pse_619.001 Grillparzer, Grabbe, Büchner und Hebbel bildet sich in einer pse_619.002 Welt aus, die, wie gerade angedeutet, andere Voraussetzungen pse_619.003 für die Kunst mitbringt als die vorangehenden Epochen. Daher pse_619.004 muß es auch andere Züge tragen, wenn auch starke Kräfte pse_619.005 der Überlieferung mitbestimmend sind. Wie schon die pse_619.006 Namen andeuten, zeigt das deutsche Drama größte Mannigfaltigkeit pse_619.007 der geistigen und künstlerischen Belange. Trotzdem pse_619.008 stellt es vom Gesamtblick des Abendlandes aus eine höhere pse_619.009 Einheit dar, die man vielleicht so umschreiben könnte: Im pse_619.010 Gehaltlichen ist die Spannung zwischen Persönlichkeit und pse_619.011 Weltbindung bestimmend; im Künstlerischen eine gewisse pse_619.012 organische Form, die versucht, Bewegtheit und Geschlossenheit pse_619.013 zu verbinden.
pse_619.014 Seit dem späten 19. Jahrhundert kann man im Drama starke pse_619.015 neue Kräfte am Werk sehen. Schon der Naturalismus bezieht pse_619.016 neue Weltbereiche ein und versucht dafür neue künstlerische pse_619.017 Formen. Neben deutlicher Zersetzung der überlieferten pse_619.018 dramatischen Form durch Züge, die zunächst negativ wirken, pse_619.019 ist das Ringen um neue dramatische Möglichkeiten, die das pse_619.020 Alte, soweit es wertvoll ist, einbauen, deutlich zu beobachten. pse_619.021 Besonders Frankreich (Anouilh), England (T. S. Eliot und pse_619.022 Chr. Fry) und Amerika (O'Neill, A. Miller, T. Williams) pse_619.023 sind hier zu erwähnen. Aber Hofmannsthal, G. Hauptmann, pse_619.024 Zuckmayer und nun auch Dürrenmatt u. a. arbeiten ebenfalls pse_619.025 an der Weiterentwicklung der dramatischen Kunst.
pse_619.026 Überblick
pse_619.027 Der Reichtum dramatischen Schaffens seit der Antike pse_619.028 macht es ebenso schwer wie bei den anderen Gattungen, einen pse_619.029 geschlossenen Überblick über die möglichen dramatischen pse_619.030 Arten zu geben. Manche Sichten haben sich schon bisher ergeben. pse_619.031 Es ist klar, daß die Scheidung in ernste und heitere pse_619.032 Grundhaltung beim dichterischen Aufbau einer Welt auch pse_619.033 hierfür bedeutsam ist, besonders die Begriffe Tragik, Komik, pse_619.034 Humor werden sich noch in ihrer entscheidenden Bedeutung pse_619.035 zeigen. Auch die verschiedene Schicksalsauffassung in der pse_619.036 Antike, im Christentum und dann in der Romantik ließe
pse_619.001 Grillparzer, Grabbe, Büchner und Hebbel bildet sich in einer pse_619.002 Welt aus, die, wie gerade angedeutet, andere Voraussetzungen pse_619.003 für die Kunst mitbringt als die vorangehenden Epochen. Daher pse_619.004 muß es auch andere Züge tragen, wenn auch starke Kräfte pse_619.005 der Überlieferung mitbestimmend sind. Wie schon die pse_619.006 Namen andeuten, zeigt das deutsche Drama größte Mannigfaltigkeit pse_619.007 der geistigen und künstlerischen Belange. Trotzdem pse_619.008 stellt es vom Gesamtblick des Abendlandes aus eine höhere pse_619.009 Einheit dar, die man vielleicht so umschreiben könnte: Im pse_619.010 Gehaltlichen ist die Spannung zwischen Persönlichkeit und pse_619.011 Weltbindung bestimmend; im Künstlerischen eine gewisse pse_619.012 organische Form, die versucht, Bewegtheit und Geschlossenheit pse_619.013 zu verbinden.
