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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
können die beiden Motoren an dem um eine verticale Achse drehbaren Vorder-
gestell fix befestigt sein und können die Vorderräder eine durchgehende feste Achse
haben, wie die gewöhnlichen Wagen. Kommen Serienmotoren in Verwendung, so
hat jeder Motor nur von einer Batterie Strom zu erhalten. Die zweite Batterie
ist zu diesem Zwecke mit Zwischenschaltung der beiden Motoren einander entgegen
zu schalten. In die Brücke zwischen die Batterien und die Motoren ist der Regulir-
widerstand zu schalten, und ist die Schaltkurbel in der Mitte des Kutschbockes
anzubringen. Durch Handhabung derselben kann die Geschwindigkeit der beiden
Motoren, zu welchen flexible Stromleitungen führen, gemeinschaftlich verändert,
beziehungsweise der Strom abgeschaltet werden. Vor jeden Motor ist ein kleiner
Regulirwiderstand zu schalten, welcher aus einigen kleinen und ein oder zwei
größeren Widerstandsstufen besteht. Die entsprechenden zwei Schaltkurbeln können
rechts und links von der Hauptschaltkurbel sein und ersetzen die Zügel beim
Pferdebetrieb. Die kleinen Widerstandsstufen haben den Zweck, die Tourenzahl
der Motoren genau auszugleichen und dadurch eine gerade Fahrrichtung zu
erzielen. Durch Einschaltung einer der größeren Widerstandsstufen erfolgt Aende-
rung der Fahrtrichtung. Die beiden seitlichen Kurbeln können in eine combinirt,
beziehungsweise durch eine einzige ersetzt werden, da nur die Tourenzahl eines
Motors geändert zu werden braucht. Werden Nebenschlußmotoren angewendet,
dann können die zwei seitlichen Regulirwiderstände in der Feldmagnetentwickelung
angebracht sein und kann eine beliebige Schaltung der Batterien und Motoren
zur Anwendung kommen.

Zum Schlusse noch einige Worte über die Automobile als Armee-
fahrzeuge
. Da die Heeresverwaltungen sich gegenüber der Entwickelung, welche das
Fahrrad genommen hat, nicht gleichgiltig verhalten haben, müßte es mit sonder-
baren Dingen zugehen, wenn sie an dem "Automobilismus" mit geschlossenen
Augen vorübergingen. Officiell hat man zu dieser Frage freilich noch nicht Stellung
genommen, aber es fehlt nicht an Aeußerungen berufener Fachmänner, welche der
Verwendung der Automobile als Armeefahrzeuge das Wort reden. Bemerkens-
werth in dieser Beziehung sind die Ausführungen des bairischen Oberstlieutenants
Lachritz in der "Kriegstechnischen Zeitschrift", welche wir hier auszugsweise
wiedergeben.

Der Verfasser sieht zunächst ab von den weit ausschauenden Zukunftsideen
Einzelner, welche in dem neuen Motor die Zugkraft der Zukunft nicht bloß für
die Wagen, sondern auch für die Geschütze sehen, welche mit Motorpflügen Lauf-
gräben ausheben, die Führer der Truppen in gepanzerten Automobilen zur Aus-
forschung bis in die Zone des feindlichen Gewehrfeuers vordringen lassen wollen,
und dergleichen mehr. Es wird vor Allem das Nächstliegende, der zur Zeit
mögliche Fortschritt, der Betrachtung für werth erachtet. Beispielsweise die Be-
deutung des Motorwagens für Aprovisionirungszwecke und für Munitionszufuhr,
die ja beide die wichtigsten Lebensinteressen der Armeen berühren. Im Jahre 1870

Zweiter Abſchnitt.
können die beiden Motoren an dem um eine verticale Achſe drehbaren Vorder-
geſtell fix befeſtigt ſein und können die Vorderräder eine durchgehende feſte Achſe
haben, wie die gewöhnlichen Wagen. Kommen Serienmotoren in Verwendung, ſo
hat jeder Motor nur von einer Batterie Strom zu erhalten. Die zweite Batterie
iſt zu dieſem Zwecke mit Zwiſchenſchaltung der beiden Motoren einander entgegen
zu ſchalten. In die Brücke zwiſchen die Batterien und die Motoren iſt der Regulir-
widerſtand zu ſchalten, und iſt die Schaltkurbel in der Mitte des Kutſchbockes
anzubringen. Durch Handhabung derſelben kann die Geſchwindigkeit der beiden
Motoren, zu welchen flexible Stromleitungen führen, gemeinſchaftlich verändert,
beziehungsweiſe der Strom abgeſchaltet werden. Vor jeden Motor iſt ein kleiner
Regulirwiderſtand zu ſchalten, welcher aus einigen kleinen und ein oder zwei
größeren Widerſtandsſtufen beſteht. Die entſprechenden zwei Schaltkurbeln können
rechts und links von der Hauptſchaltkurbel ſein und erſetzen die Zügel beim
Pferdebetrieb. Die kleinen Widerſtandsſtufen haben den Zweck, die Tourenzahl
der Motoren genau auszugleichen und dadurch eine gerade Fahrrichtung zu
erzielen. Durch Einſchaltung einer der größeren Widerſtandsſtufen erfolgt Aende-
rung der Fahrtrichtung. Die beiden ſeitlichen Kurbeln können in eine combinirt,
beziehungsweiſe durch eine einzige erſetzt werden, da nur die Tourenzahl eines
Motors geändert zu werden braucht. Werden Nebenſchlußmotoren angewendet,
dann können die zwei ſeitlichen Regulirwiderſtände in der Feldmagnetentwickelung
angebracht ſein und kann eine beliebige Schaltung der Batterien und Motoren
zur Anwendung kommen.

