Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwölffter Theil der Erquickstunden.
ser geschwind in sich: Nach diesem leget man die Kugel von ferne zum Fewr/
vnd lässet sie also blasen. Daher sagt Hildebrandt/ hat man weiter künstli-
che Gefäß erfunden/ von Silber/ Gold oder andern Metallen/ grossen Her-
ren den Lufft damit zu temperirn/ in die Gemächer geordnet mit stattlichen
Wassern so einen lieblichen Geruch für Gesunde vnd Krancke Leute verur-
sachen. Solche Gefäß seynt auch von etlichen/ mit solcher Geschickligkeit
bereitet/ daß sie neben jhrem Dampff der köstlichen wolriechenden Wasser/
durch etliche Röhrlein dadurch der Lufft dringen muß/ so von der Hitz ge-
trieben/ ein lieblichen Thon vnd sitsames Pfeiffen von sich geben/ daß man
sich darob nicht wenig zu verwundern/ insonderheit wann man dieser wun-
derlichen vnd naturlichen Wirckung keinen Bericht hat. Jch soll auch all-
hie nit verschweigen daß mir ein vornemer Goldschmidt bekannt/ welcher
vor der Zeit dergleichen Lufftkugel zu auffblasung seines Fewers gebrauchet/
allein weil er sie gar zu genaw zum Fewer gelegt hat dasselbige den Lufft in
der Kugel dermassen groß gemacht vnd gleichsam erzürnet/ daß die Kugel
zersprungen/ vnd jhn an seinem Leib beschädiget.

Die V. Auffgab.
Ein wunderliche Einsperrung deß Luffts.

Hieronymus Megislerus dertreffliche Historicus vnnd Linguist,
meldet in seiner Beschreibung der Stadt Venedig/ cap. 24. daß Franciscus
Tridenteus
ein Edelmann von Vincents/ einen Hof oder Lustgarten hab/
zwischen Padua vnd Vincents/ nahe bey einer Hölen/ so 4000 schuch lang/
vnd 3000 breit: darinn ein sonderlich: Künstlichs Werck zu sehen/ dann
man allda in einem schönen Gemach die Winde nach eines jeden belieben
könne außlassen oder einsperren/ also daß sich einer in der grösten Hitze ge-
nugsam darinn kühlen könne. Solche Winde aber seynt auß gemeldter Hö-
len durch bleyerne Röhren geleitet welche jhren Außgang nach den 4. Or-
ten der Welt nemen/ also daß er auff begehren/ den Sud/ Nord/ Ost oder
W[e]stwind kan gehen lassen/ etc. über dem Thor solches Gartens soll dieser
Virgilianische Verßstehen: AEolus & clauso ventorum carcere regnat.

Besihe hievon auch Wolfgangum Hildebrandum.

Die
N n n ij

Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden.
ſer geſchwind in ſich: Nach dieſem leget man die Kugel von ferne zum Fewr/
vnd laͤſſet ſie alſo blaſen. Daher ſagt Hildebrandt/ hat man weiter kuͤnſtli-
che Gefaͤß erfunden/ von Silber/ Gold oder andern Metallen/ groſſen Her-
ren den Lufft damit zu temperirn/ in die Gemaͤcher geordnet mit ſtattlichen
Waſſern ſo einen lieblichen Geruch fuͤr Geſunde vnd Krancke Leute verur-
ſachen. Solche Gefaͤß ſeynt auch von etlichen/ mit ſolcher Geſchickligkeit
bereitet/ daß ſie neben jhrem Dampff der koͤſtlichen wolriechenden Waſſer/
durch etliche Roͤhrlein dadurch der Lufft dringen muß/ ſo von der Hitz ge-
trieben/ ein lieblichen Thon vnd ſitſames Pfeiffen von ſich geben/ daß man
ſich darob nicht wenig zu verwundern/ inſonderheit wann man dieſer wun-
derlichen vnd natůrlichen Wirckung keinen Bericht hat. Jch ſoll auch all-
hie nit verſchweigen daß mir ein vornemer Goldſchmidt bekannt/ welcher
vor der Zeit dergleichen Lufftkugel zu auffblaſung ſeines Fewers gebrauchet/
allein weil er ſie gar zu genaw zum Fewer gelegt hat daſſelbige den Lufft in
der Kugel dermaſſen groß gemacht vnd gleichſam erzuͤrnet/ daß die Kugel
zerſprungen/ vnd jhn an ſeinem Leib beſchaͤdiget.

Die V. Auffgab.
Ein wunderliche Einſperrung deß Luffts.

