pse_244.001 zu verstehen, etwa die Vorstellungen des sterbenden pse_244.002 Christus, die Sakramentssymbole usw. Die Sprache der pse_244.003 einzelnen Berufe ist nicht nur im Wortschatz infolge der pse_244.004 drängenden Erfahrungsbereiche getönt, sondern auch und vor pse_244.005 allem in der erlebnishaften Einstellung zu den erfaßten pse_244.006 Lebensbereichen. Besonders reich sind ja hier die Beobachtungen pse_244.007 aus der Soldatensprache. Einbau solcher Stilelemente pse_244.008 in eine Dichtung bedeutet, daß der Dichter versucht, eben pse_244.009 durch die Sprache diese durch bestimmte Bereiche und durch pse_244.010 eine eigenartige Erlebnisweise geschaffene Welt künstlerisch pse_244.011 zu formen.
pse_244.012 Die Tatsache, daß jede Sprachgemeinschaft mit ihrer pse_244.013 Sprache aufs engste zusammenhängt, daß in der Sprache das pse_244.014 Weltbild und die innere Haltung dieser Sprachgemeinschaft pse_244.015 ihre Prägung finden, gilt in besonderem Maße für die Sprachkunst pse_244.016 und Dichtung, da in ihnen ja eben die tiefsten Haltungen pse_244.017 und Antriebe geformt und wirksam gemacht sind. pse_244.018 Daraus ergibt sich das Problem der Übersetzungen. Schon von pse_244.019 vornherein besteht eine Spannung zwischen dem objektiven pse_244.020 Gebilde, das übersetzt werden soll, und dem Übersetzer in pse_244.021 seiner subjektiven Einstellung. Viel wichtiger noch ist die pse_244.022 Tatsache, daß man zwischen Übersetzungen von Sachdarstellungen pse_244.023 und von Dichtungen unterscheiden muß. Je mehr pse_244.024 die Sprache bloß Zeichensystem für etwas Außersprachliches pse_244.025 ist, desto eher ist die Möglichkeit gegeben, ein anderes Zeichensystem pse_244.026 dafür zu gebrauchen. Natürlich hat auch das pse_244.027 Grenzen; denn eine hohe wissenschaftliche Leistung kann pse_244.028 nicht in jeder Sprache vermittelt werden, eine entsprechende pse_244.029 Entwicklungshöhe muß auch die Übersetzungssprache haben. pse_244.030 Das waren die Schwierigkeiten, vor denen die Mönche im pse_244.031 9. Jahrhundert standen, als sie versuchten, theologische Werke pse_244.032 aus dem Latein in die erst werdende deutsche Sprache zu pse_244.033 übersetzen. Aber schon bei Eckhart zeigt sich, daß die entwickelte pse_244.034 deutsche Sprache nun schon eine Eigenwelt geschaffen pse_244.035 hat und damit die Schwierigkeit entsteht, eine andere pse_244.036 sprachliche Eigenwelt in diese umzugießen. Denn es ist nicht pse_244.037 so, daß nur die sprachliche Darstellung verschieden sei, die pse_244.038 dargestellten Geisteswelten aber gleich, sondern in der Eigenart
pse_244.001 zu verstehen, etwa die Vorstellungen des sterbenden pse_244.002 Christus, die Sakramentssymbole usw. Die Sprache der pse_244.003 einzelnen Berufe ist nicht nur im Wortschatz infolge der pse_244.004 drängenden Erfahrungsbereiche getönt, sondern auch und vor pse_244.005 allem in der erlebnishaften Einstellung zu den erfaßten pse_244.006 Lebensbereichen. Besonders reich sind ja hier die Beobachtungen pse_244.007 aus der Soldatensprache. Einbau solcher Stilelemente pse_244.008 in eine Dichtung bedeutet, daß der Dichter versucht, eben pse_244.009 durch die Sprache diese durch bestimmte Bereiche und durch pse_244.010 eine eigenartige Erlebnisweise geschaffene Welt künstlerisch pse_244.011 zu formen.
