pse_530.001 verhafteten Menschen. Der Weltweg des Wandernden pse_530.002 erhebt sich hier in immer höhere Bereiche und schließt mit pse_530.003 dem Anblick des unendlichen Lichtes der Gottheit. Sehr pse_530.004 kunstvoll ist in dieser Hinsicht der Aufbau des "Parzival", pse_530.005 weil die möglichen Beziehungen zwischen Gott und Mensch pse_530.006 selbst schon zwei deutliche Richtungen zeigen: der Drang des pse_530.007 Menschen zum Göttlichen und das Entgegenkommen der pse_530.008 göttlichen Gnade. Dazu aber tritt die Gefahr und Trostlosigkeit pse_530.009 der Gottferne in Verzweiflung und Bitterkeit oder in pse_530.010 betonter, selbstgenügsamer Weltlichkeit, wie in den Gawanteilen. pse_530.011 Daß diese Gawanteile sich gerade äußerlich über die pse_530.012 verbitterte Gottferne Parzivals breiten, verdichtet diese Architektur pse_530.013 noch mehr. Damit wird noch ein Prinzip der Ritterepik pse_530.014 verbunden: der zweiteilige Aufbau, der zunächst in einem pse_530.015 kürzeren Teil den raschen und äußerlichen Aufstieg zum Ziel pse_530.016 gestaltet, dann nach einem Zusammenbruch, in dem dieses pse_530.017 Ziel wieder verlorengeht, in einem zweiten, längeren Teil pse_530.018 den Helden wieder, nun vertieft und verinnerlicht zum Ziel pse_530.019 führt, das nun als fester innerer Besitz gewonnen wird. So pse_530.020 zeigt auch hier der kunstvoll verschlungene Aufbau selbst pse_530.021 schon die Struktur der christlichen Welt, er wird selber Analogie pse_530.022 und Symbol des Weltgebäudes. Das Menschenschicksal pse_530.023 tritt zwar stärker hervor, aber immer nur ausgerichtet aufs pse_530.024 Jenseits, auf Gott. Damit erhält das Werk die Weite des Epos, pse_530.025 zugleich aber eine neue religiöse Tiefe. Das scheint eine Bereicherung pse_530.026 der großepischen Form. Wir müssen es uns versagen, pse_530.027 den Zusammenhang zwischen Weltbild und epischem pse_530.028 Bau bei Milton und Klopstock zu verfolgen. Aber hingewiesen pse_530.029 sei doch, daß man Stifters "Witiko" mit einigem Recht als pse_530.030 Prosaepos bezeichnet hat. Und da zeigt sich, daß das Werk pse_530.031 in dieser Hinsicht auch einen reichen Aufbau hat, in dem sich pse_530.032 auch in der mannigfaltigsten Weise ein Weltbild eröffnet, pse_530.033 die Geschichte selbst in ihrem Werden sich vor uns entfaltet. pse_530.034 Abgesehen von der kunstvollen Gliederung um einen breiten pse_530.035 Mittelteil, der wie im "Nachsommer" eine Verdichtung aller pse_530.036 Motive bringt, abgesehen von dem immer weiter sich erschließenden pse_530.037 Symbol der Waldrose ist die eine große Linie pse_530.038 besonders hervorzuheben: vom einsamen Reiter durch den
pse_530.001 verhafteten Menschen. Der Weltweg des Wandernden pse_530.002 erhebt sich hier in immer höhere Bereiche und schließt mit pse_530.003 dem Anblick des unendlichen Lichtes der Gottheit. Sehr pse_530.004 kunstvoll ist in dieser Hinsicht der Aufbau des »Parzival«, pse_530.005 weil die möglichen Beziehungen zwischen Gott und Mensch pse_530.006 selbst schon zwei deutliche Richtungen zeigen: der Drang des pse_530.007 Menschen zum Göttlichen und das Entgegenkommen der pse_530.008 göttlichen Gnade. Dazu aber tritt die Gefahr und Trostlosigkeit pse_530.009 der Gottferne in Verzweiflung und Bitterkeit oder in pse_530.010 betonter, selbstgenügsamer Weltlichkeit, wie in den Gawanteilen. pse_530.011 Daß diese Gawanteile sich gerade äußerlich über die pse_530.012 verbitterte Gottferne Parzivals breiten, verdichtet diese Architektur pse_530.013 noch mehr. Damit wird noch ein Prinzip der Ritterepik pse_530.014 verbunden: der zweiteilige Aufbau, der zunächst in einem pse_530.015 kürzeren Teil den raschen und äußerlichen Aufstieg zum Ziel pse_530.016 gestaltet, dann nach einem Zusammenbruch, in dem dieses pse_530.017 Ziel wieder verlorengeht, in einem zweiten, längeren Teil pse_530.018 den Helden wieder, nun vertieft und verinnerlicht zum Ziel pse_530.019 führt, das nun als fester innerer Besitz gewonnen wird. So pse_530.020 zeigt auch hier der kunstvoll verschlungene Aufbau selbst pse_530.021 schon die Struktur der christlichen Welt, er wird selber Analogie pse_530.022 und Symbol des Weltgebäudes. Das Menschenschicksal pse_530.023 tritt zwar stärker hervor, aber immer nur ausgerichtet aufs pse_530.024 Jenseits, auf Gott. Damit erhält das Werk die Weite des Epos, pse_530.025 zugleich aber eine neue religiöse Tiefe. Das scheint eine Bereicherung pse_530.026 der großepischen Form. Wir müssen es uns versagen, pse_530.027 den Zusammenhang zwischen Weltbild und epischem pse_530.028 Bau bei Milton und Klopstock zu verfolgen. Aber hingewiesen pse_530.029 sei doch, daß man Stifters »Witiko« mit einigem Recht als pse_530.030 Prosaepos bezeichnet hat. Und da zeigt sich, daß das Werk pse_530.031 in dieser Hinsicht auch einen reichen Aufbau hat, in dem sich pse_530.032 auch in der mannigfaltigsten Weise ein Weltbild eröffnet, pse_530.033 die Geschichte selbst in ihrem Werden sich vor uns entfaltet. pse_530.034 Abgesehen von der kunstvollen Gliederung um einen breiten pse_530.035 Mittelteil, der wie im »Nachsommer« eine Verdichtung aller pse_530.036 Motive bringt, abgesehen von dem immer weiter sich erschließenden pse_530.037 Symbol der Waldrose ist die eine große Linie pse_530.038 besonders hervorzuheben: vom einsamen Reiter durch den
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selbst schon zwei deutliche Richtungen zeigen: der Drang des pse_530.007
Menschen zum Göttlichen und das Entgegenkommen der pse_530.008
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verbitterte Gottferne Parzivals breiten, verdichtet diese Architektur pse_530.013
noch mehr. Damit wird noch ein Prinzip der Ritterepik pse_530.014
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kürzeren Teil den raschen und äußerlichen Aufstieg zum Ziel pse_530.016
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Jenseits, auf Gott. Damit erhält das Werk die Weite des Epos, pse_530.025
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den Zusammenhang zwischen Weltbild und epischem pse_530.028
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sei doch, daß man Stifters »Witiko« mit einigem Recht als pse_530.030
Prosaepos bezeichnet hat. Und da zeigt sich, daß das Werk pse_530.031
in dieser Hinsicht auch einen reichen Aufbau hat, in dem sich pse_530.032
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/546>, abgerufen am 23.11.2024.
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