Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite
Ander Theil der Erquickstunden.
Die XXVI. Auffgab.

Ob mehr Punct in einem grossen Circkel als in eim kleinen.

Der Einfältige solte wol meynen/ in einem grossen Circkel weren mehr
Punct als in einem kleinen/ ich will aber das widerspiel gründlich beweisen:
Es seynt zween Circkel C B G ein kleiner/ F E D ein grösserer/ derer cen-

[Abbildung]
trum A. Nun sage ich/ daß auff der circumferents F E D nit mehr pun-
cta
seynt/ als auff dem Vmbkreiß C G B: Vrsach wo ich auff dem Circkel
F E D einen Punct nimb/ vnd auß dem centro A eine Lini darauff ziehe/
zerschneidet sie auch den kleinern Circkel in einen Punct/ darauß folget dann/
daß man nit sagen könne/ es seyn mehr Punct in einem grossen Circkel als in
einem kleinen. Es möchte aber einer den Einwurff thun vnd sprechen: Es
möchte wol geschehen daß der Punct auff den kleinen Circkel durch die Lini
so vom centro gezogen/ als dem semidiametro, zwey oder mehrmahl ge-
troffen würde; daß solchs vnmüglich/ beweiß ichs also. Es seynt zwey Punct
auff dem grossen Circkel E D, ziehe auß solchen Linien in A; gesetzt wann es
müglich den kleinen Circkel zerschneidend in einem Punct B. Jst dem also/
so haben die zwo Linien A E vnd A D ein gemeines segmentum oder stuck
A B, welchs vnmüglich/ vnd wider das X axioma deß ersten Buchs Eucli-
dis clavii.
Beibt demnach dabey/ daß man eben so viel Punct auff dem klei-
nen Circkel befinde/ als auff dem Grossen.

Die XXVII. Auffgab.
Euclides
Ander Theil der Erquickſtunden.
Die XXVI. Auffgab.

Ob mehr Punct in einem groſſen Circkel als in eim kleinen.

Der Einfaͤltige ſolte wol meynen/ in einem groſſen Circkel weren mehr
Punct als in einem kleinen/ ich will aber das widerſpiel gruͤndlich beweiſen:
Es ſeynt zween Circkel C B G ein kleiner/ F E D ein groͤſſerer/ derer cen-

[Abbildung]
trum A. Nun ſage ich/ daß auff der circumferents F E D nit mehr pun-
cta
ſeynt/ als auff dem Vmbkreiß C G B: Vrſach wo ich auff dem Circkel
F E D einen Punct nimb/ vnd auß dem centro A eine Lini darauff ziehe/
zerſchneidet ſie auch den kleinern Circkel in einẽ Punct/ darauß folget dañ/
daß man nit ſagen koͤnne/ es ſeyn mehr Punct in einem groſſen Circkel als in
einem kleinen. Es moͤchte aber einer den Einwurff thun vnd ſprechen: Es
moͤchte wol geſchehen daß der Punct auff den kleinen Circkel durch die Lini
ſo vom centro gezogen/ als dem ſemidiametro, zwey oder mehrmahl ge-
troffen wuͤrde; daß ſolchs vnmuͤglich/ beweiß ichs alſo. Es ſeynt zwey Punct
auff dem groſſen Circkel E D, ziehe auß ſolchen Linien in A; geſetzt wann es
muͤglich den kleinen Circkel zerſchneidend in einem Punct B. Jſt dem alſo/
ſo haben die zwo Linien A E vnd A D ein gemeines ſegmentum oder ſtuck
A B, welchs vnmuͤglich/ vnd wider das X axioma deß erſten Buchs Eucli-
dis clavii.
Beibt demnach dabey/ daß man eben ſo viel Punct auff dem klei-
nen Circkel befinde/ als auff dem Groſſen.

