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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
äußere Einwirkungen beeinflußt wird. Sollte aber aus irgend einem Grunde der
tempirte Zeitzünder versagen, so wird dieses Geschoß zwar nicht im Fluge explo-
diren, wohl aber beim Auftreffen auf den Boden, also als Granate wirken. Um-
gekehrt wird ein als Granate gedachtes Geschoß durch den auf die höchste Distanz
gestellten Shrapnelzünder am Boden liegend zur Explosion gelangen, wenn der
Granatzünder aus irgend einem Grunde versagt.

Bei der Büchsenkartätsche wird die Blechbüchse beim Schusse zerrissen und die
Füllkugeln verlassen einzeln das Rohr. Die Wirkung ist schematisch in Fig. 577 dar-
gestellt. Außer diesen Hauptgeschossen kommen noch in Betracht: Die Stahlgranaten,
zur Wirkung gegen besonders widerstandsfähige Ziele, und die Sprenggranaten, zur
verstärkten Minenwirkung.

Erwägt man, daß eine in Feuerlinie entwickelte Batterie, wo ein Geschütz
vom anderen 20 Schritte entfernt ist, ein gutes und weithin sichtbares Ziel für den
Gegner abgiebt, daß weiter das Geschütz sammt der Bedienungsmannschaft ein
unbewegliches Ziel darstellt, auf welches sich der Gegner leicht einschießen kann, so
findet man das Bestreben der Artillerie begreiflich, ihr Feuer aus einer verdeckten
Aufstellung, also ungesehen, bewerkstelligen zu können. Das Richten erfordert in
diesem Falle eine längere Procedur, welche man das "indirecte Richten" nennt.
Das Richten im verticalen Sinne wird hierbei durch den Richtbogen ertheilt. Er
beruht auf dem Principe des Maurerlothes und besteht aus einem auf einer Platte
montirten Kreisbogen, auf welch letzterem auf einem Sattel eine Libelle verschiebbar
angeordnet ist. Am Kreisbogen befindet sich eine Eintheilung in Schritten, welche
jenem complementären Winkel entspricht, welcher der Elevation des Rohres für die
betreffende Distanz zukommt.

Für das Ertheilen der Richtung im horizontalen Sinne, giebt es mehrere
Methoden, von welchen eine derselben in der Abbildung, Fig. 579, zur Anschauung
gebracht ist. Es wird hier die horizontale Richtung durch Aufstellen von Richt-
platten, welche von der Batterie mitgeführt werden, markirt und festgehalten.

An Feuerarten unterscheidet man bei der Feldartillerie das Batterie- und
Halbbatteriefeuer, die Batterie- und Halbbatteriesalve, die Ausfeuerlage und endlich
das Einzelfeuer. Beim Batterie- und Halbbatteriefeuer schießen die Geschütze in der
ganzen Batterie oder in der Halbbatterie eines nach dem anderen über Aviso des
feuerleitenden Officiers. Es ist dies ein langsames, genau geregeltes Feuer, welches
sozusagen die normale Feuerart ist und ein genaues Beobachten und Corrigiren
zuläßt. Bei der Batterie- und Halbbatteriesalve werden alle Geschütze der Batterie
oder Halbbatterie auf Commando des betreffenden Officiers abgefeuert. Diese Feuer-
art gewährleistet einen großen moralischen und physischen Effect beim Beschießen
von Truppen, einen großen Percussionseffect beim Beschießen von Objecten und
endlich ein genaues Beobachten der Wirkung und des Einschlagens, wenn beim leb-
haften Feuerkampf das Beobachten des einzelnen Schusses unmöglich ist.

Erſter Abſchnitt.
äußere Einwirkungen beeinflußt wird. Sollte aber aus irgend einem Grunde der
tempirte Zeitzünder verſagen, ſo wird dieſes Geſchoß zwar nicht im Fluge explo-
diren, wohl aber beim Auftreffen auf den Boden, alſo als Granate wirken. Um-
gekehrt wird ein als Granate gedachtes Geſchoß durch den auf die höchſte Diſtanz
geſtellten Shrapnelzünder am Boden liegend zur Exploſion gelangen, wenn der
Granatzünder aus irgend einem Grunde verſagt.

Bei der Büchſenkartätſche wird die Blechbüchſe beim Schuſſe zerriſſen und die
Füllkugeln verlaſſen einzeln das Rohr. Die Wirkung iſt ſchematiſch in Fig. 577 dar-
geſtellt. Außer dieſen Hauptgeſchoſſen kommen noch in Betracht: Die Stahlgranaten,
zur Wirkung gegen beſonders widerſtandsfähige Ziele, und die Sprenggranaten, zur
verſtärkten Minenwirkung.

Erwägt man, daß eine in Feuerlinie entwickelte Batterie, wo ein Geſchütz
vom anderen 20 Schritte entfernt iſt, ein gutes und weithin ſichtbares Ziel für den
Gegner abgiebt, daß weiter das Geſchütz ſammt der Bedienungsmannſchaft ein
unbewegliches Ziel darſtellt, auf welches ſich der Gegner leicht einſchießen kann, ſo
findet man das Beſtreben der Artillerie begreiflich, ihr Feuer aus einer verdeckten
Aufſtellung, alſo ungeſehen, bewerkſtelligen zu können. Das Richten erfordert in
dieſem Falle eine längere Procedur, welche man das »indirecte Richten« nennt.
Das Richten im verticalen Sinne wird hierbei durch den Richtbogen ertheilt. Er
beruht auf dem Principe des Maurerlothes und beſteht aus einem auf einer Platte
montirten Kreisbogen, auf welch letzterem auf einem Sattel eine Libelle verſchiebbar
angeordnet iſt. Am Kreisbogen befindet ſich eine Eintheilung in Schritten, welche
jenem complementären Winkel entſpricht, welcher der Elevation des Rohres für die
betreffende Diſtanz zukommt.

