Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.Neundter Theil der Erquickstunden. diese Federn seynd so schwer als dieses Bley/ muß doch dabey in acht genom-men werden/ daß mehr Lufft bey jenem als bey diesem/ vnd wann im wägen der Lufft die Federn nicht tragen hülffe/ daß sie leichter weren als das Bley. Nun aber auch auff vnsere Frage zukommen/ ob ein Centner Federn leich- ter zutragen als ein Centner Bley/ so seynd viel der meynung/ ein Cent- ner Federn sey leichter zutragen als ein Centner Bley/ Vrsach/ mehr Luffts vmbgebe die Federn als das Bley/ deßwegen die Federn im tragen leichter würden als das Bley/ bey welchem der Lufft weniger tragen helf- fe Diese Vrsach hat anfangs ein feines ansehen/ allein wann man solcher tieffer nachsinnet/ hält sie den stich nicht. Dann eben der Lufft der vnter dem wägen die Federn tragen helffen/ der hilfft auch/ wann man die Federn von dannen träget/ also daß sie deßwegen/ vmb kein Lot geringer zu tragen/ als das Bley. Ja ich sage/ das Bley sey leichter zu tragen: Dann erstlich/ sagt Aristoteles in Mechanicis, was besser kan gefasset werden/ wird auch leichter getragen/ das Bley kan besser gefasset werden als die Federn/ drumb wirds leichter getragen. Zum andern/ was näher beysamm/ kan leichter vnd besser getragen werden/ als was weit außgebreitet/ das Bley ist nahend beysamm/ die Federn aber weitläufftig/ vnnd das hin vnd wider be- wegen den Träger mehr belästigt/ drumb kan es leichter getragen werden. Vrsach ist/ wann wir auff den Rucken das centrum nemen/ breiten sich die Federn davon weiter auß/ als das Bley/ vnd wird die Bewegung der Fe- dern stärcker als deß Bleyes. Jst also meine endliche meynung/ ein Centner Bley leichter sey zu tragen als ein Centner Federn. Besihe Baldum in Mechan. fol. 158. Die XXXII. Auffgab: Warumb ein dürrer Mensch schwerer sey als ein Faister. Rivius gibt hiervon folgenden Bericht/ wann er sagt: Es möchte sich cher
Neundter Theil der Erquickſtunden. dieſe Federn ſeynd ſo ſchwer als dieſes Bley/ muß doch dabey in acht genom-men werden/ daß mehr Lufft bey jenem als bey dieſem/ vnd wann im waͤgen der Lufft die Federn nicht tragen huͤlffe/ daß ſie leichter weren als das Bley. Nun aber auch auff vnſere Frage zukommen/ ob ein Centner Federn leich- ter zutragen als ein Centner Bley/ ſo ſeynd viel der meynung/ ein Cent- ner Federn ſey leichter zutragen als ein Centner Bley/ Vrſach/ mehr Luffts vmbgebe die Federn als das Bley/ deßwegen die Federn im tragen leichter wuͤrden als das Bley/ bey welchem der Lufft weniger tragen helf- fe Dieſe Vrſach hat anfangs ein feines anſehen/ allein wann man ſolcher tieffer nachſinnet/ haͤlt ſie den ſtich nicht. Dann eben der Lufft der vnter dem waͤgen die Federn tragen helffen/ der hilfft auch/ wann man die Federn von dannen traͤget/ alſo daß ſie deßwegen/ vmb kein Lot geringer zu tragen/ als das Bley. Ja ich ſage/ das Bley ſey leichter zu tragen: Dann erſtlich/ ſagt Ariſtoteles in Mechanicis, was beſſer kan gefaſſet werden/ wird auch leichter getragen/ das Bley kan beſſer gefaſſet werden als die Federn/ drumb wirds leichter getragen. Zum andern/ was naͤher beyſamm/ kan leichter vnd beſſer getragen werden/ als was weit außgebreitet/ das Bley iſt nahend beyſamm/ die Federn aber weitlaͤufftig/ vnnd das hin vnd wider be- wegen den Traͤger mehr belaͤſtigt/ drumb kan es leichter getragen werden. Vrſach iſt/ wann wir auff den Rucken das centrum nemen/ breiten ſich die Federn davon weiter auß/ als das Bley/ vnd wird die Bewegung der Fe- dern ſtaͤrcker als deß Bleyes. Jſt alſo meine endliche meynung/ ein Centner Bley leichter ſey zu tragen als ein Centner Federn. Beſihe Baldum in Mechan. fol. 158. Die XXXII. Auffgab: Warumb ein duͤrrer Menſch ſchwerer ſey als ein Faiſter. Rivius gibt hiervon folgenden Bericht/ wann er ſagt: Es moͤchte ſich cher
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Neundter Theil der Erquickſtunden.
dieſe Federn ſeynd ſo ſchwer als dieſes Bley/ muß doch dabey in acht genom-
men werden/ daß mehr Lufft bey jenem als bey dieſem/ vnd wann im waͤgen
der Lufft die Federn nicht tragen huͤlffe/ daß ſie leichter weren als das Bley.
Nun aber auch auff vnſere Frage zukommen/ ob ein Centner Federn leich-
ter zutragen als ein Centner Bley/ ſo ſeynd viel der meynung/ ein Cent-
ner Federn ſey leichter zutragen als ein Centner Bley/ Vrſach/ mehr
Luffts vmbgebe die Federn als das Bley/ deßwegen die Federn im tragen
leichter wuͤrden als das Bley/ bey welchem der Lufft weniger tragen helf-
fe Dieſe Vrſach hat anfangs ein feines anſehen/ allein wann man ſolcher
tieffer nachſinnet/ haͤlt ſie den ſtich nicht. Dann eben der Lufft der vnter
dem waͤgen die Federn tragen helffen/ der hilfft auch/ wann man die Federn
von dannen traͤget/ alſo daß ſie deßwegen/ vmb kein Lot geringer zu tragen/
als das Bley. Ja ich ſage/ das Bley ſey leichter zu tragen: Dann erſtlich/
ſagt Ariſtoteles in Mechanicis, was beſſer kan gefaſſet werden/ wird
auch leichter getragen/ das Bley kan beſſer gefaſſet werden als die Federn/
drumb wirds leichter getragen. Zum andern/ was naͤher beyſamm/ kan
leichter vnd beſſer getragen werden/ als was weit außgebreitet/ das Bley iſt
nahend beyſamm/ die Federn aber weitlaͤufftig/ vnnd das hin vnd wider be-
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Vrſach iſt/ wann wir auff den Rucken das centrum nemen/ breiten ſich die
Federn davon weiter auß/ als das Bley/ vnd wird die Bewegung der Fe-
dern ſtaͤrcker als deß Bleyes. Jſt alſo meine endliche meynung/ ein Centner
Bley leichter ſey zu tragen als ein Centner Federn. Beſihe Baldum in
Mechan. fol. 158.
Die XXXII. Auffgab:
Warumb ein duͤrrer Menſch ſchwerer ſey
als ein Faiſter.
Rivius gibt hiervon folgenden Bericht/ wann er ſagt: Es moͤchte ſich
einer verwundern/ auß was Vrſach ein magerer Menſch von Leib ſchwe-
rer were/ dann ein Faiſter/ doch daß ſie gleicher groͤſſe ſeyn/ ſo doch das die
Vrſach iſt/ daß die Bein ſatter vnd dichter ſind/ dann das Fleiſch/ inn glei-
cher
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