Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünffter Theil der Erquickstunden.
[Abbildung]
radii von A vnd B durch das Löchlein c,
an ein Wand a b, welches weiß seyn
muß/ so kan der Fuß B nirgends anderst
als in b reflectirt werden/ das öber theil
aber deß Kopffs A nur ein einig vnd al-
lein in a. So ist gewiß daß alle Punct
deß Bildnuß müssen nach einer rechten
Lini durch das Löchlein c reflectirt werden. Jst also nicht müglich/ daß die
Lini B b durch c anderst wohin fallen könne als zu ende solcher Lini in b, &c.
Da dann ein jeder Tyro in der Optic sehen kan/ warumb die Bildnussen
vmbgekehrt erscheinen.

Die III. Auffgab.
Die Personen mit jhren rechten Farben durch vorhergehende
invention zu repraesentirn.

Diß geschicht so man in das Löchlein ein darzu praeparirtes rundes
Glaß stecket/ so bucklicht auff einer seiten/ auff der andern hol/ in der grösse
vngefehr eines Reichothalers/ welche wol zubereiten weiß der Kunstreiche
Mahler vnd Kunsthändler Hanns Hauer in Nürnberg: Dann ers damit
zimlich weit gebracht. Damit er aber die Gläser der Gebühr nach abfüh-
ret/ brauchet er dazu stählene oder eiserne Schüssel/ welche einer holen justen
Kugel segmenta seynd/ vnd in diametro vngefehr einen oder mehr schuch
halten/ in solchen schleiffet er die Gläser der gebühr nach/ hol vnd bucklicht/
poliert vnd brauchet sie mit männiglichs verwundern/ werden in der mitt
dick/ am Rann etwas dünner. Dadurch bekommen die Figurn an der weisen
Wand jhre natürliche Farben/ vnd werden so käntlich daß man sie darnach
net Conterfeyen kan: Ja die Sonne weil sie ohne reflexion das Gemach
nicht bescheinet/ wird die Figur desto mehr im finstern Gemach erleuchten.
So ist über diß ein schöner Lust hier an zu sehen/ an bewegung der Vögel/ so
fürüber fliegen/ an den Schlöden oder Schornsteinen welche rauchen/ an
dem Wasser so vorüber fleust/ an dem zittern deß Laubs vnd an dergleichen
mehr/ vnd ob zwar alles vmbgekehrt scheinet/ kommet doch sonsten alles so natür-
lich/ daß es ein Mahler nit schöner abreisen vnd mahlen kündte. So kommet
die Figur auch sehr klein/ wann das Bildnuß ferner von dem Glaß als die

Wand
K k iij

Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.
[Abbildung]
radii von A vnd B durch das Loͤchlein c,
an ein Wand a b, welches weiß ſeyn
muß/ ſo kan der Fuß B nirgends anderſt
als in b reflectirt werden/ das oͤber theil
aber deß Kopffs A nur ein einig vnd al-
lein in a. So iſt gewiß daß alle Punct
deß Bildnuß muͤſſen nach einer rechten
Lini durch das Loͤchlein c reflectirt werden. Jſt alſo nicht muͤglich/ daß die
Lini B b durch c anderſt wohin fallen koͤnne als zu ende ſolcher Lini in b, &c.
Da dann ein jeder Tyro in der Optic ſehen kan/ warumb die Bildnuſſen
vmbgekehrt erſcheinen.

Die III. Auffgab.
Die Perſonen mit jhren rechten Farben durch vorhergehende
invention zu repræſentirn.

Diß geſchicht ſo man in das Loͤchlein ein darzu præparirtes rundes
Glaß ſtecket/ ſo bucklicht auff einer ſeiten/ auff der andern hol/ in der groͤſſe
vngefehr eines Reichothalers/ welche wol zubereiten weiß der Kunſtreiche
Mahler vnd Kunſthaͤndler Hanns Hauer in Nuͤrnberg: Dann ers damit
zimlich weit gebracht. Damit er aber die Glaͤſer der Gebuͤhr nach abfuͤh-
ret/ brauchet er dazu ſtaͤhlene oder eiſerne Schuͤſſel/ welche einer holen juſten
Kugel ſegmenta ſeynd/ vnd in diametro vngefehr einen oder mehr ſchuch
halten/ in ſolchen ſchleiffet er die Glaͤſer der gebuͤhr nach/ hol vnd bucklicht/
poliert vnd brauchet ſie mit maͤnniglichs verwundern/ werden in der mitt
dick/ am Rann etwas duͤnner. Dadurch bekom̃en die Figurn an der weiſen
Wand jhre natuͤrliche Farben/ vnd werden ſo kaͤntlich daß man ſie darnach
net Conterfeyen kan: Ja die Sonne weil ſie ohne reflexion das Gemach
nicht beſcheinet/ wird die Figur deſto mehr im finſtern Gemach erleuchten.
So iſt uͤber diß ein ſchoͤner Luſt hier an zu ſehen/ an bewegung der Voͤgel/ ſo
fuͤruͤber fliegen/ an den Schloͤden oder Schornſteinen welche rauchen/ an
dem Waſſer ſo voruͤber fleuſt/ an dem zittern deß Laubs vnd an dergleichen
mehꝛ/ vñ ob zwar alles vmbgekehrt ſcheinet/ kom̃et doch ſonſtẽ alles ſo natuͤr-
lich/ daß es ein Mahler nit ſchoͤner abreiſen vnd mahlen kuͤndte. So kom̃et
die Figur auch ſehr klein/ wann das Bildnuß ferner von dem Glaß als die