Die XXVII. Auffgab.
Euclides
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0156" n="142"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ander Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXVI.</hi></hi> Auffgab.</hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Ob mehr Punct in einem gro&#x017F;&#x017F;en Circkel als in eim kleinen.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Der Einfa&#x0364;ltige &#x017F;olte wol meynen/ in einem gro&#x017F;&#x017F;en Circkel weren mehr<lb/>
Punct als in einem kleinen/ ich will aber das wider&#x017F;piel gru&#x0364;ndlich bewei&#x017F;en:<lb/>
Es &#x017F;eynt zween Circkel <hi rendition="#aq">C B <hi rendition="#i">G</hi></hi> ein kleiner/ <hi rendition="#aq">F E D</hi> ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer/ derer <hi rendition="#aq">cen-<lb/><figure/><lb/>
trum A.</hi> Nun &#x017F;age ich/ daß auff der <hi rendition="#aq">circumferents F E D</hi> nit mehr <hi rendition="#aq">pun-<lb/>
cta</hi> &#x017F;eynt/ als auff dem Vmbkreiß <hi rendition="#aq">C G B:</hi> Vr&#x017F;ach wo ich auff dem Circkel<lb/><hi rendition="#aq">F E D</hi> einen Punct nimb/ vnd auß dem <hi rendition="#aq">centro A</hi> eine Lini darauff ziehe/<lb/>
zer&#x017F;chneidet &#x017F;ie auch den kleinern Circkel in eine&#x0303; Punct/ darauß folget dan&#x0303;/<lb/>
daß man nit &#x017F;agen ko&#x0364;nne/ es &#x017F;eyn mehr Punct in einem gro&#x017F;&#x017F;en Circkel als in<lb/>
einem kleinen. Es mo&#x0364;chte aber einer den Einwurff thun vnd &#x017F;prechen: Es<lb/>
mo&#x0364;chte wol ge&#x017F;chehen daß der Punct auff den kleinen Circkel durch die Lini<lb/>
&#x017F;o vom <hi rendition="#aq">centro</hi> gezogen/ als dem <hi rendition="#aq">&#x017F;emidiametro,</hi> zwey oder mehrmahl ge-<lb/>
troffen wu&#x0364;rde; daß &#x017F;olchs vnmu&#x0364;glich/ beweiß ichs al&#x017F;o. Es &#x017F;eynt zwey Punct<lb/>
auff dem gro&#x017F;&#x017F;en Circkel <hi rendition="#aq">E D,</hi> ziehe auß &#x017F;olchen Linien in <hi rendition="#aq">A;</hi> ge&#x017F;etzt wann es<lb/>
mu&#x0364;glich den kleinen Circkel zer&#x017F;chneidend in einem Punct <hi rendition="#aq">B.</hi> J&#x017F;t dem al&#x017F;o/<lb/>
&#x017F;o haben die zwo Linien <hi rendition="#aq">A E</hi> vnd <hi rendition="#aq">A D</hi> ein gemeines <hi rendition="#aq">&#x017F;egmentum</hi> oder &#x017F;tuck<lb/><hi rendition="#aq">A B,</hi> welchs vnmu&#x0364;glich/ vnd wider das <hi rendition="#aq">X axioma</hi> deß er&#x017F;ten Buchs <hi rendition="#aq">Eucli-<lb/>
dis clavii.</hi> Beibt demnach dabey/ daß man eben &#x017F;o viel Punct auff dem klei-<lb/>
nen Circkel befinde/ als auff dem Gro&#x017F;&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXVII.</hi></hi> Auffgab.</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Euclides</hi> </fw><lb/>
        </head>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0156] Ander Theil der Erquickſtunden. Die XXVI. Auffgab. Ob mehr Punct in einem groſſen Circkel als in eim kleinen. Der Einfaͤltige ſolte wol meynen/ in einem groſſen Circkel weren mehr Punct als in einem kleinen/ ich will aber das widerſpiel gruͤndlich beweiſen: Es ſeynt zween Circkel C B G ein kleiner/ F E D ein groͤſſerer/ derer cen- [Abbildung] trum A. Nun ſage ich/ daß auff der circumferents F E D nit mehr pun- cta ſeynt/ als auff dem Vmbkreiß C G B: Vrſach wo ich auff dem Circkel F E D einen Punct nimb/ vnd auß dem centro A eine Lini darauff ziehe/ zerſchneidet ſie auch den kleinern Circkel in einẽ Punct/ darauß folget dañ/ daß man nit ſagen koͤnne/ es ſeyn mehr Punct in einem groſſen Circkel als in einem kleinen. Es moͤchte aber einer den Einwurff thun vnd ſprechen: Es moͤchte wol geſchehen daß der Punct auff den kleinen Circkel durch die Lini ſo vom centro gezogen/ als dem ſemidiametro, zwey oder mehrmahl ge- troffen wuͤrde; daß ſolchs vnmuͤglich/ beweiß ichs alſo. Es ſeynt zwey Punct auff dem groſſen Circkel E D, ziehe auß ſolchen Linien in A; geſetzt wann es muͤglich den kleinen Circkel zerſchneidend in einem Punct B. Jſt dem alſo/ ſo haben die zwo Linien A E vnd A D ein gemeines ſegmentum oder ſtuck A B, welchs vnmuͤglich/ vnd wider das X axioma deß erſten Buchs Eucli- dis clavii. Beibt demnach dabey/ daß man eben ſo viel Punct auff dem klei- nen Circkel befinde/ als auff dem Groſſen. Die XXVII. Auffgab. Euclides

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/156
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/156>, abgerufen am 22.12.2024.