pse_641.001 bis zum feinen oder scharfen, aber doch vornehmen pse_641.002 Geistesspiel und zur Ironie. Beide Haltungen sind mit pse_641.003 Dramatik und ihren Kernmerkmalen durchaus verträglich. pse_641.004 Freilich wird der humorvolle Mensch die Urgespaltenheit pse_641.005 der Welt innerlich überwinden, aber er wird sie doch zur pse_641.006 Kenntnis nehmen müssen. Die Angespanntheit wird eine pse_641.007 heitere Lösung finden; diese wird um so befreiender sein, je pse_641.008 stärker vorher die Spannung war. Und in der humorvollen pse_641.009 Art der dargestellten Menschen und dem in ihrem Handeln pse_641.010 und Sprechen ablaufenden Vorgang kann die Haltung des pse_641.011 Humors uns ganz unmittelbar ansprechen. Die Komik hängt pse_641.012 aufs engste mit den Spaltungen und Gegensätzen der Welt pse_641.013 zusammen. Man denke an die Widersprüchlichkeit zwischen pse_641.014 dem angemaßten Richteramt und seinem Rang auf der einen pse_641.015 Seite und der Art und dem Zustand des Dorfrichters Adam pse_641.016 auf der anderen. Dieser Widerspruch führt zu stärkster Gespanntheit pse_641.017 im Augenblick, wo der anmaßende Mensch den pse_641.018 Anspruch aufrechterhalten will. Die Entladung, die ihn auf pse_641.019 seine Ebene zurückwirft, offenbart die stärkste Komik. Die pse_641.020 Form der Darstellung durch redende und handelnde Menschen pse_641.021 fördert die Unmittelbarkeit der Wirkung.
pse_641.022 Die Unterscheidung von Humor und Komik, die besonders pse_641.023 greifbar im Gegensatz von Lachen und Lächerlichmachen pse_641.024 hervortritt, läßt es auch bei der Betrachtung der dramatischen pse_641.025 Arten geboten sein, zwei Formen zu unterscheiden, je nachdem pse_641.026 der Humor vorherrscht oder der Vorgang komisch gesehen pse_641.027 wird. Wir sprechen von Lustspiel und Komödie. Diese pse_641.028 Scheidung ist nicht alt und noch nicht allgemein üblich. Aber pse_641.029 sie läßt uns doch die tiefen Unterschiede zwischen Shakespeare pse_641.030 und Moliere, zwischen Raimund und Nestroy, zwischen pse_641.031 Kleists "Zerbrochenem Krug" und Grillparzers "Weh pse_641.032 dem, der lügt!" und die Eigenart der Spiele Hofmannsthals, pse_641.033 besonders des "Schwierigen", klarer fassen, als wenn man das pse_641.034 "Lustige" daran unter einem Blick betrachtet. Gerade in pse_641.035 einem gemeinsamen Zug dieser beiden Arten von Dramen pse_641.036 kann man doch auch wieder den Unterschied erkennen: in pse_641.037 der lustigen Person. Sie gehört zu jedem solchen Drama, ob pse_641.038 sie sehr handgreiflich heraustritt wie in den Spielen Shakespeares,
pse_641.001 bis zum feinen oder scharfen, aber doch vornehmen pse_641.002 Geistesspiel und zur Ironie. Beide Haltungen sind mit pse_641.003 Dramatik und ihren Kernmerkmalen durchaus verträglich. pse_641.004 Freilich wird der humorvolle Mensch die Urgespaltenheit pse_641.005 der Welt innerlich überwinden, aber er wird sie doch zur pse_641.006 Kenntnis nehmen müssen. Die Angespanntheit wird eine pse_641.007 heitere Lösung finden; diese wird um so befreiender sein, je pse_641.008 stärker vorher die Spannung war. Und in der humorvollen pse_641.009 Art der dargestellten Menschen und dem in ihrem Handeln pse_641.010 und Sprechen ablaufenden Vorgang kann die Haltung des pse_641.011 Humors uns ganz unmittelbar ansprechen. Die Komik hängt pse_641.012 aufs engste mit den Spaltungen und Gegensätzen der Welt pse_641.013 zusammen. Man denke an die Widersprüchlichkeit zwischen pse_641.014 dem angemaßten Richteramt und seinem Rang auf der einen pse_641.015 Seite und der Art und dem Zustand des Dorfrichters Adam pse_641.016 auf der anderen. Dieser Widerspruch führt zu stärkster Gespanntheit pse_641.017 im Augenblick, wo der anmaßende Mensch den pse_641.018 Anspruch aufrechterhalten will. Die Entladung, die ihn auf pse_641.019 seine Ebene zurückwirft, offenbart die stärkste Komik. Die pse_641.020 Form der Darstellung durch redende und handelnde Menschen pse_641.021 fördert die Unmittelbarkeit der Wirkung.
pse_641.022 Die Unterscheidung von Humor und Komik, die besonders pse_641.023 greifbar im Gegensatz von Lachen und Lächerlichmachen pse_641.024 hervortritt, läßt es auch bei der Betrachtung der dramatischen pse_641.025 Arten geboten sein, zwei Formen zu unterscheiden, je nachdem pse_641.026 der Humor vorherrscht oder der Vorgang komisch gesehen pse_641.027 wird. Wir sprechen von Lustspiel und Komödie. Diese pse_641.028 Scheidung ist nicht alt und noch nicht allgemein üblich. Aber pse_641.029 sie läßt uns doch die tiefen Unterschiede zwischen Shakespeare pse_641.030 und Molière, zwischen Raimund und Nestroy, zwischen pse_641.031 Kleists »Zerbrochenem Krug« und Grillparzers »Weh pse_641.032 dem, der lügt!« und die Eigenart der Spiele Hofmannsthals, pse_641.033 besonders des »Schwierigen«, klarer fassen, als wenn man das pse_641.034 »Lustige« daran unter einem Blick betrachtet. Gerade in pse_641.035 einem gemeinsamen Zug dieser beiden Arten von Dramen pse_641.036 kann man doch auch wieder den Unterschied erkennen: in pse_641.037 der lustigen Person. Sie gehört zu jedem solchen Drama, ob pse_641.038 sie sehr handgreiflich heraustritt wie in den Spielen Shakespeares,
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Freilich wird der humorvolle Mensch die Urgespaltenheit pse_641.005
der Welt innerlich überwinden, aber er wird sie doch zur pse_641.006
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Art der dargestellten Menschen und dem in ihrem Handeln pse_641.010
und Sprechen ablaufenden Vorgang kann die Haltung des pse_641.011
Humors uns ganz unmittelbar ansprechen. Die Komik hängt pse_641.012
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dem angemaßten Richteramt und seinem Rang auf der einen pse_641.015
Seite und der Art und dem Zustand des Dorfrichters Adam pse_641.016
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Die Unterscheidung von Humor und Komik, die besonders pse_641.023
greifbar im Gegensatz von Lachen und Lächerlichmachen pse_641.024
hervortritt, läßt es auch bei der Betrachtung der dramatischen pse_641.025
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Scheidung ist nicht alt und noch nicht allgemein üblich. Aber pse_641.029
sie läßt uns doch die tiefen Unterschiede zwischen Shakespeare pse_641.030
und Molière, zwischen Raimund und Nestroy, zwischen pse_641.031
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dem, der lügt!« und die Eigenart der Spiele Hofmannsthals, pse_641.033
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einem gemeinsamen Zug dieser beiden Arten von Dramen pse_641.036
kann man doch auch wieder den Unterschied erkennen: in pse_641.037
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/657>, abgerufen am 23.11.2024.
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