Und reiste fort mit Sack und Pack.pse_295.002 Doch litt er manchen Schabernackpse_295.003 Von Jupiters Xantippe.
pse_295.004 (1. Strophe der Aeneis-Travestie von Blumauer)
pse_295.005
Der Stilbruch beginnt im ersten Vers mit dem Widerspruch pse_295.006 zwischen dem Märchenanfang und dem Ausdruck "ein großer pse_295.007 Held". Die Namen Aeneas, Troja und Jupiter schaffen die pse_295.008 hohe Atmosphäre, die sofort durch die anderen Ausdrücke pse_295.009 in die Ebene des Derben eingefügt wird: das Heldische wird pse_295.010 lächerlich gemacht. Die Gefahr besteht, daß damit alles Hohe pse_295.011 verulkt und höchstes Menschliches fraglich gemacht wird, pse_295.012 daß aber zugleich durch diese fortgesetzte Spannung im eintönigen pse_295.013 Rhythmus auch die künstlerische Gestalt selber fragwürdig pse_295.014 wird und daher mit der Zeit eine alles umfassende pse_295.015 Entwertung sich breit macht. Künstlerische Mittel haben hier pse_295.016 ans Ende jeder Kunst geführt.
pse_295.017 Gestaltungsformen
pse_295.018 Wir versuchen nun zu Dauerprägungen der künstlerischen pse_295.019 Gestalt vorzudringen, zu Typen, die sich in den einzelnen pse_295.020 Kunstwerken jeweils verwirklichen und Gruppen solcher pse_295.021 unter bestimmten Gesichtspunkten zusammenfassen. Wir pse_295.022 gehen also Begriffe an, wie sie unter den Namen Realismus, pse_295.023 Barock, klassisch usw. nur allzu geläufig sind. Man hat geglaubt, pse_295.024 daß an solchen Formen die einzelne Künstlerpersönlichkeit pse_295.025 und die Zeit forme. Das ist aber unvollständig. Neben der pse_295.026 Zeit ist unbedingt auch der Lebensraum wichtig. Wir können pse_295.027 beide unter geschichtlicher Lage zusammenfassen. Dazu pse_295.028 kommt aber noch die Sprache, die weder in die geschichtliche pse_295.029 Lage noch in die Persönlichkeit aufgelöst werden kann, wenn pse_295.030 auch in ihr viel Menschliches und Geschichtliches eingeformt pse_295.031 ist. Die Sprache gibt dem Dichter nicht nur die mannigfaltigsten pse_295.032 Gestaltungskräfte, sie bindet ihn auch, da in ihr das pse_295.033 Weltbild einer Sprachgemeinschaft Gestalt gewinnt und da pse_295.034 sie daher feste Formen aufweist. Auch der Persönlichkeitsbegriff pse_295.035 ist nicht einfach zu fassen. Denn in der Persönlichkeit
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Und reiste fort mit Sack und Pack.pse_295.002 Doch litt er manchen Schabernackpse_295.003 Von Jupiters Xantippe.
pse_295.004 (1. Strophe der Aeneis-Travestie von Blumauer)
pse_295.005
Der Stilbruch beginnt im ersten Vers mit dem Widerspruch pse_295.006 zwischen dem Märchenanfang und dem Ausdruck »ein großer pse_295.007 Held«. Die Namen Aeneas, Troja und Jupiter schaffen die pse_295.008 hohe Atmosphäre, die sofort durch die anderen Ausdrücke pse_295.009 in die Ebene des Derben eingefügt wird: das Heldische wird pse_295.010 lächerlich gemacht. Die Gefahr besteht, daß damit alles Hohe pse_295.011 verulkt und höchstes Menschliches fraglich gemacht wird, pse_295.012 daß aber zugleich durch diese fortgesetzte Spannung im eintönigen pse_295.013 Rhythmus auch die künstlerische Gestalt selber fragwürdig pse_295.014 wird und daher mit der Zeit eine alles umfassende pse_295.015 Entwertung sich breit macht. Künstlerische Mittel haben hier pse_295.016 ans Ende jeder Kunst geführt.
