Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.Eröffne mein Hertz! Ach GOTT erweiche und erleichte- §. 63. Alß es auch Gelegenheit gab ihn zu fragen: §. 64. Eine weile nachher fieng er unvermuthlich an: Wer-
Eroͤffne mein Hertz! Ach GOTT erweiche und erleichte- §. 63. Alß es auch Gelegenheit gab ihn zu fragen: §. 64. Eine weile nachher fieng er unvermuthlich an: Wer-
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Eroͤffne mein Hertz! Ach GOTT erweiche und erleichte-
re mein Hertz!
§. 63.Alß es auch Gelegenheit gab ihn zu fragen:
Ob er mich auch gerne bey ſich hette? Antwortet er/ Ja
ſehr gerne/ doch er (den Satan meinete er) ſaget: Jhr ſeid
mein Todt! Wobey mir einfaͤllet/ was ſchon vor etlichen
Tagen fuͤrgangen/ nehmlich/ alß ich auch auffm Abend
nach dem Eſſen zu ihm kam/ und ihn nach ſeinem Zuſtand
fragte/ antwortet er: Jetzo iſts gut genug/ es wird aber
nicht lange waͤhren/ ich werde eine zumahl harte und
ſchwere Nacht haben/ ich ſagte: Er ſolte gedencken an die
betruͤbte Nacht/ die unſer liebſter Heiland Chriſtus JE-
ſus vor dem Tag ſeines Todes umb unſerntwillen gehabt/
da er an der Laſt unſer Suͤnden ſo ſchwer getragen/ daß er
blutigen Schweiß geſchwitzet/ und mit Teuffel/ Todt und
Helle hefftig gerungen hette; Auch ſolte er ſich erinnern
der langen Nacht der Ewigkeit/ darinnen die Verdamten
ohne Auffhoͤren gequaͤletwerden/ und des Satans grau-
ſamen Tyranney ewiglich untergeben ſind/ dieſe/ ſprach
ich/ hettet ihr mit ewern Suͤnden auch verdienet gehabt/ der
gnaͤdige GOtt hat aber die Ewige in eine Zeitliche Quaal
veraͤndert/ und gebuͤhret euch ſeinem gerechten Willen
euch zu unterwerffen/ und zu ſagen: Solls ja ſo ſeyn/ daß
Straff und Pein/ auff Suͤnde folgen muͤſſen/ ꝛc.
§. 64.Eine weile nachher fieng er unvermuthlich an:
Entſaͤtzet euch nicht lieben Leute! (Es war die Stube vol-
ler Volck.) alß ich fragte: Was da were? fuhr er fort/
der Satan wird ſich ſehen laſſen/ und ich muß mit ihm re-
den. Jch ſagte: Jhr habt mit ihm nichts mehr zu reden/
alß daß ihr das widerholet/ was in der Heiligen Tauffe
ewernthalben verſprochen iſt/ daß ihꝛ ihm/ und allen ſeinen
Wer-
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