Wand
K k iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0267" n="253"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi></fw><lb/><figure/><lb/><hi rendition="#aq">radii</hi> von <hi rendition="#aq">A</hi> vnd <hi rendition="#aq">B</hi> durch das Lo&#x0364;chlein <hi rendition="#aq">c,</hi><lb/>
an ein Wand <hi rendition="#aq">a b,</hi> welches weiß &#x017F;eyn<lb/>
muß/ &#x017F;o kan der Fuß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi></hi> nirgends ander&#x017F;t<lb/>
als in <hi rendition="#aq">b reflectirt</hi> werden/ das o&#x0364;ber theil<lb/>
aber deß Kopffs <hi rendition="#aq">A</hi> nur ein einig vnd al-<lb/>
lein in <hi rendition="#aq">a.</hi> So i&#x017F;t gewiß daß alle Punct<lb/>
deß Bildnuß mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nach einer rechten<lb/>
Lini durch das Lo&#x0364;chlein <hi rendition="#aq">c reflectirt</hi> werden. J&#x017F;t al&#x017F;o nicht mu&#x0364;glich/ daß die<lb/>
Lini <hi rendition="#aq">B b</hi> durch <hi rendition="#aq">c</hi> ander&#x017F;t wohin fallen ko&#x0364;nne als zu ende &#x017F;olcher Lini in <hi rendition="#aq">b, &amp;c.</hi><lb/>
Da dann ein jeder <hi rendition="#aq">Tyro</hi> in der Optic &#x017F;ehen kan/ warumb die Bildnu&#x017F;&#x017F;en<lb/>
vmbgekehrt er&#x017F;cheinen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III.</hi></hi> Auffgab.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Die Per&#x017F;onen mit jhren rechten Farben durch vorhergehende</hi><lb/> <hi rendition="#aq">invention</hi> <hi rendition="#fr">zu</hi> <hi rendition="#aq">repræ&#x017F;entirn.</hi> </head><lb/>
        <p>Diß ge&#x017F;chicht &#x017F;o man in das Lo&#x0364;chlein ein darzu <hi rendition="#aq">præparirtes</hi> rundes<lb/>
Glaß &#x017F;tecket/ &#x017F;o bucklicht auff einer &#x017F;eiten/ auff der andern hol/ in der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
vngefehr eines Reichothalers/ welche wol zubereiten weiß der Kun&#x017F;treiche<lb/>
Mahler vnd Kun&#x017F;tha&#x0364;ndler Hanns Hauer in Nu&#x0364;rnberg: Dann ers damit<lb/>
zimlich weit gebracht. Damit er aber die Gla&#x0364;&#x017F;er der Gebu&#x0364;hr nach abfu&#x0364;h-<lb/>
ret/ brauchet er dazu &#x017F;ta&#x0364;hlene oder ei&#x017F;erne Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el/ welche einer holen ju&#x017F;ten<lb/>
Kugel <hi rendition="#aq">&#x017F;egmenta</hi> &#x017F;eynd/ vnd in <hi rendition="#aq">diametro</hi> vngefehr einen oder mehr &#x017F;chuch<lb/>
halten/ in &#x017F;olchen &#x017F;chleiffet er die Gla&#x0364;&#x017F;er der gebu&#x0364;hr nach/ hol vnd bucklicht/<lb/>
poliert vnd brauchet &#x017F;ie mit ma&#x0364;nniglichs verwundern/ werden in der mitt<lb/>
dick/ am Rann etwas du&#x0364;nner. Dadurch bekom&#x0303;en die Figurn an der wei&#x017F;en<lb/>
Wand jhre natu&#x0364;rliche Farben/ vnd werden &#x017F;o ka&#x0364;ntlich daß man &#x017F;ie darnach<lb/>
net Conterfeyen kan: Ja die Sonne weil &#x017F;ie ohne <hi rendition="#aq">reflexion</hi> das Gemach<lb/>
nicht be&#x017F;cheinet/ wird die Figur de&#x017F;to mehr im fin&#x017F;tern Gemach erleuchten.<lb/>
