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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
wird. Die Granate hat ein Caliber von 120 Millimetern und ein Gewicht von
16 Kilogramm; die Anfangsgeschwindigkeit schwankt je nach der Größe der Ladung
zwischen 96 und 200 Meter. Die Decke des Panzerstandes hat eine Dicke von
120 Millimeter. Bei den Versuchen wurde eine Belagerungsbatterie mit scharf
geladenen Granaten beschossen und es waren von 16 Schüssen auf eine Entfernung
von 2500 Meter vier volle Treffer, während drei andere Projectile dicht am Ziele
einschlugen.

In jüngster Zeit ist auch Frankreich mit einem Schnellfeuer-Feldgeschütz auf
den Plan getreten, dessen Constructeur der bereits genannte Director Canet der
"Societe des Forges et Chantiers de la Mediteranee" ist, und das nach den
vortrefflichen Versuchsergebnissen wohl als das französische Feldgeschütz der Zukunft
gelten darf. Es ist (M 1896) in den drei Calibern von 65, 70 und 75 Milli-
metern construirt, und zwar als lange wie als kurze Kanone, so daß man mit
diesem Geschütz sowohl schwere als auch leichte Batterien zusammenstellen kann.
Das Rohr stellt sich als ein Mantelrohr dar, bei welchem dreierlei Verschlußarten
anwendbar sind, die den Gebrauch der Waffe als Schnellfeuergeschütz gewährleisten.
Die erste besteht in einem cylindrischen Schraubenverschluß, zu dessen Oeffnen, be-
ziehungsweise Schließen, zwei Handbewegungen erforderlich sind. Ein senkrecht über
das Rohr hervorstehender Handgriff mit Knopf wird nach links in die wagrechte
Stellung gedrückt, wodurch sich die Schraube des Cylinders aus den Gewinden
der Rohrwand herausdreht und in deren glatte Fläche austritt; alsdann wird der
Handgriff im Rohre nach rückwärts gedreht, wodurch sich der Verschluß öffnet.
Das Schließen desselben erfolgt umgekehrt.

Bei der zweiten Verschlußart ist nur eine einzige Handbewegung erforderlich;
der Handgriff ist jedoch so angebracht, daß er wagrecht nach links heraussteht.
Dreht man denselben nach rechts um 180 Grad, so wird bei der ersten Hälfte der
Drehung die Schraube von dem Gewinde frei und bei der zweiten Hälfte der
Verschluß geöffnet. Die ganze Drehung von links nach rechts wird aber in einem
einzigen Griff ausgeführt, ebenso umgekehrt das Schließen.

Die dritte Verschlußart ist eine ganz neue Construction und bei weitem die
interessanteste. Sie wird als "Verschluß mit concentrischen Gewinden" bezeichnet
und genügt auch hier eine Handbewegung zum Oeffnen sowie zum Schließen.
Der Verschluß besteht aus einem halbkreisförmigen Stahlblock, dessen rechte und
linke Seite, von der Seelenachse gerechnet, mit concentrisch geführten keilartigen
Gängen versehen sind; nach dem Laderaum zu ist der Block mit einer flachen Seite
versehen, welche den Abschluß bewirkt, während die rückwärtige, bei geschlossenem
Verschluß von außen sichtbare Seite eine Fläche in Form eines halben Cylinders
bildet. Der Handgriff liegt rechts an der Außenfläche des Rohres an. Wird er
nach abwärts bewegt, so dreht sich der Block mit seinen concentrischen Keilzügen
in den entsprechenden Aussparungen an der inneren Bodenwand um 90 Grad
herum. Alsdann liegt die vordere glatte Abschlußfläche nach unten, die hintere halb-

Erſter Abſchnitt.
wird. Die Granate hat ein Caliber von 120 Millimetern und ein Gewicht von
16 Kilogramm; die Anfangsgeſchwindigkeit ſchwankt je nach der Größe der Ladung
zwiſchen 96 und 200 Meter. Die Decke des Panzerſtandes hat eine Dicke von
120 Millimeter. Bei den Verſuchen wurde eine Belagerungsbatterie mit ſcharf
geladenen Granaten beſchoſſen und es waren von 16 Schüſſen auf eine Entfernung
von 2500 Meter vier volle Treffer, während drei andere Projectile dicht am Ziele
einſchlugen.

In jüngſter Zeit iſt auch Frankreich mit einem Schnellfeuer-Feldgeſchütz auf
den Plan getreten, deſſen Conſtructeur der bereits genannte Director Canet der
»Société des Forges et Chantiers de la Mediteranée« iſt, und das nach den
vortrefflichen Verſuchsergebniſſen wohl als das franzöſiſche Feldgeſchütz der Zukunft
gelten darf. Es iſt (M 1896) in den drei Calibern von 65, 70 und 75 Milli-
metern conſtruirt, und zwar als lange wie als kurze Kanone, ſo daß man mit
dieſem Geſchütz ſowohl ſchwere als auch leichte Batterien zuſammenſtellen kann.
Das Rohr ſtellt ſich als ein Mantelrohr dar, bei welchem dreierlei Verſchlußarten
anwendbar ſind, die den Gebrauch der Waffe als Schnellfeuergeſchütz gewährleiſten.
Die erſte beſteht in einem cylindriſchen Schraubenverſchluß, zu deſſen Oeffnen, be-
ziehungsweiſe Schließen, zwei Handbewegungen erforderlich ſind. Ein ſenkrecht über
das Rohr hervorſtehender Handgriff mit Knopf wird nach links in die wagrechte
Stellung gedrückt, wodurch ſich die Schraube des Cylinders aus den Gewinden
der Rohrwand herausdreht und in deren glatte Fläche austritt; alsdann wird der
Handgriff im Rohre nach rückwärts gedreht, wodurch ſich der Verſchluß öffnet.
Das Schließen desſelben erfolgt umgekehrt.