Zum Schluſſe noch einige Worte über die Automobile als Armee-
fahrzeuge
. Da die Heeresverwaltungen ſich gegenüber der Entwickelung, welche das
Fahrrad genommen hat, nicht gleichgiltig verhalten haben, müßte es mit ſonder-
baren Dingen zugehen, wenn ſie an dem »Automobilismus« mit geſchloſſenen
Augen vorübergingen. Officiell hat man zu dieſer Frage freilich noch nicht Stellung
genommen, aber es fehlt nicht an Aeußerungen berufener Fachmänner, welche der
Verwendung der Automobile als Armeefahrzeuge das Wort reden. Bemerkens-
werth in dieſer Beziehung ſind die Ausführungen des bairiſchen Oberſtlieutenants
Lachritz in der »Kriegstechniſchen Zeitſchrift«, welche wir hier auszugsweiſe
wiedergeben.

Der Verfaſſer ſieht zunächſt ab von den weit ausſchauenden Zukunftsideen
Einzelner, welche in dem neuen Motor die Zugkraft der Zukunft nicht bloß für
die Wagen, ſondern auch für die Geſchütze ſehen, welche mit Motorpflügen Lauf-
gräben ausheben, die Führer der Truppen in gepanzerten Automobilen zur Aus-
forſchung bis in die Zone des feindlichen Gewehrfeuers vordringen laſſen wollen,
und dergleichen mehr. Es wird vor Allem das Nächſtliegende, der zur Zeit
mögliche Fortſchritt, der Betrachtung für werth erachtet. Beiſpielsweiſe die Be-
deutung des Motorwagens für Aproviſionirungszwecke und für Munitionszufuhr,
die ja beide die wichtigſten Lebensintereſſen der Armeen berühren. Im Jahre 1870

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[904/0986] Zweiter Abſchnitt. können die beiden Motoren an dem um eine verticale Achſe drehbaren Vorder- geſtell fix befeſtigt ſein und können die Vorderräder eine durchgehende feſte Achſe haben, wie die gewöhnlichen Wagen. Kommen Serienmotoren in Verwendung, ſo hat jeder Motor nur von einer Batterie Strom zu erhalten. Die zweite Batterie iſt zu dieſem Zwecke mit Zwiſchenſchaltung der beiden Motoren einander entgegen zu ſchalten. In die Brücke zwiſchen die Batterien und die Motoren iſt der Regulir- widerſtand zu ſchalten, und iſt die Schaltkurbel in der Mitte des Kutſchbockes anzubringen. Durch Handhabung derſelben kann die Geſchwindigkeit der beiden Motoren, zu welchen flexible Stromleitungen führen, gemeinſchaftlich verändert, beziehungsweiſe der Strom abgeſchaltet werden. Vor jeden Motor iſt ein kleiner Regulirwiderſtand zu ſchalten, welcher aus einigen kleinen und ein oder zwei größeren Widerſtandsſtufen beſteht. Die entſprechenden zwei Schaltkurbeln können rechts und links von der Hauptſchaltkurbel ſein und erſetzen die Zügel beim Pferdebetrieb. Die kleinen Widerſtandsſtufen haben den Zweck, die Tourenzahl der Motoren genau auszugleichen und dadurch eine gerade Fahrrichtung zu erzielen. Durch Einſchaltung einer der größeren Widerſtandsſtufen erfolgt Aende- rung der Fahrtrichtung. Die beiden ſeitlichen Kurbeln können in eine combinirt, beziehungsweiſe durch eine einzige erſetzt werden, da nur die Tourenzahl eines Motors geändert zu werden braucht. Werden Nebenſchlußmotoren angewendet, dann können die zwei ſeitlichen Regulirwiderſtände in der Feldmagnetentwickelung angebracht ſein und kann eine beliebige Schaltung der Batterien und Motoren zur Anwendung kommen. Zum Schluſſe noch einige Worte über die Automobile als Armee- fahrzeuge. Da die Heeresverwaltungen ſich gegenüber der Entwickelung, welche das Fahrrad genommen hat, nicht gleichgiltig verhalten haben, müßte es mit ſonder- baren Dingen zugehen, wenn ſie an dem »Automobilismus« mit geſchloſſenen Augen vorübergingen. Officiell hat man zu dieſer Frage freilich noch nicht Stellung genommen, aber es fehlt nicht an Aeußerungen berufener Fachmänner, welche der Verwendung der Automobile als Armeefahrzeuge das Wort reden. Bemerkens- werth in dieſer Beziehung ſind die Ausführungen des bairiſchen Oberſtlieutenants Lachritz in der »Kriegstechniſchen Zeitſchrift«, welche wir hier auszugsweiſe wiedergeben. Der Verfaſſer ſieht zunächſt ab von den weit ausſchauenden Zukunftsideen Einzelner, welche in dem neuen Motor die Zugkraft der Zukunft nicht bloß für die Wagen, ſondern auch für die Geſchütze ſehen, welche mit Motorpflügen Lauf- gräben ausheben, die Führer der Truppen in gepanzerten Automobilen zur Aus- forſchung bis in die Zone des feindlichen Gewehrfeuers vordringen laſſen wollen, und dergleichen mehr. Es wird vor Allem das Nächſtliegende, der zur Zeit mögliche Fortſchritt, der Betrachtung für werth erachtet. Beiſpielsweiſe die Be- deutung des Motorwagens für Aproviſionirungszwecke und für Munitionszufuhr, die ja beide die wichtigſten Lebensintereſſen der Armeen berühren. Im Jahre 1870

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 904. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/986>, abgerufen am 23.11.2024.