pse_172.001 in dem er sich vollzieht, selbst in die sprachliche pse_172.002 Gestaltung mit einbezogen. Damit wird sofort deutlich: im pse_172.003 Satz wird das Stück Lebensvorgang, das Rede ist, sprachliche pse_172.004 Gestalt. Der Vorgang des sprachlichen Erfassens und Formens pse_172.005 der Welt wird nun selber zum Gebilde.
pse_172.006 Diese sprachliche Gestaltung des Sprachvorgangs kann nun pse_172.007 aus den verschiedensten inneren Haltungen erfließen, und pse_172.008 damit ist der Satz eine bedeutende sprachkünstlerische Kraft. pse_172.009 Wir brauchen nur einen Satz Kleists neben einen Stifters zu pse_172.010 stellen, um das zu erkennen.
pse_172.011 Schon in seiner Gesamtheit kann der Satz als Lebensvorgang pse_172.012 künstlerische Werte entfalten. Die Dynamik, mit der er pse_172.013 abläuft, ist dabei wichtig. Man vergleiche:
pse_172.014
Hier sitz ich, forme Menschenpse_172.015 Nach meinem Bilde,pse_172.016 Ein Geschlecht, das mir gleich sei:pse_172.017 Zu leiden, zu weinen,pse_172.018 Zu genießen und zu freuen sich --pse_172.019 Und dein nicht zu achten,pse_172.020 Wie ich!
(Goethe, Schluß des Prometheus)
pse_172.021 Wie im Morgenglanzepse_172.022 Du rings mich anglühst,pse_172.023 Frühling, Geliebter!
pse_172.024 (Goethe, Anfang des "Ganymed")pse_172.025
Hier spielt nun schon die rhythmische Gestaltung eine große pse_172.026 Rolle, die Lautungswerte kommen dazu. Auch die Stärke pse_172.027 und Art der Gefühlsgeladenheit gibt dem Satz einen bestimmten pse_172.028 Charakter: Kühle neben Leidenschaftlichkeit, Ruhe neben pse_172.029 Raschheit. So werden im Satz besonders deutlich Gefühlsabläufe pse_172.030 wirklich lebendige Gestalt. Der sogenannte freie Satzbau pse_172.031 ist immer Gestaltung besonderer Gefühlsabläufe. Auch die pse_172.032 Elemente und Glieder der Wortfügung sind für den Stil des pse_172.033 Satzablaufes wichtig, so z. B. die Spannung vom Subjekt pse_172.034 auf das Prädikat. Ich erinnere an die Beispiele für die Stilmöglichkeiten pse_172.035 der Verbstellung. Besonders durch die Stellung pse_172.036 der Negation können die verschiedensten Wirkungen erzielt pse_172.037 werden: von der Verneinung eines einzelnen Wortes über die pse_172.038 in einem Ausruf, die wie Abwehr wirkt, bis zur Verneinung
pse_172.001 in dem er sich vollzieht, selbst in die sprachliche pse_172.002 Gestaltung mit einbezogen. Damit wird sofort deutlich: im pse_172.003 Satz wird das Stück Lebensvorgang, das Rede ist, sprachliche pse_172.004 Gestalt. Der Vorgang des sprachlichen Erfassens und Formens pse_172.005 der Welt wird nun selber zum Gebilde.
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Hier spielt nun schon die rhythmische Gestaltung eine große pse_172.026 Rolle, die Lautungswerte kommen dazu. Auch die Stärke pse_172.027 und Art der Gefühlsgeladenheit gibt dem Satz einen bestimmten pse_172.028 Charakter: Kühle neben Leidenschaftlichkeit, Ruhe neben pse_172.029 Raschheit. So werden im Satz besonders deutlich Gefühlsabläufe pse_172.030 wirklich lebendige Gestalt. Der sogenannte freie Satzbau pse_172.031 ist immer Gestaltung besonderer Gefühlsabläufe. Auch die pse_172.032 Elemente und Glieder der Wortfügung sind für den Stil des pse_172.033 Satzablaufes wichtig, so z. B. die Spannung vom Subjekt pse_172.034 auf das Prädikat. Ich erinnere an die Beispiele für die Stilmöglichkeiten pse_172.035 der Verbstellung. Besonders durch die Stellung pse_172.036 der Negation können die verschiedensten Wirkungen erzielt pse_172.037 werden: von der Verneinung eines einzelnen Wortes über die pse_172.038 in einem Ausruf, die wie Abwehr wirkt, bis zur Verneinung
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künstlerische Werte entfalten. Die Dynamik, mit der er pse_172.013
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Wie im Morgenglanze pse_172.022
Du rings mich anglühst, pse_172.023
Frühling, Geliebter!
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(Goethe, Anfang des »Ganymed«)
pse_172.025
Hier spielt nun schon die rhythmische Gestaltung eine große pse_172.026
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Charakter: Kühle neben Leidenschaftlichkeit, Ruhe neben pse_172.029
Raschheit. So werden im Satz besonders deutlich Gefühlsabläufe pse_172.030
wirklich lebendige Gestalt. Der sogenannte freie Satzbau pse_172.031
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/188>, abgerufen am 22.11.2024.
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