pse_244.012 Die Tatsache, daß jede Sprachgemeinschaft mit ihrer pse_244.013 Sprache aufs engste zusammenhängt, daß in der Sprache das pse_244.014 Weltbild und die innere Haltung dieser Sprachgemeinschaft pse_244.015 ihre Prägung finden, gilt in besonderem Maße für die Sprachkunst pse_244.016 und Dichtung, da in ihnen ja eben die tiefsten Haltungen pse_244.017 und Antriebe geformt und wirksam gemacht sind. pse_244.018 Daraus ergibt sich das Problem der Übersetzungen. Schon von pse_244.019 vornherein besteht eine Spannung zwischen dem objektiven pse_244.020 Gebilde, das übersetzt werden soll, und dem Übersetzer in pse_244.021 seiner subjektiven Einstellung. Viel wichtiger noch ist die pse_244.022 Tatsache, daß man zwischen Übersetzungen von Sachdarstellungen pse_244.023 und von Dichtungen unterscheiden muß. Je mehr pse_244.024 die Sprache bloß Zeichensystem für etwas Außersprachliches pse_244.025 ist, desto eher ist die Möglichkeit gegeben, ein anderes Zeichensystem pse_244.026 dafür zu gebrauchen. Natürlich hat auch das pse_244.027 Grenzen; denn eine hohe wissenschaftliche Leistung kann pse_244.028 nicht in jeder Sprache vermittelt werden, eine entsprechende pse_244.029 Entwicklungshöhe muß auch die Übersetzungssprache haben. pse_244.030 Das waren die Schwierigkeiten, vor denen die Mönche im pse_244.031 9. Jahrhundert standen, als sie versuchten, theologische Werke pse_244.032 aus dem Latein in die erst werdende deutsche Sprache zu pse_244.033 übersetzen. Aber schon bei Eckhart zeigt sich, daß die entwickelte pse_244.034 deutsche Sprache nun schon eine Eigenwelt geschaffen pse_244.035 hat und damit die Schwierigkeit entsteht, eine andere pse_244.036 sprachliche Eigenwelt in diese umzugießen. Denn es ist nicht pse_244.037 so, daß nur die sprachliche Darstellung verschieden sei, die pse_244.038 dargestellten Geisteswelten aber gleich, sondern in der Eigenart
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zu verstehen, etwa die Vorstellungen des sterbenden pse_244.002
Christus, die Sakramentssymbole usw. Die Sprache der pse_244.003
einzelnen Berufe ist nicht nur im Wortschatz infolge der pse_244.004
drängenden Erfahrungsbereiche getönt, sondern auch und vor pse_244.005
allem in der erlebnishaften Einstellung zu den erfaßten pse_244.006
Lebensbereichen. Besonders reich sind ja hier die Beobachtungen pse_244.007
aus der Soldatensprache. Einbau solcher Stilelemente pse_244.008
in eine Dichtung bedeutet, daß der Dichter versucht, eben pse_244.009
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eine eigenartige Erlebnisweise geschaffene Welt künstlerisch pse_244.011
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pse_244.012
Die Tatsache, daß jede Sprachgemeinschaft mit ihrer pse_244.013
Sprache aufs engste zusammenhängt, daß in der Sprache das pse_244.014
Weltbild und die innere Haltung dieser Sprachgemeinschaft pse_244.015
ihre Prägung finden, gilt in besonderem Maße für die Sprachkunst pse_244.016
und Dichtung, da in ihnen ja eben die tiefsten Haltungen pse_244.017
und Antriebe geformt und wirksam gemacht sind. pse_244.018
Daraus ergibt sich das Problem der Übersetzungen. Schon von pse_244.019
vornherein besteht eine Spannung zwischen dem objektiven pse_244.020
Gebilde, das übersetzt werden soll, und dem Übersetzer in pse_244.021
seiner subjektiven Einstellung. Viel wichtiger noch ist die pse_244.022
Tatsache, daß man zwischen Übersetzungen von Sachdarstellungen pse_244.023
und von Dichtungen unterscheiden muß. Je mehr pse_244.024
die Sprache bloß Zeichensystem für etwas Außersprachliches pse_244.025
ist, desto eher ist die Möglichkeit gegeben, ein anderes Zeichensystem pse_244.026
dafür zu gebrauchen. Natürlich hat auch das pse_244.027
Grenzen; denn eine hohe wissenschaftliche Leistung kann pse_244.028
nicht in jeder Sprache vermittelt werden, eine entsprechende pse_244.029
Entwicklungshöhe muß auch die Übersetzungssprache haben. pse_244.030
Das waren die Schwierigkeiten, vor denen die Mönche im pse_244.031
9. Jahrhundert standen, als sie versuchten, theologische Werke pse_244.032
aus dem Latein in die erst werdende deutsche Sprache zu pse_244.033
übersetzen. Aber schon bei Eckhart zeigt sich, daß die entwickelte pse_244.034
deutsche Sprache nun schon eine Eigenwelt geschaffen pse_244.035
hat und damit die Schwierigkeit entsteht, eine andere pse_244.036
sprachliche Eigenwelt in diese umzugießen. Denn es ist nicht pse_244.037
so, daß nur die sprachliche Darstellung verschieden sei, die pse_244.038
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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