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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
geworden, indem das zwischen die Zähne gelangende Glied die volle Dicke der Zahn-
breite erhielt. Während die Blattglieder einfach aus Stahlblech ausgestanzt werden,
schneidet man die Blockglieder aus einem gezogenen Stab mit der Kreissäge und
bohrt sie -- wie die Blattglieder -- meist gleichzeitig mit zwei Bohrern. Auch
wird das Blockglied aus Lamellen zusammengesetzt. Der Grund hierfür ist weniger
die größere Solidität des Lamellencomplexes gegenüber dem Massiv (wie beim
Drahtseil gegenüber dem Stab) als die leichtere Herstellung aus Blech durch
Stanzen gegenüber dem kostspieligen Absägen.

Die Felgen der Räder werden in Amerika noch vielfach aus Holz her-
gestellt, sonst bedient man sich allenthalben des Stahlbleches. Die Form der Felgen
richtet sich nach den Gummireifen. Bei diesen Rädern sind sie doppelt, ähneln
dann den Holzfelgen und werden dementsprechend mit gelber Oelfarbe angestrichen,
um die Täuschung zu vervollkommnen. Die Fabrikationsart ist eine Rohrwalzung,
wozu jedoch eine besondere maschinelle Vorrichtung nothwendig ist. ... Große
Sorgfalt wird natürlich auch auf das Material der Naben und Speichen auf-
gewendet und der allerbeste Stahl hierfür verwendet.

Da zwischen Material und Construction eine innige Wechselbeziehung besteht,
war es geboten, um die Güte des Fabrikates außer allem Zweifel zu stellen, die
Solidität der Arbeit und die Sicherheit gegen Bruch oder Beschädigung einer
einwandsfreien Controle zu unterziehen. Zu diesem Zwecke sind besondere Prüfungs-
maschinen construirt worden, welche die in den einzelnen Abtheilungen einer Fahr-
radfabrik hergestellten Bestandtheile eines Rades auf ihre Stärke erproben, d. h.
diese Maschinen besorgen die Arbeit aller widrigen Elemente gegen das Rad. Sie
prüfen jedes Gestellrohr durch Schlag, Zug oder Druck auf seine Festigkeit, sie
versuchen es, mit besonderer Kraft das Rahmengestell zu deformiren, während
anderseits die Felgen und Speichen auf ihre Festigkeit und Consistenz geprüft
werden. Dadurch wird jedes unverläßliche Materialstück für die Radfabrikation
von vornherein ausgeschieden, womit die Garantie für tadellose Arbeit geboten
ist. Diese Maschinen sind übrigens sehr kostspielig, und verfügen nur große Betriebe
über dieses werthvolle Hilfsmittel einer tadellosen Fabrikation.

Sehr umständlich gestalten sich jene Manipulationen, welche sich auf die
Zusammenstellung der einzelnen Bestandtheile eines Fahrrades beziehen. So wird
z. B. das Rahmengestell, welches aus sieben einzelnen Stücken besteht, nicht
weniger als zwanzigmal bei verschiedenen Löthfeuern in Behandlung genommen.
Die Rahmen werden provisorisch durch Stifte zusammengestellt, gelangen sodann
in einen Schraubstock, in welchem die zu löthende Stelle einem starken Feuer aus-
gesetzt wird. Das Löthmetall besteht aus Kupfer, Messing, Zinn und Zink, welchen
Metallborax beigemengt wird und das die Stahlrohre so innig verbindet, als
wären sie aus einem Stücke hergestellt. Dieser Vorgang wiederholt sich von einem
Löthfeuer zum andern, bis aus der letzten Hand das Rahmengestell fertig hervor-
geht. Jede Löthung wird in kürzester Zeit bewerkstelligt und der ganze Rahmen,

Erſter Abſchnitt.
geworden, indem das zwiſchen die Zähne gelangende Glied die volle Dicke der Zahn-
breite erhielt. Während die Blattglieder einfach aus Stahlblech ausgeſtanzt werden,
ſchneidet man die Blockglieder aus einem gezogenen Stab mit der Kreisſäge und
bohrt ſie — wie die Blattglieder — meiſt gleichzeitig mit zwei Bohrern. Auch
wird das Blockglied aus Lamellen zuſammengeſetzt. Der Grund hierfür iſt weniger
die größere Solidität des Lamellencomplexes gegenüber dem Maſſiv (wie beim
Drahtſeil gegenüber dem Stab) als die leichtere Herſtellung aus Blech durch
Stanzen gegenüber dem koſtſpieligen Abſägen.