pse_619.014 Seit dem späten 19. Jahrhundert kann man im Drama starke pse_619.015 neue Kräfte am Werk sehen. Schon der Naturalismus bezieht pse_619.016 neue Weltbereiche ein und versucht dafür neue künstlerische pse_619.017 Formen. Neben deutlicher Zersetzung der überlieferten pse_619.018 dramatischen Form durch Züge, die zunächst negativ wirken, pse_619.019 ist das Ringen um neue dramatische Möglichkeiten, die das pse_619.020 Alte, soweit es wertvoll ist, einbauen, deutlich zu beobachten. pse_619.021 Besonders Frankreich (Anouilh), England (T. S. Eliot und pse_619.022 Chr. Fry) und Amerika (O'Neill, A. Miller, T. Williams) pse_619.023 sind hier zu erwähnen. Aber Hofmannsthal, G. Hauptmann, pse_619.024 Zuckmayer und nun auch Dürrenmatt u. a. arbeiten ebenfalls pse_619.025 an der Weiterentwicklung der dramatischen Kunst.
pse_619.026 Überblick
pse_619.027 Der Reichtum dramatischen Schaffens seit der Antike pse_619.028 macht es ebenso schwer wie bei den anderen Gattungen, einen pse_619.029 geschlossenen Überblick über die möglichen dramatischen pse_619.030 Arten zu geben. Manche Sichten haben sich schon bisher ergeben. pse_619.031 Es ist klar, daß die Scheidung in ernste und heitere pse_619.032 Grundhaltung beim dichterischen Aufbau einer Welt auch pse_619.033 hierfür bedeutsam ist, besonders die Begriffe Tragik, Komik, pse_619.034 Humor werden sich noch in ihrer entscheidenden Bedeutung pse_619.035 zeigen. Auch die verschiedene Schicksalsauffassung in der pse_619.036 Antike, im Christentum und dann in der Romantik ließe
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Grillparzer, Grabbe, Büchner und Hebbel bildet sich in einer pse_619.002
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für die Kunst mitbringt als die vorangehenden Epochen. Daher pse_619.004
muß es auch andere Züge tragen, wenn auch starke Kräfte pse_619.005
der Überlieferung mitbestimmend sind. Wie schon die pse_619.006
Namen andeuten, zeigt das deutsche Drama größte Mannigfaltigkeit pse_619.007
der geistigen und künstlerischen Belange. Trotzdem pse_619.008
stellt es vom Gesamtblick des Abendlandes aus eine höhere pse_619.009
Einheit dar, die man vielleicht so umschreiben könnte: Im pse_619.010
Gehaltlichen ist die Spannung zwischen Persönlichkeit und pse_619.011
Weltbindung bestimmend; im Künstlerischen eine gewisse pse_619.012
organische Form, die versucht, Bewegtheit und Geschlossenheit pse_619.013
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Seit dem späten 19. Jahrhundert kann man im Drama starke pse_619.015
neue Kräfte am Werk sehen. Schon der Naturalismus bezieht pse_619.016
neue Weltbereiche ein und versucht dafür neue künstlerische pse_619.017
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dramatischen Form durch Züge, die zunächst negativ wirken, pse_619.019
ist das Ringen um neue dramatische Möglichkeiten, die das pse_619.020
Alte, soweit es wertvoll ist, einbauen, deutlich zu beobachten. pse_619.021
Besonders Frankreich (Anouilh), England (T. S. Eliot und pse_619.022
Chr. Fry) und Amerika (O'Neill, A. Miller, T. Williams) pse_619.023
sind hier zu erwähnen. Aber Hofmannsthal, G. Hauptmann, pse_619.024
Zuckmayer und nun auch Dürrenmatt u. a. arbeiten ebenfalls pse_619.025
an der Weiterentwicklung der dramatischen Kunst.
pse_619.026
Überblick pse_619.027
Der Reichtum dramatischen Schaffens seit der Antike pse_619.028
macht es ebenso schwer wie bei den anderen Gattungen, einen pse_619.029
geschlossenen Überblick über die möglichen dramatischen pse_619.030
Arten zu geben. Manche Sichten haben sich schon bisher ergeben. pse_619.031
Es ist klar, daß die Scheidung in ernste und heitere pse_619.032
Grundhaltung beim dichterischen Aufbau einer Welt auch pse_619.033
hierfür bedeutsam ist, besonders die Begriffe Tragik, Komik, pse_619.034
Humor werden sich noch in ihrer entscheidenden Bedeutung pse_619.035
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/635>, abgerufen am 25.11.2024.
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