Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite
Neundter Theil der Erquickstunden.


Die I Auffgab.
Das Centrum gravitatis, das ist/ den Mittelpunct derschweren/ an
einen vnformlichen brättstein oder andern
corpore zufinden.

Es ist ein vnterschied zwischen dem centro der schweren vnd dem cen-
tro
der grösse eines jeden corporis wie Pappus lehret: dann das centrum
der grösse ist das jenige Punct/ so in der mitte deß corporis, in gleicher weite
von allen deß corporis extremis stehet. Das centrum gravitatis aber
ist das jenige Punct in dem corpore, bey welchem/ so das corpus auffge-
hängen würde/ es alsbald ruhete/ vnd auff keine seite sich gegen dem Hori-
zont inclinierte
oder regte. Jn einer Sphaera aber ist eben das jenige
centrum gravitatis, welches das centrum quantitatis, vnd diß geschiehet
auch in allen corporibus regularibus, in irregularibus aber/ kan an ei-
nem andern Ort das centrum der schweren seyn/ vnd wider an einem an-
dern das centrum der grösse. Von dem centro gravitatis hat Fridericus
Commandinus
einen schönen Tractat geschrieben. Wir wollen allhie
(alle Subtilitäten auff die seite gesetzt) weisen/ wie man an einem vnformli-
chen Brätt oder Stein das centrum der Schweren finden soll/ das ist ein

[Abbildung]
solch Punct/ wann man ein Nadel daran hält/
vnnd vmbtrehet/ daß das Brätt gleich auff der
Nadel ruhe vnd jnnstehe. Diß lehret Franciscus
Maurolicus
also verrichten: Häng das Brätt
a b c d an ein Faden in o vnd c. dem Faden o
c
nach ziehe auff dem Brätt eine Lini e d, so
wird in solcher das centrum der schweren seyn/
nun solches auff gedachter Lini ferner zu finden/
so häng das Brätt bey einem andern Punct als
bey a auff/ ziehe wie zuvor die Lini a b, solche wird die Lini c d zerschnet-
den im centro gravitatis e. Es köndte auch ein corpus so gar vnformlich
seyn/ daß sein centrum gravitatis ausser selben fiele welches geschicht/ wann
die zwo Linien sich auff dem Brätt oder corpore nit einander durchschnei-

den.
A a a
Neundter Theil der Erquickſtunden.


Die I Auffgab.
Das Centrum gravitatis, das iſt/ den Mittelpunct derſchweren/ an
einen vnformlichen braͤttſtein oder andern
corpore zufinden.

Es iſt ein vnterſchied zwiſchen dem centro der ſchweren vnd dem cen-
tro
der groͤſſe eines jeden corporis wie Pappus lehret: dann das centrum
der groͤſſe iſt das jenige Punct/ ſo in der mitte deß corporis, in gleicher weite
von allen deß corporis extremis ſtehet. Das centrum gravitatis aber
iſt das jenige Punct in dem corpore, bey welchem/ ſo das corpus auffge-
haͤngen wuͤrde/ es alsbald ruhete/ vnd auff keine ſeite ſich gegen dem Hori-
zont inclinierte
oder regte. Jn einer Sphæra aber iſt eben das jenige
centrum gravitatis, welches das centrum quantitatis, vnd diß geſchiehet
auch in allen corporibus regularibus, in irregularibus aber/ kan an ei-
nem andern Ort das centrum der ſchweren ſeyn/ vnd wider an einem an-
dern das centrum der groͤſſe. Von dem centro gravitatis hat Fridericus
Commandinus
einen ſchoͤnen Tractat geſchrieben. Wir wollen allhie
(alle Subtilitaͤten auff die ſeite geſetzt) weiſen/ wie man an einem vnformli-
chen Braͤtt oder Stein das centrum der Schweren finden ſoll/ das iſt ein