Die Felgen der Räder werden in Amerika noch vielfach aus Holz her-
geſtellt, ſonſt bedient man ſich allenthalben des Stahlbleches. Die Form der Felgen
richtet ſich nach den Gummireifen. Bei dieſen Rädern ſind ſie doppelt, ähneln
dann den Holzfelgen und werden dementſprechend mit gelber Oelfarbe angeſtrichen,
um die Täuſchung zu vervollkommnen. Die Fabrikationsart iſt eine Rohrwalzung,
wozu jedoch eine beſondere maſchinelle Vorrichtung nothwendig iſt. ... Große
Sorgfalt wird natürlich auch auf das Material der Naben und Speichen auf-
gewendet und der allerbeſte Stahl hierfür verwendet.

Da zwiſchen Material und Conſtruction eine innige Wechſelbeziehung beſteht,
war es geboten, um die Güte des Fabrikates außer allem Zweifel zu ſtellen, die
Solidität der Arbeit und die Sicherheit gegen Bruch oder Beſchädigung einer
einwandsfreien Controle zu unterziehen. Zu dieſem Zwecke ſind beſondere Prüfungs-
maſchinen conſtruirt worden, welche die in den einzelnen Abtheilungen einer Fahr-
radfabrik hergeſtellten Beſtandtheile eines Rades auf ihre Stärke erproben, d. h.
dieſe Maſchinen beſorgen die Arbeit aller widrigen Elemente gegen das Rad. Sie
prüfen jedes Geſtellrohr durch Schlag, Zug oder Druck auf ſeine Feſtigkeit, ſie
verſuchen es, mit beſonderer Kraft das Rahmengeſtell zu deformiren, während
anderſeits die Felgen und Speichen auf ihre Feſtigkeit und Conſiſtenz geprüft
werden. Dadurch wird jedes unverläßliche Materialſtück für die Radfabrikation
von vornherein ausgeſchieden, womit die Garantie für tadelloſe Arbeit geboten
iſt. Dieſe Maſchinen ſind übrigens ſehr koſtſpielig, und verfügen nur große Betriebe
über dieſes werthvolle Hilfsmittel einer tadelloſen Fabrikation.

Sehr umſtändlich geſtalten ſich jene Manipulationen, welche ſich auf die
Zuſammenſtellung der einzelnen Beſtandtheile eines Fahrrades beziehen. So wird
z. B. das Rahmengeſtell, welches aus ſieben einzelnen Stücken beſteht, nicht
weniger als zwanzigmal bei verſchiedenen Löthfeuern in Behandlung genommen.
Die Rahmen werden proviſoriſch durch Stifte zuſammengeſtellt, gelangen ſodann
in einen Schraubſtock, in welchem die zu löthende Stelle einem ſtarken Feuer aus-
geſetzt wird. Das Löthmetall beſteht aus Kupfer, Meſſing, Zinn und Zink, welchen
Metallborax beigemengt wird und das die Stahlrohre ſo innig verbindet, als
wären ſie aus einem Stücke hergeſtellt. Dieſer Vorgang wiederholt ſich von einem
Löthfeuer zum andern, bis aus der letzten Hand das Rahmengeſtell fertig hervor-
geht. Jede Löthung wird in kürzeſter Zeit bewerkſtelligt und der ganze Rahmen,

