In Nordamerika hat, wie die Fahrradindustrie, auch die Construction der Motorwagen mit elektrischem Betriebe einen raschen und erfolgreichen Aufschwung genommen. Zu den hervorragendsten Constructeuren zählen unter Anderen Morris & Salom in Philadelphia, die schon im Jahre 1895 mit ihrem "Elektrobat" genannten Vehikel bei einer in Chicago angestellten Wettfahrt den ersten Preis erhielten. Die Räder dieses Wagens sind von Holz, haben Pneumatiks und laufen in Kugellagern. Ohne Passagiere wiegt das Fahrzeug nur 750 Kilo- gramm. 48 Accumulatoren in vier Kasten zu je zwölf Elementen, speisen zwei Lundell-Motoren zu je 1100 Watt. Die Kraftübertragung erfolgt unmittelbar durch Zahngetriebe. Die größte Geschwindigkeit auf gut erhaltener Straße beträgt 32 Kilometer in der Stunde, der ohne neue Ladung zurücklegbare Gesammtweg war etwa 45 Kilometer. Die genannte Firma construirt auch Geschäftswagen mit Stahlrohrgestellen und Metallrädern mit Pneumatiks. In jüngster Zeit sind immer wieder neue Typen von elektrisch betriebenen Motorwagen aufgetaucht, und stellen die hier vorgeführten Abbildungen eine Construction neuesten Datums dar. In die technischen Details einzugehen, vermeiden wir, da dies den Leser ermüden würde.
Dagegen verdient die Frage der Lenkung der elektrischen Automobile noch etliche technische Ausführungen. Wie wir weiter oben vernommen haben, sind diese Vehikel mit zwei Motoren ausgerüstet, welche entweder die Vorder- oder die Hinterräder antreiben. Die erstere Art ist als die vortheilhaftere anzusehen, weil in diesem Falle der Wagen gezogen, während er bei der zweiten Anordnung geschoben wird. Bei einigen Automobilen haben die Vorderräder Achsen, welche von einander unabhängig sind, und wird jedes Vorderrad unabhängig von einem der beiden Motoren angetrieben. In diesem Falle könnte die Lenkung des Wagens zweckmäßig durch Aenderung der Tourenzahl der beiden Motoren stattfinden.
Bei den Automobilen der "Electric Vehicle Co." in New-York bestehen die Vorderräder aus je zwei kreisförmigen Stahlscheiben, welche auf einer gemein- schaftlichen Achse befestigt sind. Am Umfange ist zwischen den Scheiben ein Holz- ring (die eigentliche Felge) angebracht und in diesen das Pneumatik eingelegt. Die innere Scheibe ist mit einem gezahnten Ring versehen, in welchen ein an der Motorwelle angebrachtes kleines Zahnrad eingreift. Die Lenkung des Wagens erfolgte bei den älteren Automobilen dieser Gesellschaft (bei welchen der Antrieb auf die Hinterräder stattfand) durch Verstellen der Vorderräder, beziehungsweise durch Aenderung ihrer Drehachsen. Nun sollte aber an dem Principe festgehalten werden, daß die Lenkung des Wagens nicht durch Aufwand menschlicher Kraft erfolgt, sondern daß -- ähnlich wie beim Pferdebetrieb durch Handhabung der Zügel -- in analoger Weise durch den Wagenführer eine Kraftquelle ausgelöst werde.
Man erreicht dies, wenn durch Handhabung von Kurbeln die Tourenzahl der Motoren geändert und dadurch die Lenkung bewirkt wird. Zu diesem Zwecke
Die Motorwagen.
In Nordamerika hat, wie die Fahrradinduſtrie, auch die Conſtruction der Motorwagen mit elektriſchem Betriebe einen raſchen und erfolgreichen Aufſchwung genommen. Zu den hervorragendſten Conſtructeuren zählen unter Anderen Morris & Salom in Philadelphia, die ſchon im Jahre 1895 mit ihrem »Elektrobat« genannten Vehikel bei einer in Chicago angeſtellten Wettfahrt den erſten Preis erhielten. Die Räder dieſes Wagens ſind von Holz, haben Pneumatiks und laufen in Kugellagern. Ohne Paſſagiere wiegt das Fahrzeug nur 750 Kilo- gramm. 48 Accumulatoren in vier Kaſten zu je zwölf Elementen, ſpeiſen zwei Lundell-Motoren zu je 1100 Watt. Die Kraftübertragung erfolgt unmittelbar durch Zahngetriebe. Die größte Geſchwindigkeit auf gut erhaltener Straße beträgt 32 Kilometer in der Stunde, der ohne neue Ladung zurücklegbare Geſammtweg war etwa 45 Kilometer. Die genannte Firma conſtruirt auch Geſchäftswagen mit Stahlrohrgeſtellen und Metallrädern mit Pneumatiks. In jüngſter Zeit ſind immer wieder neue Typen von elektriſch betriebenen Motorwagen aufgetaucht, und ſtellen die hier vorgeführten Abbildungen eine Conſtruction neueſten Datums dar. In die techniſchen Details einzugehen, vermeiden wir, da dies den Leſer ermüden würde.
Dagegen verdient die Frage der Lenkung der elektriſchen Automobile noch etliche techniſche Ausführungen. Wie wir weiter oben vernommen haben, ſind dieſe Vehikel mit zwei Motoren ausgerüſtet, welche entweder die Vorder- oder die Hinterräder antreiben. Die erſtere Art iſt als die vortheilhaftere anzuſehen, weil in dieſem Falle der Wagen gezogen, während er bei der zweiten Anordnung geſchoben wird. Bei einigen Automobilen haben die Vorderräder Achſen, welche von einander unabhängig ſind, und wird jedes Vorderrad unabhängig von einem der beiden Motoren angetrieben. In dieſem Falle könnte die Lenkung des Wagens zweckmäßig durch Aenderung der Tourenzahl der beiden Motoren ſtattfinden.