[Abbildung]
ſolch Punct/ wann man ein Nadel daran haͤlt/
vnnd vmbtrehet/ daß das Braͤtt gleich auff der
Nadel ruhe vnd jnnſtehe. Diß lehret Franciſcus
Maurolicus
alſo verrichten: Haͤng das Braͤtt
a b c d an ein Faden in o vnd c. dem Faden o
c
nach ziehe auff dem Braͤtt eine Lini e d, ſo
wird in ſolcher das centrum der ſchweren ſeyn/
nun ſolches auff gedachter Lini ferner zu finden/
ſo haͤng das Braͤtt bey einem andern Punct als
bey a auff/ ziehe wie zuvor die Lini a b, ſolche wird die Lini c d zerſchnet-
den im centro gravitatis e. Es koͤndte auch ein corpus ſo gar vnformlich
ſeyn/ daß ſein centrum gravitatis auſſer ſelben fiele welches geſchicht/ wañ
die zwo Linien ſich auff dem Braͤtt oder corpore nit einander durchſchnei-

den.
A a a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0375" n="361"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neundter Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">I</hi> Auffgab.</hi> </head><lb/>
        <list>
          <item> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">Centrum gravitatis,</hi> <hi rendition="#fr">das i&#x017F;t/ den Mittelpunct der&#x017F;chweren/ an<lb/>
einen vnformlichen bra&#x0364;tt&#x017F;tein oder andern</hi> <hi rendition="#aq">corpore</hi> <hi rendition="#fr">zufinden.</hi> </item>
        </list><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t ein vnter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen dem <hi rendition="#aq">centro</hi> der &#x017F;chweren vnd dem <hi rendition="#aq">cen-<lb/>
tro</hi> der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eines jeden <hi rendition="#aq">corporis</hi> wie <hi rendition="#aq">Pappus</hi> lehret: dann das <hi rendition="#aq">centrum</hi><lb/>
der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t das jenige Punct/ &#x017F;o in der mitte deß <hi rendition="#aq">corporis,</hi> in gleicher weite<lb/>
von allen deß <hi rendition="#aq">corporis extremis</hi> &#x017F;tehet. Das <hi rendition="#aq">centrum gravitatis</hi> aber<lb/>
i&#x017F;t das jenige Punct in dem <hi rendition="#aq">corpore,</hi> bey welchem/ &#x017F;o das <hi rendition="#aq">corpus</hi> auffge-<lb/>
ha&#x0364;ngen wu&#x0364;rde/ es alsbald ruhete/ vnd auff keine &#x017F;eite &#x017F;ich gegen dem <hi rendition="#aq">Hori-<lb/>
zont inclinierte</hi> oder regte. Jn einer <hi rendition="#aq">Sphæra</hi> aber i&#x017F;t eben das jenige<lb/><hi rendition="#aq">centrum gravitatis,</hi> welches das <hi rendition="#aq">centrum quantitatis,</hi> vnd diß ge&#x017F;chiehet<lb/>
auch in allen <hi rendition="#aq">corporibus regularibus, in irregularibus</hi> aber/ kan an ei-<lb/>
nem andern Ort das <hi rendition="#aq">centrum</hi> der &#x017F;chweren &#x017F;eyn/ vnd wider an einem an-<lb/>
dern das <hi rendition="#aq">centrum</hi> der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Von dem <hi rendition="#aq">centro gravitatis</hi> hat <hi rendition="#aq">Fridericus<lb/>
Commandinus</hi> einen &#x017F;cho&#x0364;nen Tractat ge&#x017F;chrieben. Wir wollen allhie<lb/>
(alle <hi rendition="#aq">Subtili</hi>ta&#x0364;ten auff die &#x017F;eite ge&#x017F;etzt) wei&#x017F;en/ wie man an einem vnformli-<lb/>
chen Bra&#x0364;tt oder Stein das <hi rendition="#aq">centrum</hi> der Schweren finden &#x017F;oll/ das i&#x017F;t ein<lb/><figure/><lb/>
&#x017F;olch Punct/ wann man ein Nadel daran ha&#x0364;lt/<lb/>
vnnd vmbtrehet/ daß das Bra&#x0364;tt gleich auff der<lb/>
