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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
gleichartigen französischen Geschosses wesentlich dadurch, daß die Sprengladung
im rückwärtigen, die Füllladung im vorderen Theile untergebracht ist (Kammer-
shrapnel); zwischen beiden befindet sich eine lose eiserne Platte, der sogenannte
Stoßspiegel.

Das Rohr des italienischen Gebirgsgeschützes ist massiv aus Hart-
bronze, einem der Stahlbronze ähnlichen Material, erzeugt, mit einem stählernen
Flachkeilverschluß und stählernem Liderungsring. Die Bohrung hat Keilzüge. Die
Lafette ist die nach Engelhardt's System, bei welchem der Rückstoß durch an
passenden Stellen angebrachte elastische Zwischenlager gemildert wird. Die der
Form nach den beiden vorbeschriebenen Systemen gleichenden Lafettenwände sind
aus Stahlblech und dadurch verstärkt, daß die Ränder nach innen umgepreßt sind.
Die Achse ist aus Stahl, die hölzernen Räder haben eiserne Naben mit bronzener
Nabenbüchse. Die bemerkenswerthesten Nebenbestandtheile sind der Lafettenkasten
zur Unterbringung der Requisiten und eine Gabeldeichsel.

Die italienische Gebirgsgeschütz-Granate hat zwei Paare von Führungsringen;
das Shrapnel ist theils das altartige Röhrenshrapnel, theils das neue Diaphragma-
shrapnel. Letztere Anordnung ist bekannt (siehe das österreichische Kammershrapnel).
Bei der ersteren Geschoßgattung durchsetzt eine mit der Sprengladung gefüllte
Messingröhre das Geschoß und sind um diese die aus Bleiantimon hergestellten
Füllgeschosse (im Ganzen 110) gelagert; die Zwischenfüllung besteht aus Colo-
phonium. Das Caliber des italienischen Gebirgsgeschützes ist 7.5 Centimeter.

Zu den bemerkenswerthen Typen von Gebirgsgeschützen zählt ferner dasschweizerische. Bei diesem ist das Rohr massiv aus stahl gegossen, es hat Flach-
keilverschluß mit Broadwall'schen Ringe (aus Stahl) und am Bodenstück einen
Bügel zur Erleichterung des Aufpackens auf die Tragthiere. Die Lafette hat die
mehrbeschriebene Form und besteht aus starkem Stahlblech mit umgepreßten Rändern
(wie beim italienischen Geschütz), die Achse ist aus geschmiedetem Gußstahl erzeugt,
die hölzernen Räder haben bronzene Naben. Außer der Gabeldeichsel sind als
wesentliche Hilfsrequisiten zwei Hebbäume und ein Geschoßsetzer zu erwähnen.

Die Granate ist die Ringgranate, welche vorne durch ein kupfernes Band
verstärkt ist, das Shrapnel ein gußeisernes Kammershrapnel mit stählerner Hülse,
angeschraubter gußeiserner Spitze und gewölbtem Stoßspiegel. An Stelle des kupfernen
Bandes, das zur Verstärkung der Spitze der Granate dient, tritt hier ein eiserner
Wulst. Die Zahl der Füllgeschosse beträgt 110. Das Caliber ist 7.5 Centimeter.

Die Art der Verpackung der Geschützbestandtheile auf die Tragthiere, deren
beim österreichischen Gebirgsgeschütz zwei, bei den übrigen hier besprochenen Sy-
stemen drei benöthigt werden, läßt sich leicht aus den beigegebenen Abbildungen
ersehen. Einen wesentlichen Unterschied zeigt nur die Packungsweise des Rohres
beim österreichisch-ungarischen Geschütz, das quer über den Tragsattel zu liegen
kommt, während es bei den übrigen Systemen der Länge nach gelagert ist; ein
anderer Unterschied ergiebt sich bezüglich der Packungsweise der Lafette beim fran-

Erſter Abſchnitt.
gleichartigen franzöſiſchen Geſchoſſes weſentlich dadurch, daß die Sprengladung
im rückwärtigen, die Füllladung im vorderen Theile untergebracht iſt (Kammer-
ſhrapnel); zwiſchen beiden befindet ſich eine loſe eiſerne Platte, der ſogenannte
Stoßſpiegel.