Bei den Automobilen der »Electric Vehicle Co.« in New-York beſtehen die Vorderräder aus je zwei kreisförmigen Stahlſcheiben, welche auf einer gemein- ſchaftlichen Achſe befeſtigt ſind. Am Umfange iſt zwiſchen den Scheiben ein Holz- ring (die eigentliche Felge) angebracht und in dieſen das Pneumatik eingelegt. Die innere Scheibe iſt mit einem gezahnten Ring verſehen, in welchen ein an der Motorwelle angebrachtes kleines Zahnrad eingreift. Die Lenkung des Wagens erfolgte bei den älteren Automobilen dieſer Geſellſchaft (bei welchen der Antrieb auf die Hinterräder ſtattfand) durch Verſtellen der Vorderräder, beziehungsweiſe durch Aenderung ihrer Drehachſen. Nun ſollte aber an dem Principe feſtgehalten werden, daß die Lenkung des Wagens nicht durch Aufwand menſchlicher Kraft erfolgt, ſondern daß — ähnlich wie beim Pferdebetrieb durch Handhabung der Zügel — in analoger Weiſe durch den Wagenführer eine Kraftquelle ausgelöſt werde.
Man erreicht dies, wenn durch Handhabung von Kurbeln die Tourenzahl der Motoren geändert und dadurch die Lenkung bewirkt wird. Zu dieſem Zwecke
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[903/0985]
Die Motorwagen.
In Nordamerika hat, wie die Fahrradinduſtrie, auch die Conſtruction der
Motorwagen mit elektriſchem Betriebe einen raſchen und erfolgreichen Aufſchwung
genommen. Zu den hervorragendſten Conſtructeuren zählen unter Anderen
Morris & Salom in Philadelphia, die ſchon im Jahre 1895 mit ihrem
»Elektrobat« genannten Vehikel bei einer in Chicago angeſtellten Wettfahrt den
erſten Preis erhielten. Die Räder dieſes Wagens ſind von Holz, haben Pneumatiks
und laufen in Kugellagern. Ohne Paſſagiere wiegt das Fahrzeug nur 750 Kilo-
gramm. 48 Accumulatoren in vier Kaſten zu je zwölf Elementen, ſpeiſen zwei
Lundell-Motoren zu je 1100 Watt. Die Kraftübertragung erfolgt unmittelbar
durch Zahngetriebe. Die größte Geſchwindigkeit auf gut erhaltener Straße beträgt
32 Kilometer in der Stunde, der ohne neue Ladung zurücklegbare Geſammtweg
war etwa 45 Kilometer. Die genannte Firma conſtruirt auch Geſchäftswagen mit
Stahlrohrgeſtellen und Metallrädern mit Pneumatiks. In jüngſter Zeit ſind immer
wieder neue Typen von elektriſch betriebenen Motorwagen aufgetaucht, und ſtellen
die hier vorgeführten Abbildungen eine Conſtruction neueſten Datums dar. In
die techniſchen Details einzugehen, vermeiden wir, da dies den Leſer ermüden
würde.
Dagegen verdient die Frage der Lenkung der elektriſchen Automobile noch
etliche techniſche Ausführungen. Wie wir weiter oben vernommen haben, ſind dieſe
Vehikel mit zwei Motoren ausgerüſtet, welche entweder die Vorder- oder die
Hinterräder antreiben. Die erſtere Art iſt als die vortheilhaftere anzuſehen, weil
in dieſem Falle der Wagen gezogen, während er bei der zweiten Anordnung
geſchoben wird. Bei einigen Automobilen haben die Vorderräder Achſen, welche
von einander unabhängig ſind, und wird jedes Vorderrad unabhängig von einem
der beiden Motoren angetrieben. In dieſem Falle könnte die Lenkung des Wagens
zweckmäßig durch Aenderung der Tourenzahl der beiden Motoren ſtattfinden.
Bei den Automobilen der »Electric Vehicle Co.« in New-York beſtehen
die Vorderräder aus je zwei kreisförmigen Stahlſcheiben, welche auf einer gemein-
ſchaftlichen Achſe befeſtigt ſind. Am Umfange iſt zwiſchen den Scheiben ein Holz-
ring (die eigentliche Felge) angebracht und in dieſen das Pneumatik eingelegt.
Die innere Scheibe iſt mit einem gezahnten Ring verſehen, in welchen ein an der
Motorwelle angebrachtes kleines Zahnrad eingreift. Die Lenkung des Wagens
erfolgte bei den älteren Automobilen dieſer Geſellſchaft (bei welchen der Antrieb
auf die Hinterräder ſtattfand) durch Verſtellen der Vorderräder, beziehungsweiſe
durch Aenderung ihrer Drehachſen. Nun ſollte aber an dem Principe feſtgehalten
werden, daß die Lenkung des Wagens nicht durch Aufwand menſchlicher Kraft
erfolgt, ſondern daß — ähnlich wie beim Pferdebetrieb durch Handhabung der
Zügel — in analoger Weiſe durch den Wagenführer eine Kraftquelle ausgelöſt
werde.
Man erreicht dies, wenn durch Handhabung von Kurbeln die Tourenzahl
der Motoren geändert und dadurch die Lenkung bewirkt wird. Zu dieſem Zwecke
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/985>, abgerufen am 23.11.2024.
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