Nadel ruhe vnd jnn&#x017F;tehe. Diß lehret <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus<lb/>
Maurolicus</hi> al&#x017F;o verrichten: Ha&#x0364;ng das Bra&#x0364;tt<lb/><hi rendition="#aq">a b c d</hi> an ein Faden in <hi rendition="#aq">o</hi> vnd <hi rendition="#aq">c.</hi> dem Faden <hi rendition="#aq">o<lb/>
c</hi> nach ziehe auff dem Bra&#x0364;tt eine Lini <hi rendition="#aq">e d,</hi> &#x017F;o<lb/>
wird in &#x017F;olcher das <hi rendition="#aq">centrum</hi> der &#x017F;chweren &#x017F;eyn/<lb/>
nun &#x017F;olches auff gedachter Lini ferner zu finden/<lb/>
&#x017F;o ha&#x0364;ng das Bra&#x0364;tt bey einem andern Punct als<lb/>
bey <hi rendition="#aq">a</hi> auff/ ziehe wie zuvor die Lini <hi rendition="#aq">a b,</hi> &#x017F;olche wird die Lini <hi rendition="#aq">c d</hi> zer&#x017F;chnet-<lb/>
den im <hi rendition="#aq">centro gravitatis e.</hi> Es ko&#x0364;ndte auch ein <hi rendition="#aq">corpus</hi> &#x017F;o gar vnformlich<lb/>
&#x017F;eyn/ daß &#x017F;ein <hi rendition="#aq">centrum gravitatis</hi> au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;elben fiele welches ge&#x017F;chicht/ wan&#x0303;<lb/>
die zwo Linien &#x017F;ich auff dem Bra&#x0364;tt oder <hi rendition="#aq">corpore</hi> nit einander durch&#x017F;chnei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a</fw><fw place="bottom" type="catch">den.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0375] Neundter Theil der Erquickſtunden. Die I Auffgab. Das Centrum gravitatis, das iſt/ den Mittelpunct derſchweren/ an einen vnformlichen braͤttſtein oder andern corpore zufinden. Es iſt ein vnterſchied zwiſchen dem centro der ſchweren vnd dem cen- tro der groͤſſe eines jeden corporis wie Pappus lehret: dann das centrum der groͤſſe iſt das jenige Punct/ ſo in der mitte deß corporis, in gleicher weite von allen deß corporis extremis ſtehet. Das centrum gravitatis aber iſt das jenige Punct in dem corpore, bey welchem/ ſo das corpus auffge- haͤngen wuͤrde/ es alsbald ruhete/ vnd auff keine ſeite ſich gegen dem Hori- zont inclinierte oder regte. Jn einer Sphæra aber iſt eben das jenige centrum gravitatis, welches das centrum quantitatis, vnd diß geſchiehet auch in allen corporibus regularibus, in irregularibus aber/ kan an ei- nem andern Ort das centrum der ſchweren ſeyn/ vnd wider an einem an- dern das centrum der groͤſſe. Von dem centro gravitatis hat Fridericus Commandinus einen ſchoͤnen Tractat geſchrieben. Wir wollen allhie (alle Subtilitaͤten auff die ſeite geſetzt) weiſen/ wie man an einem vnformli- chen Braͤtt oder Stein das centrum der Schweren finden ſoll/ das iſt ein [Abbildung] ſolch Punct/ wann man ein Nadel daran haͤlt/ vnnd vmbtrehet/ daß das Braͤtt gleich auff der Nadel ruhe vnd jnnſtehe. Diß lehret Franciſcus Maurolicus alſo verrichten: Haͤng das Braͤtt a b c d an ein Faden in o vnd c. dem Faden o c nach ziehe auff dem Braͤtt eine Lini e d, ſo wird in ſolcher das centrum der ſchweren ſeyn/ nun ſolches auff gedachter Lini ferner zu finden/ ſo haͤng das Braͤtt bey einem andern Punct als bey a auff/ ziehe wie zuvor die Lini a b, ſolche wird die Lini c d zerſchnet- den im centro gravitatis e. Es koͤndte auch ein corpus ſo gar vnformlich ſeyn/ daß ſein centrum gravitatis auſſer ſelben fiele welches geſchicht/ wañ die zwo Linien ſich auff dem Braͤtt oder corpore nit einander durchſchnei- den. A a a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/375
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/375>, abgerufen am 20.11.2024.