pse_295.017 Gestaltungsformen
pse_295.018 Wir versuchen nun zu Dauerprägungen der künstlerischen pse_295.019 Gestalt vorzudringen, zu Typen, die sich in den einzelnen pse_295.020 Kunstwerken jeweils verwirklichen und Gruppen solcher pse_295.021 unter bestimmten Gesichtspunkten zusammenfassen. Wir pse_295.022 gehen also Begriffe an, wie sie unter den Namen Realismus, pse_295.023 Barock, klassisch usw. nur allzu geläufig sind. Man hat geglaubt, pse_295.024 daß an solchen Formen die einzelne Künstlerpersönlichkeit pse_295.025 und die Zeit forme. Das ist aber unvollständig. Neben der pse_295.026 Zeit ist unbedingt auch der Lebensraum wichtig. Wir können pse_295.027 beide unter geschichtlicher Lage zusammenfassen. Dazu pse_295.028 kommt aber noch die Sprache, die weder in die geschichtliche pse_295.029 Lage noch in die Persönlichkeit aufgelöst werden kann, wenn pse_295.030 auch in ihr viel Menschliches und Geschichtliches eingeformt pse_295.031 ist. Die Sprache gibt dem Dichter nicht nur die mannigfaltigsten pse_295.032 Gestaltungskräfte, sie bindet ihn auch, da in ihr das pse_295.033 Weltbild einer Sprachgemeinschaft Gestalt gewinnt und da pse_295.034 sie daher feste Formen aufweist. Auch der Persönlichkeitsbegriff pse_295.035 ist nicht einfach zu fassen. Denn in der Persönlichkeit
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Doch litt er manchen Schabernack pse_295.003
Von Jupiters Xantippe.
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(1. Strophe der Aeneis-Travestie von Blumauer)
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Der Stilbruch beginnt im ersten Vers mit dem Widerspruch pse_295.006
zwischen dem Märchenanfang und dem Ausdruck »ein großer pse_295.007
Held«. Die Namen Aeneas, Troja und Jupiter schaffen die pse_295.008
hohe Atmosphäre, die sofort durch die anderen Ausdrücke pse_295.009
in die Ebene des Derben eingefügt wird: das Heldische wird pse_295.010
lächerlich gemacht. Die Gefahr besteht, daß damit alles Hohe pse_295.011
verulkt und höchstes Menschliches fraglich gemacht wird, pse_295.012
daß aber zugleich durch diese fortgesetzte Spannung im eintönigen pse_295.013
Rhythmus auch die künstlerische Gestalt selber fragwürdig pse_295.014
wird und daher mit der Zeit eine alles umfassende pse_295.015
Entwertung sich breit macht. Künstlerische Mittel haben hier pse_295.016
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Wir versuchen nun zu Dauerprägungen der künstlerischen pse_295.019
Gestalt vorzudringen, zu Typen, die sich in den einzelnen pse_295.020
Kunstwerken jeweils verwirklichen und Gruppen solcher pse_295.021
unter bestimmten Gesichtspunkten zusammenfassen. Wir pse_295.022
gehen also Begriffe an, wie sie unter den Namen Realismus, pse_295.023
Barock, klassisch usw. nur allzu geläufig sind. Man hat geglaubt, pse_295.024
daß an solchen Formen die einzelne Künstlerpersönlichkeit pse_295.025
und die Zeit forme. Das ist aber unvollständig. Neben der pse_295.026
Zeit ist unbedingt auch der Lebensraum wichtig. Wir können pse_295.027
beide unter geschichtlicher Lage zusammenfassen. Dazu pse_295.028
kommt aber noch die Sprache, die weder in die geschichtliche pse_295.029
Lage noch in die Persönlichkeit aufgelöst werden kann, wenn pse_295.030
auch in ihr viel Menschliches und Geschichtliches eingeformt pse_295.031
ist. Die Sprache gibt dem Dichter nicht nur die mannigfaltigsten pse_295.032
Gestaltungskräfte, sie bindet ihn auch, da in ihr das pse_295.033
Weltbild einer Sprachgemeinschaft Gestalt gewinnt und da pse_295.034
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ist nicht einfach zu fassen. Denn in der Persönlichkeit
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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