richtet sich nach dem Silicium- und Mangangehalt des Roheisens und schwankt daher zwischen 7 bis 20 Minuten. Auf diese Weise können mit einem Converter- paare in 24 Stunden 40 bis 60 Chargen gemacht werden. Hierbei ist jedoch zu bemerken, daß der Fassungsraum der gewöhnlich symmetrisch geformten Converter bei den großen Schienenwerken meist 10 bis 20 Tonnen, bei jenen Werken, welche weiches Material herstellen, 5 bis 12 Tonnen beträgt.
Die Auskleidung der Converter wird entweder gemauert oder gestampft und hält etwa 500 bis 1000 Chargen aus. Auf einigen belgischen Werken will man 3000 bis 4000 Chargen erzielt haben. Die Converterböden werden meist gestampft, selten gemauert, in besonderen Oefen getrocknet, mittelst Krahn oder transportablem hydraulischen Hebetisch ausgewechselt und halten etwa 15 bis 50 Chargen aus. Die Gießpfannen, welche gleichfalls theils gestampft, theils gemauert werden, halten bis zu 50 Chargen aus. Die Auswechslung der Converterböden erfordert selten mehr als fünf Minuten, so daß eine Unterbrechung in der steten Aufeinanderfolge der Chargen auch bei nur einem Converterpaare nicht eintritt.
Besonders großartig hat sich der Bessemerproceß -- dank der reichen Erze, der leicht zu gewinnenden Kohlen und anderen Hilfsquellen -- in Nordamerika entwickelt. Charakteristisch für den amerikanischen Bessemerbetrieb ist die rasche Auf- einanderfolge der Chargen -- oft bis zu 100 in 24 Stunden mit einem Con- verterpaare. Dadurch erwiesen sich die meist halbkreisförmigen Gießgruben zu klein, die Hitze wurde in den engen Räumen zu groß, und ging man dazu über, das Rangiren, Abziehen und Reinigen der Coquillen außerhalb der eigentlichen Gieß- halle vorzunehmen. Die Converter liegen bei den neueren Anlagen in einer Reihe und werden zu zwei durch einen gemeinsamen Central-Gießkrahn bedient.
Das Aufsehen, welches die Erfindung Bessemer's in allen eisenerzeugenden Ländern hervorgerufen hatte, war ungeheuer. Uebereifrige Anhänger glaubten, damit das Schweißeisen und den Tiegelstahl ganz verdrängen zu können, und nährten die überschwänglichsten Hoffnungen. In der That waren die Ergebnisse überraschend: dieselbe Menge Roheisen (etwa 3 Tonnen), die ein Puddelofen in 24 Stunden verarbeiten konnte, wurde von Bessemer in 20 Minuten verfrischt, noch zudem ohne Anwendung von Brennmaterial. Gleichwohl unterlief bezüglich der Bedeutung des Bessemerns ein Irrthum, der bald an den Tag kam. Der Erfinder hatte nämlich versichert, aus jedem Roheisen sei guter Stahl zu erzeugen; es zeigte sich aber, daß es nicht gelang, alle Nebenbestandtheile zu entfernen, vornehmlich den Phosphor, von dem -- wie früher berichtet -- ein Gehalt von 0.1 bis 0.2 % genügt, um den Stahl kaltbrüchig zu machen.
Damit erfuhr der Bessemerproceß eine erhebliche Beschränkung, indem er nur denjenigen Montanbezirken zu Gute kam, welchen die entsprechenden Mengen von phosphorarmen Erzen zur Verfügung standen. Selbstverständlich spielte hierbei auch das Vorhandensein von Kohle eine große Rolle. Aber selbst unter diesen günstigen Bedingungen ließ das Bessemerfabrikat anfänglich noch viel zu wünschen übrig.