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[870/0952] Erſter Abſchnitt. geworden, indem das zwiſchen die Zähne gelangende Glied die volle Dicke der Zahn- breite erhielt. Während die Blattglieder einfach aus Stahlblech ausgeſtanzt werden, ſchneidet man die Blockglieder aus einem gezogenen Stab mit der Kreisſäge und bohrt ſie — wie die Blattglieder — meiſt gleichzeitig mit zwei Bohrern. Auch wird das Blockglied aus Lamellen zuſammengeſetzt. Der Grund hierfür iſt weniger die größere Solidität des Lamellencomplexes gegenüber dem Maſſiv (wie beim Drahtſeil gegenüber dem Stab) als die leichtere Herſtellung aus Blech durch Stanzen gegenüber dem koſtſpieligen Abſägen. Die Felgen der Räder werden in Amerika noch vielfach aus Holz her- geſtellt, ſonſt bedient man ſich allenthalben des Stahlbleches. Die Form der Felgen richtet ſich nach den Gummireifen. Bei dieſen Rädern ſind ſie doppelt, ähneln dann den Holzfelgen und werden dementſprechend mit gelber Oelfarbe angeſtrichen, um die Täuſchung zu vervollkommnen. Die Fabrikationsart iſt eine Rohrwalzung, wozu jedoch eine beſondere maſchinelle Vorrichtung nothwendig iſt. ... Große Sorgfalt wird natürlich auch auf das Material der Naben und Speichen auf- gewendet und der allerbeſte Stahl hierfür verwendet. Da zwiſchen Material und Conſtruction eine innige Wechſelbeziehung beſteht, war es geboten, um die Güte des Fabrikates außer allem Zweifel zu ſtellen, die Solidität der Arbeit und die Sicherheit gegen Bruch oder Beſchädigung einer einwandsfreien Controle zu unterziehen. Zu dieſem Zwecke ſind beſondere Prüfungs- maſchinen conſtruirt worden, welche die in den einzelnen Abtheilungen einer Fahr- radfabrik hergeſtellten Beſtandtheile eines Rades auf ihre Stärke erproben, d. h. dieſe Maſchinen beſorgen die Arbeit aller widrigen Elemente gegen das Rad. Sie prüfen jedes Geſtellrohr durch Schlag, Zug oder Druck auf ſeine Feſtigkeit, ſie verſuchen es, mit beſonderer Kraft das Rahmengeſtell zu deformiren, während anderſeits die Felgen und Speichen auf ihre Feſtigkeit und Conſiſtenz geprüft werden. Dadurch wird jedes unverläßliche Materialſtück für die Radfabrikation von vornherein ausgeſchieden, womit die Garantie für tadelloſe Arbeit geboten iſt. Dieſe Maſchinen ſind übrigens ſehr koſtſpielig, und verfügen nur große Betriebe über dieſes werthvolle Hilfsmittel einer tadelloſen Fabrikation. Sehr umſtändlich geſtalten ſich jene Manipulationen, welche ſich auf die Zuſammenſtellung der einzelnen Beſtandtheile eines Fahrrades beziehen. So wird z. B. das Rahmengeſtell, welches aus ſieben einzelnen Stücken beſteht, nicht weniger als zwanzigmal bei verſchiedenen Löthfeuern in Behandlung genommen. Die Rahmen werden proviſoriſch durch Stifte zuſammengeſtellt, gelangen ſodann in einen Schraubſtock, in welchem die zu löthende Stelle einem ſtarken Feuer aus- geſetzt wird. Das Löthmetall beſteht aus Kupfer, Meſſing, Zinn und Zink, welchen Metallborax beigemengt wird und das die Stahlrohre ſo innig verbindet, als wären ſie aus einem Stücke hergeſtellt. Dieſer Vorgang wiederholt ſich von einem Löthfeuer zum andern, bis aus der letzten Hand das Rahmengeſtell fertig hervor- geht. Jede Löthung wird in kürzeſter Zeit bewerkſtelligt und der ganze Rahmen,

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 870. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/952>, abgerufen am 23.11.2024.