mit den großen gekuppelten Treibrädern. Dieselben befinden sich bald vorn, bald hinten; im ersteren Falle ist hinten eine Laufachse eingelegt, im letzteren vorne ein zweiachsiger Drehschemel. Die zweite Type führt allgemein die Bezeichnung "Machine outrance". Bei mehreren Bahnen, insbesondere bei der Orleansbahn, sind bewegliche Achsen, zum Theil nach amerikanischem System, eingeführt. Der totale Radstand beträgt meist über 5 Meter, die größte Länge der Maschine 8.5 Meter, ausnahmsweise sogar über 9 Meter. Die Cylinder liegen größtentheils außerhalb, vielfach jedoch auch innerhalb, und ist man in Fachkreisen nicht einig,
welche Anordnung den Vorzug verdient. Bekanntlich verleiht das System der innenliegenden Cylinder der Locomotive mehr Halt, und es vermindert die Unruhe der hin- und hergehenden Massen. Anderseits aber sind bei dieser Anordnung Reparaturen sehr erschwert, abgesehen von der abweichenden Construction der Räder und Achsen.
Die Regulirung des Ganges der Maschine erfolgt durch Schrauben an Stelle des üblichen, schwer zu handhabenden Hebels. Bei den Locomotiven der Lyoner Bahn tritt noch ein Dampfgegengewicht hinzu. Die Lage der Cylinder ist in der Regel horizontal, und sie tragen ihre Schieber an der oberen Seite. Die Kolben sind nach dem sogenannten "schwedischen System" und mit zwei eisernen Ringen umgeben. Zuweilen sind sie behufs Verminderung der Reibung aus Bronze,
Dritter Abſchnitt.
mit den großen gekuppelten Treibrädern. Dieſelben befinden ſich bald vorn, bald hinten; im erſteren Falle iſt hinten eine Laufachſe eingelegt, im letzteren vorne ein zweiachſiger Drehſchemel. Die zweite Type führt allgemein die Bezeichnung »Machine outrance«. Bei mehreren Bahnen, insbeſondere bei der Orléansbahn, ſind bewegliche Achſen, zum Theil nach amerikaniſchem Syſtem, eingeführt. Der totale Radſtand beträgt meiſt über 5 Meter, die größte Länge der Maſchine 8‧5 Meter, ausnahmsweiſe ſogar über 9 Meter. Die Cylinder liegen größtentheils außerhalb, vielfach jedoch auch innerhalb, und iſt man in Fachkreiſen nicht einig,
welche Anordnung den Vorzug verdient. Bekanntlich verleiht das Syſtem der innenliegenden Cylinder der Locomotive mehr Halt, und es vermindert die Unruhe der hin- und hergehenden Maſſen. Anderſeits aber ſind bei dieſer Anordnung Reparaturen ſehr erſchwert, abgeſehen von der abweichenden Conſtruction der Räder und Achſen.