Für das Ertheilen der Richtung im horizontalen Sinne, giebt es mehrere
Methoden, von welchen eine derſelben in der Abbildung, Fig. 579, zur Anſchauung
gebracht iſt. Es wird hier die horizontale Richtung durch Aufſtellen von Richt-
platten, welche von der Batterie mitgeführt werden, markirt und feſtgehalten.

An Feuerarten unterſcheidet man bei der Feldartillerie das Batterie- und
Halbbatteriefeuer, die Batterie- und Halbbatterieſalve, die Ausfeuerlage und endlich
das Einzelfeuer. Beim Batterie- und Halbbatteriefeuer ſchießen die Geſchütze in der
ganzen Batterie oder in der Halbbatterie eines nach dem anderen über Aviſo des
feuerleitenden Officiers. Es iſt dies ein langſames, genau geregeltes Feuer, welches
ſozuſagen die normale Feuerart iſt und ein genaues Beobachten und Corrigiren
zuläßt. Bei der Batterie- und Halbbatterieſalve werden alle Geſchütze der Batterie
oder Halbbatterie auf Commando des betreffenden Officiers abgefeuert. Dieſe Feuer-
art gewährleiſtet einen großen moraliſchen und phyſiſchen Effect beim Beſchießen
von Truppen, einen großen Percuſſionseffect beim Beſchießen von Objecten und
endlich ein genaues Beobachten der Wirkung und des Einſchlagens, wenn beim leb-
haften Feuerkampf das Beobachten des einzelnen Schuſſes unmöglich iſt.

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[724/0800] Erſter Abſchnitt. äußere Einwirkungen beeinflußt wird. Sollte aber aus irgend einem Grunde der tempirte Zeitzünder verſagen, ſo wird dieſes Geſchoß zwar nicht im Fluge explo- diren, wohl aber beim Auftreffen auf den Boden, alſo als Granate wirken. Um- gekehrt wird ein als Granate gedachtes Geſchoß durch den auf die höchſte Diſtanz geſtellten Shrapnelzünder am Boden liegend zur Exploſion gelangen, wenn der Granatzünder aus irgend einem Grunde verſagt. Bei der Büchſenkartätſche wird die Blechbüchſe beim Schuſſe zerriſſen und die Füllkugeln verlaſſen einzeln das Rohr. Die Wirkung iſt ſchematiſch in Fig. 577 dar- geſtellt. Außer dieſen Hauptgeſchoſſen kommen noch in Betracht: Die Stahlgranaten, zur Wirkung gegen beſonders widerſtandsfähige Ziele, und die Sprenggranaten, zur verſtärkten Minenwirkung. Erwägt man, daß eine in Feuerlinie entwickelte Batterie, wo ein Geſchütz vom anderen 20 Schritte entfernt iſt, ein gutes und weithin ſichtbares Ziel für den Gegner abgiebt, daß weiter das Geſchütz ſammt der Bedienungsmannſchaft ein unbewegliches Ziel darſtellt, auf welches ſich der Gegner leicht einſchießen kann, ſo findet man das Beſtreben der Artillerie begreiflich, ihr Feuer aus einer verdeckten Aufſtellung, alſo ungeſehen, bewerkſtelligen zu können. Das Richten erfordert in dieſem Falle eine längere Procedur, welche man das »indirecte Richten« nennt. Das Richten im verticalen Sinne wird hierbei durch den Richtbogen ertheilt. Er beruht auf dem Principe des Maurerlothes und beſteht aus einem auf einer Platte montirten Kreisbogen, auf welch letzterem auf einem Sattel eine Libelle verſchiebbar angeordnet iſt. Am Kreisbogen befindet ſich eine Eintheilung in Schritten, welche jenem complementären Winkel entſpricht, welcher der Elevation des Rohres für die betreffende Diſtanz zukommt. Für das Ertheilen der Richtung im horizontalen Sinne, giebt es mehrere Methoden, von welchen eine derſelben in der Abbildung, Fig. 579, zur Anſchauung gebracht iſt. Es wird hier die horizontale Richtung durch Aufſtellen von Richt- platten, welche von der Batterie mitgeführt werden, markirt und feſtgehalten. An Feuerarten unterſcheidet man bei der Feldartillerie das Batterie- und Halbbatteriefeuer, die Batterie- und Halbbatterieſalve, die Ausfeuerlage und endlich das Einzelfeuer. Beim Batterie- und Halbbatteriefeuer ſchießen die Geſchütze in der ganzen Batterie oder in der Halbbatterie eines nach dem anderen über Aviſo des feuerleitenden Officiers. Es iſt dies ein langſames, genau geregeltes Feuer, welches ſozuſagen die normale Feuerart iſt und ein genaues Beobachten und Corrigiren zuläßt. Bei der Batterie- und Halbbatterieſalve werden alle Geſchütze der Batterie oder Halbbatterie auf Commando des betreffenden Officiers abgefeuert. Dieſe Feuer- art gewährleiſtet einen großen moraliſchen und phyſiſchen Effect beim Beſchießen von Truppen, einen großen Percuſſionseffect beim Beſchießen von Objecten und endlich ein genaues Beobachten der Wirkung und des Einſchlagens, wenn beim leb- haften Feuerkampf das Beobachten des einzelnen Schuſſes unmöglich iſt.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/800>, abgerufen am 22.11.2024.