Hieronymus Megiſlerus dertreffliche Hiſtoricus vnnd Linguiſt,
meldet in ſeiner Beſchreibung der Stadt Venedig/ cap. 24. daß Franciſcus
Tridenteus
ein Edelmann von Vincents/ einen Hof oder Luſtgarten hab/
zwiſchen Padua vnd Vincents/ nahe bey einer Hoͤlen/ ſo 4000 ſchuch lang/
vnd 3000 breit: darinn ein ſonderlich: Kuͤnſtlichs Werck zu ſehen/ dann
man allda in einem ſchoͤnen Gemach die Winde nach eines jeden belieben
koͤnne außlaſſen oder einſperren/ alſo daß ſich einer in der groͤſten Hitze ge-
nugſam darinn kuͤhlen koͤnne. Solche Winde aber ſeynt auß gemeldter Hoͤ-
len durch bleyerne Roͤhren geleitet welche jhren Außgang nach den 4. Or-
ten der Welt nemen/ alſo daß er auff begehren/ den Sud/ Nord/ Oſt oder
W[e]ſtwind kan gehen laſſen/ ꝛc. uͤber dem Thor ſolches Gartens ſoll dieſer
Virgilianiſche Verßſtehen: Æolus & clauſo ventorum carcere regnat.

Beſihe hievon auch Wolfgangum Hildebrandum.

