pse_523.001 durch Heiterkeit gekennzeichnet sind. Sind es nur kurze Erzählungen, pse_523.002 in denen sich kein humorvolles Weltbild entfalten pse_523.003 kann, so spricht man von Humoreske. Sie ist gemütlich, pse_523.004 liebenswürdig frisch, versöhnlich und weist eben in diesen pse_523.005 Zügen Humor auf. Wird sie derber, fester zugreifend, übermütig-lustig, pse_523.006 so nennt man sie wohl Schwank. Die Schwänke pse_523.007 können schon in die komische Haltung hinübergehen, sie pse_523.008 machen sich in geistig-freiem Spiel über etwas lustig. Tritt pse_523.009 dazu noch der deutliche Spott, so nennen wir solche Erzählungen pse_523.010 Satiren. Durch eine weiche Stimmung sind zwei pse_523.011 andere Erzählarten gekennzeichnet. Die Idylle hat eine sehr pse_523.012 reiche Entfaltung in der Weltliteratur, besonders in der Antike pse_523.013 (Theokrit, Vergil), im europäischen 17. Jahrhundert und dann pse_523.014 in anderer Weise im 18. Jahrhundert. Demgemäß ist sie auch pse_523.015 sehr reich in der äußeren Erscheinung: Verse und Prosa, kurz pse_523.016 und lang ausgedehnt. Sogar dramatische Form kann vorkommen, pse_523.017 etwa als Singspiel oder als Operette. Und trotzdem pse_523.018 geht ein deutlicher Grundzug durch, der sie zu einer sehr pse_523.019 klar umrissenen Art macht. Es ist ein "Bildchen" (eidyllion) pse_523.020 aus dem Leben bescheidener, aber glücklicher Leute. Das pse_523.021 Bildchen entfaltet sich immer in einem Vorgang, einem Geschehen. pse_523.022 Aber ihm fehlen die Kanten und Sprünge, die pse_523.023 Spannungen und Erregungen, alles Furchtbare bleibt fern. pse_523.024 Und wenn schon einmal Spannungen auftreten, so lösen sie pse_523.025 sich in friedlichster Weise. Bauern, Hirten, Fischer, später pse_523.026 dann Pastoren in ländlicher Umwelt sind die beliebten Gestalten. pse_523.027 Die Gestaltungsform kann idealistisch oder realistisch pse_523.028 sein. Wenn man die Elegie nicht als ein Distichengedicht pse_523.029 nimmt, so bleibt für diesen Namen eine Erzählung von stiller pse_523.030 Trauer, milder Wehmut. Nicht heftige und ergreifende Klage, pse_523.031 sondern ruhige Ergebung in weicher Erinnerung. Alles Pathetische, pse_523.032 Wilde, Tragische und Erhabene bleibt aus dieser Art ausgeschlossen. pse_523.033 Sie ist weniger klar umgrenzbar als die Idylle.
pse_523.034 Großepik
pse_523.035 Sie erwächst aus dem breiten Erzählen, in dem großen, pse_523.036 umfangreiche Vorgänge in voller Entfaltung vorgeführt pse_523.037 werden oder in dem verhältnismäßig begrenzte Geschehnisse
pse_523.001 durch Heiterkeit gekennzeichnet sind. Sind es nur kurze Erzählungen, pse_523.002 in denen sich kein humorvolles Weltbild entfalten pse_523.003 kann, so spricht man von Humoreske. Sie ist gemütlich, pse_523.004 liebenswürdig frisch, versöhnlich und weist eben in diesen pse_523.005 Zügen Humor auf. Wird sie derber, fester zugreifend, übermütig-lustig, pse_523.006 so nennt man sie wohl Schwank. Die Schwänke pse_523.007 können schon in die komische Haltung hinübergehen, sie pse_523.008 machen sich in geistig-freiem Spiel über etwas lustig. Tritt pse_523.009 dazu noch der deutliche Spott, so nennen wir solche Erzählungen pse_523.010 Satiren. Durch eine weiche Stimmung sind zwei pse_523.011 andere Erzählarten gekennzeichnet. Die Idylle hat eine sehr pse_523.012 reiche Entfaltung in der Weltliteratur, besonders in der Antike pse_523.013 (Theokrit, Vergil), im europäischen 17. Jahrhundert und dann pse_523.014 in anderer Weise im 18. Jahrhundert. Demgemäß ist sie auch pse_523.015 sehr reich in der äußeren Erscheinung: Verse und Prosa, kurz pse_523.016 und lang ausgedehnt. Sogar dramatische Form kann vorkommen, pse_523.017 etwa als Singspiel oder als Operette. Und trotzdem pse_523.018 geht ein deutlicher Grundzug durch, der sie zu einer sehr pse_523.019 klar umrissenen Art macht. Es ist ein »Bildchen« (eidyllion) pse_523.020 aus dem Leben bescheidener, aber glücklicher Leute. Das pse_523.021 Bildchen entfaltet sich immer in einem Vorgang, einem Geschehen. pse_523.022 Aber ihm fehlen die Kanten und Sprünge, die pse_523.023 Spannungen und Erregungen, alles Furchtbare bleibt fern. pse_523.024 Und wenn schon einmal Spannungen auftreten, so lösen sie pse_523.025 sich in friedlichster Weise. Bauern, Hirten, Fischer, später pse_523.026 dann Pastoren in ländlicher Umwelt sind die beliebten Gestalten. pse_523.027 Die Gestaltungsform kann idealistisch oder realistisch pse_523.028 sein. Wenn man die Elegie nicht als ein Distichengedicht pse_523.029 nimmt, so bleibt für diesen Namen eine Erzählung von stiller pse_523.030 Trauer, milder Wehmut. Nicht heftige und ergreifende Klage, pse_523.031 sondern ruhige Ergebung in weicher Erinnerung. Alles Pathetische, pse_523.032 Wilde, Tragische und Erhabene bleibt aus dieser Art ausgeschlossen. pse_523.033 Sie ist weniger klar umgrenzbar als die Idylle.
pse_523.034 Großepik
pse_523.035 Sie erwächst aus dem breiten Erzählen, in dem großen, pse_523.036 umfangreiche Vorgänge in voller Entfaltung vorgeführt pse_523.037 werden oder in dem verhältnismäßig begrenzte Geschehnisse
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kann, so spricht man von Humoreske. Sie ist gemütlich, pse_523.004
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sehr reich in der äußeren Erscheinung: Verse und Prosa, kurz pse_523.016
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/539>, abgerufen am 24.11.2024.
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