich
beſitze, kommt von dir, mein Schöpfer und Urheber
aller vollkommenen Gaben; habe ich mich keiner der-
ſelben je überhoben? Dachte ich ſtets daran, daß ich
ſie alle von dir erhielte? Habe ich niemand wegen ſei-
ner geringen Kräfte, oder wegen ſeiner Fehler verachtet?
Kam ich jeden, wie es ſeyn ſollte, mit Ehreibietung
zuvor? Suchte ich nach dem Beyſpiel meines Jeſu
in ſteter Demuth zu wandeln? Vertilge du ſelbſt o Gott!
aus meiner Seele alle ſtolze, hoffärtige Geſinnungen;
mache mich demüthig, daß du mich erhöhen könneſt zu
ſeiner Zeit.
8.
Alles auf Erden iſt vergänglich! alles ſichtbare
dauert nur kurze Zeit; für eine beſſere Welt haſt du
mich geſchaffen, o Vater! du haſt mir durch deinen
Sohn die große Hoffnung der Unſterblichkeit und des
ewigen Lebens gegeben Habe ich dieſe vergänglichen
ſichtbaren Dinge auf Erden nicht zu hoch geſchätzt?
Dachte ich oft genug daran, daß ich beruffen ſey,
nach unvergänglichen Gütern in dem Reiche Gottes
zu trachten? Droben iſt mein rechtes Vaterland; dort-
bin
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