Dritter Abſchnitt.
richtet ſich nach dem Silicium- und Mangangehalt des Roheiſens und ſchwankt daher zwiſchen 7 bis 20 Minuten. Auf dieſe Weiſe können mit einem Converter- paare in 24 Stunden 40 bis 60 Chargen gemacht werden. Hierbei iſt jedoch zu bemerken, daß der Faſſungsraum der gewöhnlich ſymmetriſch geformten Converter bei den großen Schienenwerken meiſt 10 bis 20 Tonnen, bei jenen Werken, welche weiches Material herſtellen, 5 bis 12 Tonnen beträgt.
Die Auskleidung der Converter wird entweder gemauert oder geſtampft und hält etwa 500 bis 1000 Chargen aus. Auf einigen belgiſchen Werken will man 3000 bis 4000 Chargen erzielt haben. Die Converterböden werden meiſt geſtampft, ſelten gemauert, in beſonderen Oefen getrocknet, mittelſt Krahn oder transportablem hydrauliſchen Hebetiſch ausgewechſelt und halten etwa 15 bis 50 Chargen aus. Die Gießpfannen, welche gleichfalls theils geſtampft, theils gemauert werden, halten bis zu 50 Chargen aus. Die Auswechslung der Converterböden erfordert ſelten mehr als fünf Minuten, ſo daß eine Unterbrechung in der ſteten Aufeinanderfolge der Chargen auch bei nur einem Converterpaare nicht eintritt.
Beſonders großartig hat ſich der Beſſemerproceß — dank der reichen Erze, der leicht zu gewinnenden Kohlen und anderen Hilfsquellen — in Nordamerika entwickelt. Charakteriſtiſch für den amerikaniſchen Beſſemerbetrieb iſt die raſche Auf- einanderfolge der Chargen — oft bis zu 100 in 24 Stunden mit einem Con- verterpaare. Dadurch erwieſen ſich die meiſt halbkreisförmigen Gießgruben zu klein, die Hitze wurde in den engen Räumen zu groß, und ging man dazu über, das Rangiren, Abziehen und Reinigen der Coquillen außerhalb der eigentlichen Gieß- halle vorzunehmen. Die Converter liegen bei den neueren Anlagen in einer Reihe und werden zu zwei durch einen gemeinſamen Central-Gießkrahn bedient.
Das Aufſehen, welches die Erfindung Beſſemer's in allen eiſenerzeugenden Ländern hervorgerufen hatte, war ungeheuer. Uebereifrige Anhänger glaubten, damit das Schweißeiſen und den Tiegelſtahl ganz verdrängen zu können, und nährten die überſchwänglichſten Hoffnungen. In der That waren die Ergebniſſe überraſchend: dieſelbe Menge Roheiſen (etwa 3 Tonnen), die ein Puddelofen in 24 Stunden verarbeiten konnte, wurde von Beſſemer in 20 Minuten verfriſcht, noch zudem ohne Anwendung von Brennmaterial. Gleichwohl unterlief bezüglich der Bedeutung des Beſſemerns ein Irrthum, der bald an den Tag kam. Der Erfinder hatte nämlich verſichert, aus jedem Roheiſen ſei guter Stahl zu erzeugen; es zeigte ſich aber, daß es nicht gelang, alle Nebenbeſtandtheile zu entfernen, vornehmlich den Phosphor, von dem — wie früher berichtet — ein Gehalt von 0‧1 bis 0‧2 % genügt, um den Stahl kaltbrüchig zu machen.
Damit erfuhr der Beſſemerproceß eine erhebliche Beſchränkung, indem er nur denjenigen Montanbezirken zu Gute kam, welchen die entſprechenden Mengen von phosphorarmen Erzen zur Verfügung ſtanden. Selbſtverſtändlich ſpielte hierbei auch das Vorhandenſein von Kohle eine große Rolle. Aber ſelbſt unter dieſen günſtigen Bedingungen ließ das Beſſemerfabrikat anfänglich noch viel zu wünſchen übrig.
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[66/0088]
Dritter Abſchnitt.
