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Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789.

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o gütiger Vater, und das mir zu allen Zeiten geben,
was zu meiner Wohlfahrt nöthig ist. Wie du mir
meine Sünde um Christi willen gnädig verziehen und
mir meine vielen Fehler mit Langmuth getragen hast:
so will ich die Fehler meiner Vorgesetzten mit Liebe
zudecken, und ihre Ehre, so viel an mir ist, zu be-
fördern suchen. Wie du mir von Jugend auf viel
Gutes gethan und mich oft erfreuet hast: so will ich
meine Herrschaft zu erfreuen und ihren Nutzen zu be-
fördern suchen. Verleihe mir zu diesem allen deine
Gnade und segne mein Thun und Lassen nach deiner
unendlichen Güte; dir will ich danken immer und
ewiglich. Amen.

III. Wie sich das Gesinde zu verhalten hat, des-
sen Herrschaft etwas hart ist.

Ihr Knechte seyd unterthan | mit aller Furcht
den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden,
sondern auch den wunderlichen 1 Petr. 2, 18.

Es sind viele gute Herrschaften, welche ihre
Dienstbothen fast wie ihre eigenen Kinder zu halten
pflegen; dieß scheint eine grosses Glück für manche
junge Leute zu seyn. Aber die meisten derselben wer-
den in einem so gelinden Dienste stolz, muthwillig,
nachlässig und träge. Daher läßt es der weise Gott
öfters zu, daß Bediente, Knechte und Mägde in ei-
nen Dienst gerathen, da sie es mit harten und wun-
derlichen Herren und Frauen zu thun haben. Das
gereicht aber zu ihrem Nutzen, wenn sie fromm sind. Sie
bleiben demüthig, lernen Geduld und Nachgiebigkeit,
werden zum steten Fleiß und zur Ordnung in Ge-
schäften angetrieben, werden vor Verschwendung und

Uep-

o gütiger Vater, und das mir zu allen Zeiten geben,
was zu meiner Wohlfahrt nöthig iſt. Wie du mir
meine Sünde um Chriſti willen gnädig verziehen und
mir meine vielen Fehler mit Langmuth getragen haſt:
ſo will ich die Fehler meiner Vorgeſetzten mit Liebe
zudecken, und ihre Ehre, ſo viel an mir iſt, zu be-
fördern ſuchen. Wie du mir von Jugend auf viel
Gutes gethan und mich oft erfreuet haſt: ſo will ich
meine Herrſchaft zu erfreuen und ihren Nutzen zu be-
fördern ſuchen. Verleihe mir zu dieſem allen deine
Gnade und ſegne mein Thun und Laſſen nach deiner
unendlichen Güte; dir will ich danken immer und
ewiglich. Amen.

III. Wie ſich das Geſinde zu verhalten hat, deſ-
ſen Herrſchaft etwas hart iſt.

Ihr Knechte ſeyd unterthan | mit aller Furcht
den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden,
ſondern auch den wunderlichen 1 Petr. 2, 18.

Es ſind viele gute Herrſchaften, welche ihre
Dienſtbothen faſt wie ihre eigenen Kinder zu halten
pflegen; dieß ſcheint eine groſſes Glück für manche
junge Leute zu ſeyn. Aber die meiſten derſelben wer-
den in einem ſo gelinden Dienſte ſtolz, muthwillig,
nachläſſig und träge. Daher läßt es der weiſe Gott
öfters zu, daß Bediente, Knechte und Mägde in ei-
nen Dienſt gerathen, da ſie es mit harten und wun-
derlichen Herren und Frauen zu thun haben. Das
gereicht aber zu ihrem Nutzen, wenn ſie fromm ſind. Sie
bleiben demüthig, lernen Geduld und Nachgiebigkeit,
werden zum ſteten Fleiß und zur Ordnung in Ge-
ſchäften angetrieben, werden vor Verſchwendung und

Uep-
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[110/0114] o gütiger Vater, und das mir zu allen Zeiten geben, was zu meiner Wohlfahrt nöthig iſt. Wie du mir meine Sünde um Chriſti willen gnädig verziehen und mir meine vielen Fehler mit Langmuth getragen haſt: ſo will ich die Fehler meiner Vorgeſetzten mit Liebe zudecken, und ihre Ehre, ſo viel an mir iſt, zu be- fördern ſuchen. Wie du mir von Jugend auf viel Gutes gethan und mich oft erfreuet haſt: ſo will ich meine Herrſchaft zu erfreuen und ihren Nutzen zu be- fördern ſuchen. Verleihe mir zu dieſem allen deine Gnade und ſegne mein Thun und Laſſen nach deiner unendlichen Güte; dir will ich danken immer und ewiglich. Amen. III. Wie ſich das Geſinde zu verhalten hat, deſ- ſen Herrſchaft etwas hart iſt. Ihr Knechte ſeyd unterthan | mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, ſondern auch den wunderlichen 1 Petr. 2, 18. Es ſind viele gute Herrſchaften, welche ihre Dienſtbothen faſt wie ihre eigenen Kinder zu halten pflegen; dieß ſcheint eine groſſes Glück für manche junge Leute zu ſeyn. Aber die meiſten derſelben wer- den in einem ſo gelinden Dienſte ſtolz, muthwillig, nachläſſig und träge. Daher läßt es der weiſe Gott öfters zu, daß Bediente, Knechte und Mägde in ei- nen Dienſt gerathen, da ſie es mit harten und wun- derlichen Herren und Frauen zu thun haben. Das gereicht aber zu ihrem Nutzen, wenn ſie fromm ſind. Sie bleiben demüthig, lernen Geduld und Nachgiebigkeit, werden zum ſteten Fleiß und zur Ordnung in Ge- ſchäften angetrieben, werden vor Verſchwendung und Uep-

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Zitationshilfe: Seiler, Georg Friedrich: Ueber das wahre thätige Christenthum. Erlangen, 1789, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seiler_christentum_1789/114>, abgerufen am 24.11.2024.