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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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Schritt zwischen dir und dem ewigen Tode! Was hat
dich damahls erhalten/ alß die Langmut und Güte/ des
liebreichen und Gnädigen GOttes! Darumb Lobe den
HErrn/ meine Seele/ und vergiß nicht/ was er dir
guts gethan hat/ der dir alle deine Sünde vergibet/
und heilet alle deine Gebrechen/ der dein Leben vom
Verderben erlöset/ und dich krönet mit Gnade und
Barmhertzigkeit. Dancket dem HErrn/ denn er
ist freundlich und seine Gute wäret ewiglich.

§. 19.

Bedencket auch dieses hiebey/ dz wir der Langmut
und Güte unsers GOttes noch täglich bedürffen: Niemand
hats so weit in der Ubung der Gottseeligkeit gebracht/ daß er
der Gnaden GOttes solte entrathenkönnen: Ein kleines
Kind kan seiner Eltern Liebe/ Gedult und getrenen Vorsor-
ge nicht einen Tag entbeeren/ und wir viel weniger der Gü-
te unsers himmlischen Vaters: Deine Güte ist besser
denn Leben
spricht der heilige König (Ps. LXIII. 4.) Ge-
wiß GOttes Güte ist uns besser als das Leben: Das Le-
ben ist sündlich/ und lange leben ist lange sündigen/ die Gü-
te GOttes aber duldet/ erhält/ reiniget/ heiliget/ und erneu-
ert uns täglich: Der Gerechte auch muß seines Glau-
bens leben.
(Hebrae II. 4.) Der Glaube hänget immer
an den Wunden JEsu/ wie ein Kind an seiner Mutter
Brust/ der Gerechte auch/ trägt täglich sein Hertz/ zu dem
Gnaden Strohm/ der aus der Seiten JEsu Christi fleußt/
und wäschet es darinnen/ Er bedarff täglich/ ja stündlich
der gnädigen Vergebung der Sünden/ und der Erneue-
rung des heiligen Geistes: Also ist GOttes Gnade und
Güte alles/ im Anfang/ Mittel und Ende. Darumb las-
set uns auch täglich und stündlich die Güte GOttes für Au-
gen haben/ und preisen.

§. 20. Las-

Schritt zwiſchen dir und dem ewigen Tode! Was hat
dich damahls erhalten/ alß die Langmut und Guͤte/ des
liebreichen und Gnaͤdigen GOttes! Darumb Lobe den
HErrn/ meine Seele/ und vergiß nicht/ was er dir
guts gethan hat/ der dir alle deine Suͤnde vergibet/
und heilet alle deine Gebrechen/ der dein Leben vom
Verderben erloͤſet/ und dich kroͤnet mit Gnade und
Barmhertzigkeit. Dancket dem HErrn/ denn er
iſt freundlich und ſeine Gůte waͤret ewiglich.

§. 19.

Bedencket auch dieſes hiebey/ dz wir der Langmut
und Guͤte unſers GOttes noch taͤglich beduͤrffen: Niemand
hats ſo weit in der Ubung der Gottſeeligkeit gebꝛacht/ daß er
der Gnaden GOttes ſolte entrathenkoͤnnen: Ein kleines
Kind kan ſeiner Eltern Liebe/ Gedult und getrenẽ Vorſor-
ge nicht einen Tag entbeeren/ und wir viel weniger der Guͤ-
te unſers himmliſchen Vaters: Deine Guͤte iſt beſſer
denn Leben
ſpricht der heilige Koͤnig (Pſ. LXIII. 4.) Ge-
wiß GOttes Guͤte iſt uns beſſer als das Leben: Das Le-
ben iſt ſuͤndlich/ und lange leben iſt lange ſuͤndigen/ die Guͤ-
te GOttes aber duldet/ erhaͤlt/ reiniget/ heiliget/ und erneu-
ert uns taͤglich: Der Gerechte auch muß ſeines Glau-
bens leben.
(Hebræ II. 4.) Der Glaube haͤnget immer
an den Wunden JEſu/ wie ein Kind an ſeiner Mutter
Bruſt/ der Gerechte auch/ traͤgt taͤglich ſein Hertz/ zu dem
Gnaden Strohm/ der aus der Seiten JEſu Chriſti fleußt/
und waͤſchet es darinnen/ Er bedarff taͤglich/ ja ſtuͤndlich
der gnaͤdigen Vergebung der Suͤnden/ und der Erneue-
rung des heiligen Geiſtes: Alſo iſt GOttes Gnade und
Guͤte alles/ im Anfang/ Mittel und Ende. Darumb laſ-
ſet uns auch taͤglich und ſtuͤndlich die Guͤte GOttes fuͤr Au-
gen haben/ und preiſen.

§. 20. Laſ-
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[0034] Schritt zwiſchen dir und dem ewigen Tode! Was hat dich damahls erhalten/ alß die Langmut und Guͤte/ des liebreichen und Gnaͤdigen GOttes! Darumb Lobe den HErrn/ meine Seele/ und vergiß nicht/ was er dir guts gethan hat/ der dir alle deine Suͤnde vergibet/ und heilet alle deine Gebrechen/ der dein Leben vom Verderben erloͤſet/ und dich kroͤnet mit Gnade und Barmhertzigkeit. Dancket dem HErrn/ denn er iſt freundlich und ſeine Gůte waͤret ewiglich. §. 19.Bedencket auch dieſes hiebey/ dz wir der Langmut und Guͤte unſers GOttes noch taͤglich beduͤrffen: Niemand hats ſo weit in der Ubung der Gottſeeligkeit gebꝛacht/ daß er der Gnaden GOttes ſolte entrathenkoͤnnen: Ein kleines Kind kan ſeiner Eltern Liebe/ Gedult und getrenẽ Vorſor- ge nicht einen Tag entbeeren/ und wir viel weniger der Guͤ- te unſers himmliſchen Vaters: Deine Guͤte iſt beſſer denn Leben ſpricht der heilige Koͤnig (Pſ. LXIII. 4.) Ge- wiß GOttes Guͤte iſt uns beſſer als das Leben: Das Le- ben iſt ſuͤndlich/ und lange leben iſt lange ſuͤndigen/ die Guͤ- te GOttes aber duldet/ erhaͤlt/ reiniget/ heiliget/ und erneu- ert uns taͤglich: Der Gerechte auch muß ſeines Glau- bens leben. (Hebræ II. 4.) Der Glaube haͤnget immer an den Wunden JEſu/ wie ein Kind an ſeiner Mutter Bruſt/ der Gerechte auch/ traͤgt taͤglich ſein Hertz/ zu dem Gnaden Strohm/ der aus der Seiten JEſu Chriſti fleußt/ und waͤſchet es darinnen/ Er bedarff taͤglich/ ja ſtuͤndlich der gnaͤdigen Vergebung der Suͤnden/ und der Erneue- rung des heiligen Geiſtes: Alſo iſt GOttes Gnade und Guͤte alles/ im Anfang/ Mittel und Ende. Darumb laſ- ſet uns auch taͤglich und ſtuͤndlich die Guͤte GOttes fuͤr Au- gen haben/ und preiſen. §. 20. Laſ-

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/34>, abgerufen am 13.11.2024.