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paare in 24 Stunden 40 bis 60 Chargen gemacht werden. Hierbei iſt jedoch zu
bemerken, daß der Faſſungsraum der gewöhnlich ſymmetriſch geformten Converter
bei den großen Schienenwerken meiſt 10 bis 20 Tonnen, bei jenen Werken, welche
weiches Material herſtellen, 5 bis 12 Tonnen beträgt.
Die Auskleidung der Converter wird entweder gemauert oder geſtampft und
hält etwa 500 bis 1000 Chargen aus. Auf einigen belgiſchen Werken will man
3000 bis 4000 Chargen erzielt haben. Die Converterböden werden meiſt geſtampft,
ſelten gemauert, in beſonderen Oefen getrocknet, mittelſt Krahn oder transportablem
hydrauliſchen Hebetiſch ausgewechſelt und halten etwa 15 bis 50 Chargen aus.
Die Gießpfannen, welche gleichfalls theils geſtampft, theils gemauert werden, halten
bis zu 50 Chargen aus. Die Auswechslung der Converterböden erfordert ſelten
mehr als fünf Minuten, ſo daß eine Unterbrechung in der ſteten Aufeinanderfolge
der Chargen auch bei nur einem Converterpaare nicht eintritt.
Beſonders großartig hat ſich der Beſſemerproceß — dank der reichen Erze,
der leicht zu gewinnenden Kohlen und anderen Hilfsquellen — in Nordamerika
entwickelt. Charakteriſtiſch für den amerikaniſchen Beſſemerbetrieb iſt die raſche Auf-
einanderfolge der Chargen — oft bis zu 100 in 24 Stunden mit einem Con-
verterpaare. Dadurch erwieſen ſich die meiſt halbkreisförmigen Gießgruben zu klein,
die Hitze wurde in den engen Räumen zu groß, und ging man dazu über, das
Rangiren, Abziehen und Reinigen der Coquillen außerhalb der eigentlichen Gieß-
halle vorzunehmen. Die Converter liegen bei den neueren Anlagen in einer Reihe
und werden zu zwei durch einen gemeinſamen Central-Gießkrahn bedient.
Das Aufſehen, welches die Erfindung Beſſemer's in allen eiſenerzeugenden
Ländern hervorgerufen hatte, war ungeheuer. Uebereifrige Anhänger glaubten, damit
das Schweißeiſen und den Tiegelſtahl ganz verdrängen zu können, und nährten die
überſchwänglichſten Hoffnungen. In der That waren die Ergebniſſe überraſchend:
dieſelbe Menge Roheiſen (etwa 3 Tonnen), die ein Puddelofen in 24 Stunden
verarbeiten konnte, wurde von Beſſemer in 20 Minuten verfriſcht, noch zudem
ohne Anwendung von Brennmaterial. Gleichwohl unterlief bezüglich der Bedeutung
des Beſſemerns ein Irrthum, der bald an den Tag kam. Der Erfinder hatte
nämlich verſichert, aus jedem Roheiſen ſei guter Stahl zu erzeugen; es zeigte ſich
aber, daß es nicht gelang, alle Nebenbeſtandtheile zu entfernen, vornehmlich den
Phosphor, von dem — wie früher berichtet — ein Gehalt von 0‧1 bis 0‧2 % genügt,
um den Stahl kaltbrüchig zu machen.
Damit erfuhr der Beſſemerproceß eine erhebliche Beſchränkung, indem er nur
denjenigen Montanbezirken zu Gute kam, welchen die entſprechenden Mengen von
phosphorarmen Erzen zur Verfügung ſtanden. Selbſtverſtändlich ſpielte hierbei auch
das Vorhandenſein von Kohle eine große Rolle. Aber ſelbſt unter dieſen günſtigen
Bedingungen ließ das Beſſemerfabrikat anfänglich noch viel zu wünſchen übrig.
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/88>, abgerufen am 25.11.2024.
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