So i&#x017F;t u&#x0364;ber diß ein &#x017F;cho&#x0364;ner Lu&#x017F;t hier an zu &#x017F;ehen/ an bewegung der Vo&#x0364;gel/ &#x017F;o<lb/>
fu&#x0364;ru&#x0364;ber fliegen/ an den Schlo&#x0364;den oder Schorn&#x017F;teinen welche rauchen/ an<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;o voru&#x0364;ber fleu&#x017F;t/ an dem zittern deß Laubs vnd an dergleichen<lb/>
meh&#xA75B;/ vn&#x0303; ob zwar alles vmbgekehrt &#x017F;cheinet/ kom&#x0303;et doch &#x017F;on&#x017F;te&#x0303; alles &#x017F;o natu&#x0364;r-<lb/>
lich/ daß es ein Mahler nit &#x017F;cho&#x0364;ner abrei&#x017F;en vnd mahlen ku&#x0364;ndte. So kom&#x0303;et<lb/>
die Figur auch &#x017F;ehr klein/ wann das Bildnuß ferner von dem Glaß als die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k iij</fw><fw place="bottom" type="catch">Wand</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0267] Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. [Abbildung] radii von A vnd B durch das Loͤchlein c, an ein Wand a b, welches weiß ſeyn muß/ ſo kan der Fuß B nirgends anderſt als in b reflectirt werden/ das oͤber theil aber deß Kopffs A nur ein einig vnd al- lein in a. So iſt gewiß daß alle Punct deß Bildnuß muͤſſen nach einer rechten Lini durch das Loͤchlein c reflectirt werden. Jſt alſo nicht muͤglich/ daß die Lini B b durch c anderſt wohin fallen koͤnne als zu ende ſolcher Lini in b, &c. Da dann ein jeder Tyro in der Optic ſehen kan/ warumb die Bildnuſſen vmbgekehrt erſcheinen. Die III. Auffgab. Die Perſonen mit jhren rechten Farben durch vorhergehende invention zu repræſentirn. Diß geſchicht ſo man in das Loͤchlein ein darzu præparirtes rundes Glaß ſtecket/ ſo bucklicht auff einer ſeiten/ auff der andern hol/ in der groͤſſe vngefehr eines Reichothalers/ welche wol zubereiten weiß der Kunſtreiche Mahler vnd Kunſthaͤndler Hanns Hauer in Nuͤrnberg: Dann ers damit zimlich weit gebracht. Damit er aber die Glaͤſer der Gebuͤhr nach abfuͤh- ret/ brauchet er dazu ſtaͤhlene oder eiſerne Schuͤſſel/ welche einer holen juſten Kugel ſegmenta ſeynd/ vnd in diametro vngefehr einen oder mehr ſchuch halten/ in ſolchen ſchleiffet er die Glaͤſer der gebuͤhr nach/ hol vnd bucklicht/ poliert vnd brauchet ſie mit maͤnniglichs verwundern/ werden in der mitt dick/ am Rann etwas duͤnner. Dadurch bekom̃en die Figurn an der weiſen Wand jhre natuͤrliche Farben/ vnd werden ſo kaͤntlich daß man ſie darnach net Conterfeyen kan: Ja die Sonne weil ſie ohne reflexion das Gemach nicht beſcheinet/ wird die Figur deſto mehr im finſtern Gemach erleuchten. So iſt uͤber diß ein ſchoͤner Luſt hier an zu ſehen/ an bewegung der Voͤgel/ ſo fuͤruͤber fliegen/ an den Schloͤden oder Schornſteinen welche rauchen/ an dem Waſſer ſo voruͤber fleuſt/ an dem zittern deß Laubs vnd an dergleichen mehꝛ/ vñ ob zwar alles vmbgekehrt ſcheinet/ kom̃et doch ſonſtẽ alles ſo natuͤr- lich/ daß es ein Mahler nit ſchoͤner abreiſen vnd mahlen kuͤndte. So kom̃et die Figur auch ſehr klein/ wann das Bildnuß ferner von dem Glaß als die Wand K k iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/267
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/267>, abgerufen am 22.12.2024.