Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.Er hielte davor/ daß darumb die Hand sonderlich leiden §. 62. Auffm Abend nach der Mahlzeit kam ich wie- Er-
Er hielte davor/ daß darumb die Hand ſonderlich leiden §. 62. Auffm Abend nach der Mahlzeit kam ich wie- Er-
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Er hielte davor/ daß darumb die Hand ſonderlich leiden
muͤſte/ weil er den andern damit nidergeſtoſſen hette/ ich fuhꝛ
fort/ und das Hertz/ darumb/ weil ihr es von GOtt abge-
wandt/ und dem Satan ergeben und eingeraͤumet habet/
welches er mit Seuffzen anhoͤrete/ und ſo gut er konte/ fleiſſig
mit ſingen und beten halff. Alß auch viele Leute von der
Buͤrgerſchafft/ Handwercksgeſellen/ Soldaten/ auch Wei-
ber und Kinder umb ihn waren/ fieng er auß freyen Stuͤcken
an/ und ſagte: Ewer viele ſind nur auß Vorwitz hie/
daß ſie mich alß ein elendes Spectakel ſehen und da-
von ſagen wollen/ Es iſt aber leider! wenig Freude
an mir zu ſehen/ ich bitte euch/ ſpiegelt euch an mir/
und huͤtet euch fuͤr Suͤnden ſonderlich fuͤr das
gottloſe Fluchen. Es ſtehen viele hie/ welche das
Boͤhmiſche Vater unſer (er meinete das Fluchen) ſehr
wol koͤnnen/ und meinen/ es habe nichts zu bedeuten/
ich hab es auch gemeinet/ aber ich bin es innen wor-
den/ ich meinte/ der boͤſe Feind were weit von mir/
da war er neben mir/ und rieff: Holla! du darffſt
mich nicht ruffen/ ich bin ſchonda.
§. 62.Auffm Abend nach der Mahlzeit kam ich wie-
der zu ihm/ und fragte nach ſeinem Zuſtand/ darauff er ant-
wortete; GOtt hat mir gute Gedancken gegeben/ und mein
Hertz in etwas eroͤffnet/ hub darauff ſelber an zu ſingen:
HErr JEſu Chriſt/ du hoͤchſtes Gut/ du Brunquell aller
Gnaden/ ꝛc. Und alß er auff die Worte kam: Fuͤrwar wenn
mir das koͤmmet ein/ was ich mein Tage begangen/ ꝛc. ſchoſ-
ſen ihm die Thraͤnen in die Augen/ ſchlug an ſeine Bruſt/ und
ſeuffzete tieff/ und ſagte/ Ach freylich ja/ es iſt mir alß wenn
ein Muͤhlſtein auff dem Hertzen lege! Nach außgeſungenem
Lied/ ſeuffzete er oͤffters: Ach GOTT erbarm dich mein!
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