Die
N n n ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0473" n="459"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zwo&#x0364;lffter Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi></fw><lb/>
&#x017F;er ge&#x017F;chwind in &#x017F;ich: Nach die&#x017F;em leget man die Kugel von ferne zum Fewr/<lb/>
vnd la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie al&#x017F;o bla&#x017F;en. Daher &#x017F;agt Hildebrandt/ hat man weiter ku&#x0364;n&#x017F;tli-<lb/>
che Gefa&#x0364;ß erfunden/ von Silber/ Gold oder andern Metallen/ gro&#x017F;&#x017F;en Her-<lb/>
ren den Lufft damit zu temperirn/ in die Gema&#x0364;cher geordnet mit &#x017F;tattlichen<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;o einen lieblichen Geruch fu&#x0364;r Ge&#x017F;unde vnd Krancke Leute verur-<lb/>
&#x017F;achen. Solche Gefa&#x0364;ß &#x017F;eynt auch von etlichen/ mit &#x017F;olcher Ge&#x017F;chickligkeit<lb/>
bereitet/ daß &#x017F;ie neben jhrem Dampff der ko&#x0364;&#x017F;tlichen wolriechenden Wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
durch etliche Ro&#x0364;hrlein dadurch der Lufft dringen muß/ &#x017F;o von der Hitz ge-<lb/>
trieben/ ein lieblichen Thon vnd &#x017F;it&#x017F;ames Pfeiffen von &#x017F;ich geben/ daß man<lb/>
&#x017F;ich darob nicht wenig zu verwundern/ in&#x017F;onderheit wann man die&#x017F;er wun-<lb/>
derlichen vnd nat&#x016F;rlichen Wirckung keinen Bericht hat. Jch &#x017F;oll auch all-<lb/>
hie nit ver&#x017F;chweigen daß mir ein vornemer Gold&#x017F;chmidt bekannt/ welcher<lb/>
vor der Zeit dergleichen Lufftkugel zu auffbla&#x017F;ung &#x017F;eines Fewers gebrauchet/<lb/>
allein weil er &#x017F;ie gar zu genaw zum Fewer gelegt hat da&#x017F;&#x017F;elbige den Lufft in<lb/>
der Kugel derma&#x017F;&#x017F;en groß gemacht vnd gleich&#x017F;am erzu&#x0364;rnet/ daß die Kugel<lb/>
zer&#x017F;prungen/ vnd jhn an &#x017F;einem Leib be&#x017F;cha&#x0364;diget.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">V.</hi> Auffgab.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Ein wunderliche Ein&#x017F;perrung deß Luffts.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Hieronymus Megi&#x017F;lerus</hi> dertreffliche <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toricus</hi> vnnd <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>ingui&#x017F;t,</hi><lb/>
meldet in &#x017F;einer Be&#x017F;chreibung der Stadt Venedig/ <hi rendition="#aq">cap.</hi> 24. daß <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus<lb/>
Tridenteus</hi> ein Edelmann von Vincents/ einen Hof oder Lu&#x017F;tgarten hab/<lb/>
zwi&#x017F;chen Padua vnd Vincents/ nahe bey einer Ho&#x0364;len/ &#x017F;o 4000 &#x017F;chuch lang/<lb/>
vnd 3000 breit: darinn ein &#x017F;onderlich: Ku&#x0364;n&#x017F;tlichs Werck zu &#x017F;ehen/ dann<lb/>
man allda in einem &#x017F;cho&#x0364;nen Gemach die Winde nach eines jeden belieben<lb/>
ko&#x0364;nne außla&#x017F;&#x017F;en oder ein&#x017F;perren/ al&#x017F;o daß &#x017F;ich einer in der gro&#x0364;&#x017F;ten Hitze ge-<lb/>
nug&#x017F;am darinn ku&#x0364;hlen ko&#x0364;nne. Solche Winde aber &#x017F;eynt auß gemeldter Ho&#x0364;-<lb/>
len durch bleyerne Ro&#x0364;hren geleitet welche jhren Außgang nach den 4. Or-<lb/>
ten der Welt nemen/ al&#x017F;o daß er auff begehren/ den Sud/ Nord/ O&#x017F;t oder<lb/>
W<supplied>e</supplied>&#x017F;twind kan gehen la&#x017F;&#x017F;en/ &#xA75B;c. u&#x0364;ber dem Thor &#x017F;olches Gartens &#x017F;oll die&#x017F;er<lb/>
Virgiliani&#x017F;che Verß&#x017F;tehen: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Æolus &amp; clau&#x017F;o ventorum carcere regnat.</hi></hi></p><lb/>
        <p>Be&#x017F;ihe hievon auch <hi rendition="#aq">Wolfgangum Hildebrandum.</hi></p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">N n n ij</hi> </fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[459/0473] Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. ſer geſchwind in ſich: Nach dieſem leget man die Kugel von ferne zum Fewr/ vnd laͤſſet ſie alſo blaſen. Daher ſagt Hildebrandt/ hat man weiter kuͤnſtli- che Gefaͤß erfunden/ von Silber/ Gold oder andern Metallen/ groſſen Her- ren den Lufft damit zu temperirn/ in die Gemaͤcher geordnet mit ſtattlichen Waſſern ſo einen lieblichen Geruch fuͤr Geſunde vnd Krancke Leute verur- ſachen. Solche Gefaͤß ſeynt auch von etlichen/ mit ſolcher Geſchickligkeit bereitet/ daß ſie neben jhrem Dampff der koͤſtlichen wolriechenden Waſſer/ durch etliche Roͤhrlein dadurch der Lufft dringen muß/ ſo von der Hitz ge- trieben/ ein lieblichen Thon vnd ſitſames Pfeiffen von ſich geben/ daß man ſich darob nicht wenig zu verwundern/ inſonderheit wann man dieſer wun- derlichen vnd natůrlichen Wirckung keinen Bericht hat. Jch ſoll auch all- hie nit verſchweigen daß mir ein vornemer Goldſchmidt bekannt/ welcher vor der Zeit dergleichen Lufftkugel zu auffblaſung ſeines Fewers gebrauchet/ allein weil er ſie gar zu genaw zum Fewer gelegt hat daſſelbige den Lufft in der Kugel dermaſſen groß gemacht vnd gleichſam erzuͤrnet/ daß die Kugel zerſprungen/ vnd jhn an ſeinem Leib beſchaͤdiget. Die V. Auffgab. Ein wunderliche Einſperrung deß Luffts. Hieronymus Megiſlerus dertreffliche Hiſtoricus vnnd Linguiſt, meldet in ſeiner Beſchreibung der Stadt Venedig/ cap. 24. daß Franciſcus Tridenteus ein Edelmann von Vincents/ einen Hof oder Luſtgarten hab/ zwiſchen Padua vnd Vincents/ nahe bey einer Hoͤlen/ ſo 4000 ſchuch lang/ vnd 3000 breit: darinn ein ſonderlich: Kuͤnſtlichs Werck zu ſehen/ dann man allda in einem ſchoͤnen Gemach die Winde nach eines jeden belieben koͤnne außlaſſen oder einſperren/ alſo daß ſich einer in der groͤſten Hitze ge- nugſam darinn kuͤhlen koͤnne. Solche Winde aber ſeynt auß gemeldter Hoͤ- len durch bleyerne Roͤhren geleitet welche jhren Außgang nach den 4. Or- ten der Welt nemen/ alſo daß er auff begehren/ den Sud/ Nord/ Oſt oder Weſtwind kan gehen laſſen/ ꝛc. uͤber dem Thor ſolches Gartens ſoll dieſer Virgilianiſche Verßſtehen: Æolus & clauſo ventorum carcere regnat. Beſihe hievon auch Wolfgangum Hildebrandum. Die N n n ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/473
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/473>, abgerufen am 20.11.2024.