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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959.

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Verehrung bestimmter Künstler und die Vertiefung (nicht pse_120.002
bloß wissenschaftlicher Art) in ihre Werke dagegenhalten: pse_120.003
Mozart, Bach, Goethe, Hölderlin, Stifter?

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Das Groteske weist Übergänge in andere Haltungen auf. pse_120.005
Die zum Komischen sind ohne weiteres verständlich. Die pse_120.006
Widersprüchlichkeit, die Fallhöhe und gewisse Gestalten, die pse_120.007
komisch wirken, etwa die antiken Faune und Satyrn, führen pse_120.008
gerade ins Groteske hinein. Sogar zum Humor bestehen Beziehungen. pse_120.009
Beide Haltungen entspringen einem gewissen pse_120.010
Maß von Gesundheit und Lebenskraft, sie können daher aufeinanderstoßen. pse_120.011
Und sobald die grotesken Motive in eine pse_120.012
gewisse Distanz geraten, kann ihr Gewimmel von der Höhe pse_120.013
herab Heiterkeit erregen. Das Verrückte, das Verschrobene pse_120.014
wird klein, verliert das Bedrängende, und es kommt zum pse_120.015
heiteren Darüberschweben. Auch zur Tragik führen Wege. pse_120.016
Das Zerbrechen der menschlichen Ordnung, die wir im pse_120.017
Tragischen erleben, kann auch völlige Verfremdung werden. pse_120.018
Umgekehrt kann das Versagen der physischen Weltordnung, pse_120.019
wie es sich in den Motiven des Grotesken äußert, tiefe tragische pse_120.020
Erschütterung auslösen.

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DAS WELTBILD DER DICHTUNG

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Wir haben im ersten Teil (S. 47-52) die Frage erörtert, wie pse_120.024
Dichtung mit den geistigen Ordnungsleistungen (Religion, pse_120.025
Metaphysik, Weltanschauung, Sittlichkeit im Rahmen von pse_120.026
Welterfassung, Weltordnung und Weltgestaltung) zusammenhängt. pse_120.027
Wenn wir nochmals, nun unter anderen Gesichtspunkten, pse_120.028
die Frage nach dem Weltbild in der Dichtung aufgreifen, pse_120.029
so muß an das Grundsätzliche von früher erinnert pse_120.030
werden. Dichter sind nicht gleichgültig gegen Letztes in der pse_120.031
Weltordnung, weil auch sie die Tiefe der Welt erleben. In pse_120.032
Dichtungen öffnet sich diese Tiefe aber nicht als Erkenntnis,

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bloß wissenschaftlicher Art) in ihre Werke dagegenhalten: pse_120.003
Mozart, Bach, Goethe, Hölderlin, Stifter?

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Das Groteske weist Übergänge in andere Haltungen auf. pse_120.005
Die zum Komischen sind ohne weiteres verständlich. Die pse_120.006
Widersprüchlichkeit, die Fallhöhe und gewisse Gestalten, die pse_120.007
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gerade ins Groteske hinein. Sogar zum Humor bestehen Beziehungen. pse_120.009
Beide Haltungen entspringen einem gewissen pse_120.010
Maß von Gesundheit und Lebenskraft, sie können daher aufeinanderstoßen. pse_120.011
Und sobald die grotesken Motive in eine pse_120.012
gewisse Distanz geraten, kann ihr Gewimmel von der Höhe pse_120.013
herab Heiterkeit erregen. Das Verrückte, das Verschrobene pse_120.014
wird klein, verliert das Bedrängende, und es kommt zum pse_120.015
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Das Zerbrechen der menschlichen Ordnung, die wir im pse_120.017
Tragischen erleben, kann auch völlige Verfremdung werden. pse_120.018
Umgekehrt kann das Versagen der physischen Weltordnung, pse_120.019
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DAS WELTBILD DER DICHTUNG

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Wir haben im ersten Teil (S. 47–52) die Frage erörtert, wie pse_120.024
Dichtung mit den geistigen Ordnungsleistungen (Religion, pse_120.025
Metaphysik, Weltanschauung, Sittlichkeit im Rahmen von pse_120.026
Welterfassung, Weltordnung und Weltgestaltung) zusammenhängt. pse_120.027
Wenn wir nochmals, nun unter anderen Gesichtspunkten, pse_120.028
die Frage nach dem Weltbild in der Dichtung aufgreifen, pse_120.029
so muß an das Grundsätzliche von früher erinnert pse_120.030
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Zitationshilfe: Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/136>, abgerufen am 21.11.2024.