Die Regulirung des Ganges der Maſchine erfolgt durch Schrauben an Stelle des üblichen, ſchwer zu handhabenden Hebels. Bei den Locomotiven der Lyoner Bahn tritt noch ein Dampfgegengewicht hinzu. Die Lage der Cylinder iſt in der Regel horizontal, und ſie tragen ihre Schieber an der oberen Seite. Die Kolben ſind nach dem ſogenannten »ſchwediſchen Syſtem« und mit zwei eiſernen Ringen umgeben. Zuweilen ſind ſie behufs Verminderung der Reibung aus Bronze,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0996"n="914"/><fwplace="top"type="header">Dritter Abſchnitt.</fw><lb/>
mit den großen gekuppelten Treibrädern. Dieſelben befinden ſich bald vorn, bald<lb/>
hinten; im erſteren Falle iſt hinten eine Laufachſe eingelegt, im letzteren vorne<lb/>
ein zweiachſiger Drehſchemel. Die zweite Type führt allgemein die Bezeichnung<lb/>
»<hirendition="#aq">Machine outrance</hi>«. Bei mehreren Bahnen, insbeſondere bei der Orl<hirendition="#aq">é</hi>ansbahn,<lb/>ſind bewegliche Achſen, zum Theil nach amerikaniſchem Syſtem, eingeführt. Der<lb/>
totale Radſtand beträgt meiſt über 5 Meter, die größte Länge der Maſchine<lb/>
8‧5 Meter, ausnahmsweiſe ſogar über 9 Meter. Die Cylinder liegen größtentheils<lb/>
außerhalb, vielfach jedoch auch innerhalb, und iſt man in Fachkreiſen nicht einig,<lb/><figure><head>Fig. 800.</head><p> Schnellzuglocomotive der belgiſchen Staatsbahnen. (Totale Heizfläche 130 Quadratmeter;<lb/>
Dienſtgewicht 49 Tonnen.)</p></figure><lb/>
welche Anordnung den Vorzug verdient. Bekanntlich verleiht das Syſtem der<lb/>
innenliegenden Cylinder der Locomotive mehr Halt, und es vermindert die Unruhe<lb/>
der hin- und hergehenden Maſſen. Anderſeits aber ſind bei dieſer Anordnung<lb/>
Reparaturen ſehr erſchwert, abgeſehen von der abweichenden Conſtruction der<lb/>
Räder und Achſen.</p><lb/><p>Die Regulirung des Ganges der Maſchine erfolgt durch Schrauben an<lb/>
Stelle des üblichen, ſchwer zu handhabenden Hebels. Bei den Locomotiven der<lb/>
Lyoner Bahn tritt noch ein Dampfgegengewicht hinzu. Die Lage der Cylinder iſt<lb/>
in der Regel horizontal, und ſie tragen ihre Schieber an der oberen Seite. Die<lb/>
Kolben ſind nach dem ſogenannten »ſchwediſchen Syſtem« und mit zwei eiſernen<lb/>
Ringen umgeben. Zuweilen ſind ſie behufs Verminderung der Reibung aus Bronze,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[914/0996]
Dritter Abſchnitt.
mit den großen gekuppelten Treibrädern. Dieſelben befinden ſich bald vorn, bald
hinten; im erſteren Falle iſt hinten eine Laufachſe eingelegt, im letzteren vorne
ein zweiachſiger Drehſchemel. Die zweite Type führt allgemein die Bezeichnung
»Machine outrance«. Bei mehreren Bahnen, insbeſondere bei der Orléansbahn,
ſind bewegliche Achſen, zum Theil nach amerikaniſchem Syſtem, eingeführt. Der
totale Radſtand beträgt meiſt über 5 Meter, die größte Länge der Maſchine
8‧5 Meter, ausnahmsweiſe ſogar über 9 Meter. Die Cylinder liegen größtentheils
außerhalb, vielfach jedoch auch innerhalb, und iſt man in Fachkreiſen nicht einig,
[Abbildung Fig. 800. Schnellzuglocomotive der belgiſchen Staatsbahnen. (Totale Heizfläche 130 Quadratmeter;
Dienſtgewicht 49 Tonnen.)]
welche Anordnung den Vorzug verdient. Bekanntlich verleiht das Syſtem der
innenliegenden Cylinder der Locomotive mehr Halt, und es vermindert die Unruhe
der hin- und hergehenden Maſſen. Anderſeits aber ſind bei dieſer Anordnung
Reparaturen ſehr erſchwert, abgeſehen von der abweichenden Conſtruction der
Räder und Achſen.
Die Regulirung des Ganges der Maſchine erfolgt durch Schrauben an
Stelle des üblichen, ſchwer zu handhabenden Hebels. Bei den Locomotiven der
Lyoner Bahn tritt noch ein Dampfgegengewicht hinzu. Die Lage der Cylinder iſt
in der Regel horizontal, und ſie tragen ihre Schieber an der oberen Seite. Die
Kolben ſind nach dem ſogenannten »ſchwediſchen Syſtem« und mit zwei eiſernen
Ringen umgeben. Zuweilen ſind ſie behufs Verminderung der Reibung aus Bronze,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/996>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.