Das Rohr des italieniſchen Gebirgsgeſchützes iſt maſſiv aus Hart-
bronze, einem der Stahlbronze ähnlichen Material, erzeugt, mit einem ſtählernen
Flachkeilverſchluß und ſtählernem Liderungsring. Die Bohrung hat Keilzüge. Die
Lafette iſt die nach Engelhardt's Syſtem, bei welchem der Rückſtoß durch an
paſſenden Stellen angebrachte elaſtiſche Zwiſchenlager gemildert wird. Die der
Form nach den beiden vorbeſchriebenen Syſtemen gleichenden Lafettenwände ſind
aus Stahlblech und dadurch verſtärkt, daß die Ränder nach innen umgepreßt ſind.
Die Achſe iſt aus Stahl, die hölzernen Räder haben eiſerne Naben mit bronzener
Nabenbüchſe. Die bemerkenswertheſten Nebenbeſtandtheile ſind der Lafettenkaſten
zur Unterbringung der Requiſiten und eine Gabeldeichſel.

Die italieniſche Gebirgsgeſchütz-Granate hat zwei Paare von Führungsringen;
das Shrapnel iſt theils das altartige Röhrenſhrapnel, theils das neue Diaphragma-
ſhrapnel. Letztere Anordnung iſt bekannt (ſiehe das öſterreichiſche Kammerſhrapnel).
Bei der erſteren Geſchoßgattung durchſetzt eine mit der Sprengladung gefüllte
Meſſingröhre das Geſchoß und ſind um dieſe die aus Bleiantimon hergeſtellten
Füllgeſchoſſe (im Ganzen 110) gelagert; die Zwiſchenfüllung beſteht aus Colo-
phonium. Das Caliber des italieniſchen Gebirgsgeſchützes iſt 7‧5 Centimeter.

Zu den bemerkenswerthen Typen von Gebirgsgeſchützen zählt ferner dasſchweizeriſche. Bei dieſem iſt das Rohr maſſiv aus ſtahl gegoſſen, es hat Flach-
keilverſchluß mit Broadwall'ſchen Ringe (aus Stahl) und am Bodenſtück einen
Bügel zur Erleichterung des Aufpackens auf die Tragthiere. Die Lafette hat die
mehrbeſchriebene Form und beſteht aus ſtarkem Stahlblech mit umgepreßten Rändern
(wie beim italieniſchen Geſchütz), die Achſe iſt aus geſchmiedetem Gußſtahl erzeugt,
die hölzernen Räder haben bronzene Naben. Außer der Gabeldeichſel ſind als
weſentliche Hilfsrequiſiten zwei Hebbäume und ein Geſchoßſetzer zu erwähnen.

Die Granate iſt die Ringgranate, welche vorne durch ein kupfernes Band
verſtärkt iſt, das Shrapnel ein gußeiſernes Kammerſhrapnel mit ſtählerner Hülſe,
angeſchraubter gußeiſerner Spitze und gewölbtem Stoßſpiegel. An Stelle des kupfernen
Bandes, das zur Verſtärkung der Spitze der Granate dient, tritt hier ein eiſerner
Wulſt. Die Zahl der Füllgeſchoſſe beträgt 110. Das Caliber iſt 7‧5 Centimeter.

