pse_629.001 zeigt deutlich, welche Bedeutung in der Dichtung doch auch pse_629.002 dem Gehaltlichen im weitesten Sinn zukommt. Wir haben pse_629.003 diese Auffassungsweisen nach der menschlichen Grundgestimmtheit pse_629.004 im dichterischen Schaffen unterschieden: der pse_629.005 Ernst, die Heiterkeit und das Gefühl geistiger Überlegenheit. pse_629.006 In diesem Rahmen sind die wichtigen Begriffe besprochen pse_629.007 worden: das Erhabene, die Tragik, der Humor, die Komik. pse_629.008 Wenn auch nur der Humor allein eine rein menschliche Einstellung pse_629.009 ist, während die drei anderen scheinbar Seinsweisen pse_629.010 der Welt andeuten, so haben wir doch erkannt, daß auch pse_629.011 diese Seinsweisen immer nur aus dem Blick und für den pse_629.012 Geist des Menschen da sind. Tragik, Komik und Erhabenes pse_629.013 gibt es nur als menschliche Auffassung der Welt. Der Mensch pse_629.014 erst macht durch sein Erfassen und geistiges Gestalten des pse_629.015 Weltstoffes diesen zum erhabenen, tragischen oder komischen. pse_629.016 Aus diesen Haltungen formen sich die Tragödie, die Komödie, pse_629.017 die Tragikomödie, das Lustspiel und das Schauspiel. pse_629.018 Diese Reihung ist rein didaktisch, um die einzelnen Arten in pse_629.019 ihrer Wesenheit klarer herauszuarbeiten.
pse_629.020 Die Tragödie ist die reinste und dichteste Gestaltung des pse_629.021 Tragischen. Wir haben das Tragische (S. 98-108) als eine besondere pse_629.022 Grundgestimmtheit der Weltauffassung kennengelernt. pse_629.023 Dabei hat sich ergeben, daß geschichtlich diese pse_629.024 Grundgestimmtheit zunächst nur der dramatischen Dichtung pse_629.025 zukam, und daß man erst später aus dieser Grundhaltung der pse_629.026 Tragödie das Tragische als Grundgestimmtheit im Leben pse_629.027 überhaupt abgelöst und erkannt hat. Diese Grundgestimmtheit pse_629.028 besteht in einer tiefen Erschütterung, in der uns die pse_629.029 Grundfesten unseres Daseins zu versinken drohen. Diese Erschütterung pse_629.030 kann verschiedene Formen annehmen, und das pse_629.031 Versinken der Grundfesten in verschiedenen Zusammenhängen pse_629.032 stehen. Zur Erschütterung kommt aber in der Tragik pse_629.033 noch das Durchhalten. Es kann im reinen Bestehen der fürchterlichen pse_629.034 Tatsachen beruhen und offenbart dann tiefste Kräfte pse_629.035 des Menschen, oder man durchschreitet die Erschütterung zu pse_629.036 einer neuen und umfassenderen Sinngebung hin. Das Verzweifeln pse_629.037 ist ein inneres Zerbrechen des Menschen und steht pse_629.038 außerhalb des echten Tragischen. Im Aufwühlenden der Erschütterung
pse_629.001 zeigt deutlich, welche Bedeutung in der Dichtung doch auch pse_629.002 dem Gehaltlichen im weitesten Sinn zukommt. Wir haben pse_629.003 diese Auffassungsweisen nach der menschlichen Grundgestimmtheit pse_629.004 im dichterischen Schaffen unterschieden: der pse_629.005 Ernst, die Heiterkeit und das Gefühl geistiger Überlegenheit. pse_629.006 In diesem Rahmen sind die wichtigen Begriffe besprochen pse_629.007 worden: das Erhabene, die Tragik, der Humor, die Komik. pse_629.008 Wenn auch nur der Humor allein eine rein menschliche Einstellung pse_629.009 ist, während die drei anderen scheinbar Seinsweisen pse_629.010 der Welt andeuten, so haben wir doch erkannt, daß auch pse_629.011 diese Seinsweisen immer nur aus dem Blick und für den pse_629.012 Geist des Menschen da sind. Tragik, Komik und Erhabenes pse_629.013 gibt es nur als menschliche Auffassung der Welt. Der Mensch pse_629.014 erst macht durch sein Erfassen und geistiges Gestalten des pse_629.015 Weltstoffes diesen zum erhabenen, tragischen oder komischen. pse_629.016 Aus diesen Haltungen formen sich die Tragödie, die Komödie, pse_629.017 die Tragikomödie, das Lustspiel und das Schauspiel. pse_629.018 Diese Reihung ist rein didaktisch, um die einzelnen Arten in pse_629.019 ihrer Wesenheit klarer herauszuarbeiten.
pse_629.020 Die Tragödie ist die reinste und dichteste Gestaltung des pse_629.021 Tragischen. Wir haben das Tragische (S. 98–108) als eine besondere pse_629.022 Grundgestimmtheit der Weltauffassung kennengelernt. pse_629.023 Dabei hat sich ergeben, daß geschichtlich diese pse_629.024 Grundgestimmtheit zunächst nur der dramatischen Dichtung pse_629.025 zukam, und daß man erst später aus dieser Grundhaltung der pse_629.026 Tragödie das Tragische als Grundgestimmtheit im Leben pse_629.027 überhaupt abgelöst und erkannt hat. Diese Grundgestimmtheit pse_629.028 besteht in einer tiefen Erschütterung, in der uns die pse_629.029 Grundfesten unseres Daseins zu versinken drohen. Diese Erschütterung pse_629.030 kann verschiedene Formen annehmen, und das pse_629.031 Versinken der Grundfesten in verschiedenen Zusammenhängen pse_629.032 stehen. Zur Erschütterung kommt aber in der Tragik pse_629.033 noch das Durchhalten. Es kann im reinen Bestehen der fürchterlichen pse_629.034 Tatsachen beruhen und offenbart dann tiefste Kräfte pse_629.035 des Menschen, oder man durchschreitet die Erschütterung zu pse_629.036 einer neuen und umfassenderen Sinngebung hin. Das Verzweifeln pse_629.037 ist ein inneres Zerbrechen des Menschen und steht pse_629.038 außerhalb des echten Tragischen. Im Aufwühlenden der Erschütterung
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diese Auffassungsweisen nach der menschlichen Grundgestimmtheit pse_629.004
im dichterischen Schaffen unterschieden: der pse_629.005
Ernst, die Heiterkeit und das Gefühl geistiger Überlegenheit. pse_629.006
In diesem Rahmen sind die wichtigen Begriffe besprochen pse_629.007
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Wenn auch nur der Humor allein eine rein menschliche Einstellung pse_629.009
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Diese Reihung ist rein didaktisch, um die einzelnen Arten in pse_629.019
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Die Tragödie ist die reinste und dichteste Gestaltung des pse_629.021
Tragischen. Wir haben das Tragische (S. 98–108) als eine besondere pse_629.022
Grundgestimmtheit der Weltauffassung kennengelernt. pse_629.023
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Grundfesten unseres Daseins zu versinken drohen. Diese Erschütterung pse_629.030
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stehen. Zur Erschütterung kommt aber in der Tragik pse_629.033
noch das Durchhalten. Es kann im reinen Bestehen der fürchterlichen pse_629.034
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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