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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Fahrräder. -- Draisinen.

Wir beschäftigen uns zunächst mit dem Gestell, welches sich aus dem Rahmen
und der Steuergabel zusammensetzt. Aus Fig. 686 sind alle Theile desselben genau
ersichtlich. Die Stange a b ist die auf dem Lager des Vorderrades aufruhende
Tragstange (zugleich Lenkstange), e d ist die zweite Stützstange, welche oben den
Sattel für den Fahrer, unten das Treibrad mit den Kurbeln zu tragen hat; f e
bildet den Rücken, g d den unteren Halt für das Ganze, während c e und d e
die Uebertragung des Gestelles auf das Hinterrad bilden. Wie aus dieser An-
ordnung zu ersehen ist, ruht die Last des Fahrers zwischen den beiden Rädern,
wodurch deren leichtere Beweglichkeit ermöglicht ist, entgegen jener Anordnung, bei

[Abbildung] Fig. 684.

Normal-Niederrad.

der das Hauptgewicht direct auf der Achse ruht, wie z. B. beim Hochrad. Die
Lenkstange a b ist in den Lagern der Stangen f c und g d beweglich und mit ent-
sprechenden Griffen, welche der Fahrer in Händen hält, versehen. Die Entfernung
des Sattels von den Kurbeln ist derart bemessen, daß der Fahrer in der Ruhe
die Pedale mit den Fußballen leicht berührt.

In Fig. 685 ist das Humber-Gestell veranschaulicht, das nach der Anschauung
der Radfahrer als das schönste und solideste gilt. Die Länge der Linien, die
Winkel und die Neigung, die in dieser Type zum Ausdruck kommen, sind das
Resultat langjähriger Erfahrungen, und Abweichungen hievon haben sich immer
als unzweckmäßig erwiesen. Hat der Rahmen eine zu lange Basis, so wird er sehr
unvortheilhaft von dem Gewichte des Fahrers belastet. Die Bestandtheile des Ge-
stelles sind nicht massiv, sondern hohl, also Rohrstäbe. Es ist dies derjenige Quer-

Fahrräder. — Draiſinen.

Wir beſchäftigen uns zunächſt mit dem Geſtell, welches ſich aus dem Rahmen
und der Steuergabel zuſammenſetzt. Aus Fig. 686 ſind alle Theile desſelben genau
erſichtlich. Die Stange a b iſt die auf dem Lager des Vorderrades aufruhende
Tragſtange (zugleich Lenkſtange), e d iſt die zweite Stützſtange, welche oben den
Sattel für den Fahrer, unten das Treibrad mit den Kurbeln zu tragen hat; f e
bildet den Rücken, g d den unteren Halt für das Ganze, während c e und d e
die Uebertragung des Geſtelles auf das Hinterrad bilden. Wie aus dieſer An-
ordnung zu erſehen iſt, ruht die Laſt des Fahrers zwiſchen den beiden Rädern,
wodurch deren leichtere Beweglichkeit ermöglicht iſt, entgegen jener Anordnung, bei

[Abbildung] Fig. 684.

Normal-Niederrad.

der das Hauptgewicht direct auf der Achſe ruht, wie z. B. beim Hochrad. Die
Lenkſtange a b iſt in den Lagern der Stangen f c und g d beweglich und mit ent-
ſprechenden Griffen, welche der Fahrer in Händen hält, verſehen. Die Entfernung
des Sattels von den Kurbeln iſt derart bemeſſen, daß der Fahrer in der Ruhe
die Pedale mit den Fußballen leicht berührt.

In Fig. 685 iſt das Humber-Geſtell veranſchaulicht, das nach der Anſchauung
der Radfahrer als das ſchönſte und ſolideſte gilt. Die Länge der Linien, die
Winkel und die Neigung, die in dieſer Type zum Ausdruck kommen, ſind das
Reſultat langjähriger Erfahrungen, und Abweichungen hievon haben ſich immer
als unzweckmäßig erwieſen. Hat der Rahmen eine zu lange Baſis, ſo wird er ſehr
unvortheilhaft von dem Gewichte des Fahrers belaſtet. Die Beſtandtheile des Ge-
ſtelles ſind nicht maſſiv, ſondern hohl, alſo Rohrſtäbe. Es iſt dies derjenige Quer-

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[823/0905] Fahrräder. — Draiſinen. Wir beſchäftigen uns zunächſt mit dem Geſtell, welches ſich aus dem Rahmen und der Steuergabel zuſammenſetzt. Aus Fig. 686 ſind alle Theile desſelben genau erſichtlich. Die Stange a b iſt die auf dem Lager des Vorderrades aufruhende Tragſtange (zugleich Lenkſtange), e d iſt die zweite Stützſtange, welche oben den Sattel für den Fahrer, unten das Treibrad mit den Kurbeln zu tragen hat; f e bildet den Rücken, g d den unteren Halt für das Ganze, während c e und d e die Uebertragung des Geſtelles auf das Hinterrad bilden. Wie aus dieſer An- ordnung zu erſehen iſt, ruht die Laſt des Fahrers zwiſchen den beiden Rädern, wodurch deren leichtere Beweglichkeit ermöglicht iſt, entgegen jener Anordnung, bei [Abbildung Fig. 684. Normal-Niederrad.] der das Hauptgewicht direct auf der Achſe ruht, wie z. B. beim Hochrad. Die Lenkſtange a b iſt in den Lagern der Stangen f c und g d beweglich und mit ent- ſprechenden Griffen, welche der Fahrer in Händen hält, verſehen. Die Entfernung des Sattels von den Kurbeln iſt derart bemeſſen, daß der Fahrer in der Ruhe die Pedale mit den Fußballen leicht berührt. In Fig. 685 iſt das Humber-Geſtell veranſchaulicht, das nach der Anſchauung der Radfahrer als das ſchönſte und ſolideſte gilt. Die Länge der Linien, die Winkel und die Neigung, die in dieſer Type zum Ausdruck kommen, ſind das Reſultat langjähriger Erfahrungen, und Abweichungen hievon haben ſich immer als unzweckmäßig erwieſen. Hat der Rahmen eine zu lange Baſis, ſo wird er ſehr unvortheilhaft von dem Gewichte des Fahrers belaſtet. Die Beſtandtheile des Ge- ſtelles ſind nicht maſſiv, ſondern hohl, alſo Rohrſtäbe. Es iſt dies derjenige Quer-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/905>, abgerufen am 22.11.2024.