Bei der zweiten Verſchlußart iſt nur eine einzige Handbewegung erforderlich;
der Handgriff iſt jedoch ſo angebracht, daß er wagrecht nach links herausſteht.
Dreht man denſelben nach rechts um 180 Grad, ſo wird bei der erſten Hälfte der
Drehung die Schraube von dem Gewinde frei und bei der zweiten Hälfte der
Verſchluß geöffnet. Die ganze Drehung von links nach rechts wird aber in einem
einzigen Griff ausgeführt, ebenſo umgekehrt das Schließen.

Die dritte Verſchlußart iſt eine ganz neue Conſtruction und bei weitem die
intereſſanteſte. Sie wird als »Verſchluß mit concentriſchen Gewinden« bezeichnet
und genügt auch hier eine Handbewegung zum Oeffnen ſowie zum Schließen.
Der Verſchluß beſteht aus einem halbkreisförmigen Stahlblock, deſſen rechte und
linke Seite, von der Seelenachſe gerechnet, mit concentriſch geführten keilartigen
Gängen verſehen ſind; nach dem Laderaum zu iſt der Block mit einer flachen Seite
verſehen, welche den Abſchluß bewirkt, während die rückwärtige, bei geſchloſſenem
Verſchluß von außen ſichtbare Seite eine Fläche in Form eines halben Cylinders
bildet. Der Handgriff liegt rechts an der Außenfläche des Rohres an. Wird er
nach abwärts bewegt, ſo dreht ſich der Block mit ſeinen concentriſchen Keilzügen
in den entſprechenden Ausſparungen an der inneren Bodenwand um 90 Grad
herum. Alsdann liegt die vordere glatte Abſchlußfläche nach unten, die hintere halb-

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[752/0830] Erſter Abſchnitt. wird. Die Granate hat ein Caliber von 120 Millimetern und ein Gewicht von 16 Kilogramm; die Anfangsgeſchwindigkeit ſchwankt je nach der Größe der Ladung zwiſchen 96 und 200 Meter. Die Decke des Panzerſtandes hat eine Dicke von 120 Millimeter. Bei den Verſuchen wurde eine Belagerungsbatterie mit ſcharf geladenen Granaten beſchoſſen und es waren von 16 Schüſſen auf eine Entfernung von 2500 Meter vier volle Treffer, während drei andere Projectile dicht am Ziele einſchlugen. In jüngſter Zeit iſt auch Frankreich mit einem Schnellfeuer-Feldgeſchütz auf den Plan getreten, deſſen Conſtructeur der bereits genannte Director Canet der »Société des Forges et Chantiers de la Mediteranée« iſt, und das nach den vortrefflichen Verſuchsergebniſſen wohl als das franzöſiſche Feldgeſchütz der Zukunft gelten darf. Es iſt (M 1896) in den drei Calibern von 65, 70 und 75 Milli- metern conſtruirt, und zwar als lange wie als kurze Kanone, ſo daß man mit dieſem Geſchütz ſowohl ſchwere als auch leichte Batterien zuſammenſtellen kann. Das Rohr ſtellt ſich als ein Mantelrohr dar, bei welchem dreierlei Verſchlußarten anwendbar ſind, die den Gebrauch der Waffe als Schnellfeuergeſchütz gewährleiſten. Die erſte beſteht in einem cylindriſchen Schraubenverſchluß, zu deſſen Oeffnen, be- ziehungsweiſe Schließen, zwei Handbewegungen erforderlich ſind. Ein ſenkrecht über das Rohr hervorſtehender Handgriff mit Knopf wird nach links in die wagrechte Stellung gedrückt, wodurch ſich die Schraube des Cylinders aus den Gewinden der Rohrwand herausdreht und in deren glatte Fläche austritt; alsdann wird der Handgriff im Rohre nach rückwärts gedreht, wodurch ſich der Verſchluß öffnet. Das Schließen desſelben erfolgt umgekehrt. Bei der zweiten Verſchlußart iſt nur eine einzige Handbewegung erforderlich; der Handgriff iſt jedoch ſo angebracht, daß er wagrecht nach links herausſteht. Dreht man denſelben nach rechts um 180 Grad, ſo wird bei der erſten Hälfte der Drehung die Schraube von dem Gewinde frei und bei der zweiten Hälfte der Verſchluß geöffnet. Die ganze Drehung von links nach rechts wird aber in einem einzigen Griff ausgeführt, ebenſo umgekehrt das Schließen. Die dritte Verſchlußart iſt eine ganz neue Conſtruction und bei weitem die intereſſanteſte. Sie wird als »Verſchluß mit concentriſchen Gewinden« bezeichnet und genügt auch hier eine Handbewegung zum Oeffnen ſowie zum Schließen. Der Verſchluß beſteht aus einem halbkreisförmigen Stahlblock, deſſen rechte und linke Seite, von der Seelenachſe gerechnet, mit concentriſch geführten keilartigen Gängen verſehen ſind; nach dem Laderaum zu iſt der Block mit einer flachen Seite verſehen, welche den Abſchluß bewirkt, während die rückwärtige, bei geſchloſſenem Verſchluß von außen ſichtbare Seite eine Fläche in Form eines halben Cylinders bildet. Der Handgriff liegt rechts an der Außenfläche des Rohres an. Wird er nach abwärts bewegt, ſo dreht ſich der Block mit ſeinen concentriſchen Keilzügen in den entſprechenden Ausſparungen an der inneren Bodenwand um 90 Grad herum. Alsdann liegt die vordere glatte Abſchlußfläche nach unten, die hintere halb-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/830>, abgerufen am 22.11.2024.