Die Art der Verpackung der Geſchützbeſtandtheile auf die Tragthiere, deren
beim öſterreichiſchen Gebirgsgeſchütz zwei, bei den übrigen hier beſprochenen Sy-
ſtemen drei benöthigt werden, läßt ſich leicht aus den beigegebenen Abbildungen
erſehen. Einen weſentlichen Unterſchied zeigt nur die Packungsweiſe des Rohres
beim öſterreichiſch-ungariſchen Geſchütz, das quer über den Tragſattel zu liegen
kommt, während es bei den übrigen Syſtemen der Länge nach gelagert iſt; ein
anderer Unterſchied ergiebt ſich bezüglich der Packungsweiſe der Lafette beim fran-

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[718/0794] Erſter Abſchnitt. gleichartigen franzöſiſchen Geſchoſſes weſentlich dadurch, daß die Sprengladung im rückwärtigen, die Füllladung im vorderen Theile untergebracht iſt (Kammer- ſhrapnel); zwiſchen beiden befindet ſich eine loſe eiſerne Platte, der ſogenannte Stoßſpiegel. Das Rohr des italieniſchen Gebirgsgeſchützes iſt maſſiv aus Hart- bronze, einem der Stahlbronze ähnlichen Material, erzeugt, mit einem ſtählernen Flachkeilverſchluß und ſtählernem Liderungsring. Die Bohrung hat Keilzüge. Die Lafette iſt die nach Engelhardt's Syſtem, bei welchem der Rückſtoß durch an paſſenden Stellen angebrachte elaſtiſche Zwiſchenlager gemildert wird. Die der Form nach den beiden vorbeſchriebenen Syſtemen gleichenden Lafettenwände ſind aus Stahlblech und dadurch verſtärkt, daß die Ränder nach innen umgepreßt ſind. Die Achſe iſt aus Stahl, die hölzernen Räder haben eiſerne Naben mit bronzener Nabenbüchſe. Die bemerkenswertheſten Nebenbeſtandtheile ſind der Lafettenkaſten zur Unterbringung der Requiſiten und eine Gabeldeichſel. Die italieniſche Gebirgsgeſchütz-Granate hat zwei Paare von Führungsringen; das Shrapnel iſt theils das altartige Röhrenſhrapnel, theils das neue Diaphragma- ſhrapnel. Letztere Anordnung iſt bekannt (ſiehe das öſterreichiſche Kammerſhrapnel). Bei der erſteren Geſchoßgattung durchſetzt eine mit der Sprengladung gefüllte Meſſingröhre das Geſchoß und ſind um dieſe die aus Bleiantimon hergeſtellten Füllgeſchoſſe (im Ganzen 110) gelagert; die Zwiſchenfüllung beſteht aus Colo- phonium. Das Caliber des italieniſchen Gebirgsgeſchützes iſt 7‧5 Centimeter. Zu den bemerkenswerthen Typen von Gebirgsgeſchützen zählt ferner dasſchweizeriſche. Bei dieſem iſt das Rohr maſſiv aus ſtahl gegoſſen, es hat Flach- keilverſchluß mit Broadwall'ſchen Ringe (aus Stahl) und am Bodenſtück einen Bügel zur Erleichterung des Aufpackens auf die Tragthiere. Die Lafette hat die mehrbeſchriebene Form und beſteht aus ſtarkem Stahlblech mit umgepreßten Rändern (wie beim italieniſchen Geſchütz), die Achſe iſt aus geſchmiedetem Gußſtahl erzeugt, die hölzernen Räder haben bronzene Naben. Außer der Gabeldeichſel ſind als weſentliche Hilfsrequiſiten zwei Hebbäume und ein Geſchoßſetzer zu erwähnen. Die Granate iſt die Ringgranate, welche vorne durch ein kupfernes Band verſtärkt iſt, das Shrapnel ein gußeiſernes Kammerſhrapnel mit ſtählerner Hülſe, angeſchraubter gußeiſerner Spitze und gewölbtem Stoßſpiegel. An Stelle des kupfernen Bandes, das zur Verſtärkung der Spitze der Granate dient, tritt hier ein eiſerner Wulſt. Die Zahl der Füllgeſchoſſe beträgt 110. Das Caliber iſt 7‧5 Centimeter. Die Art der Verpackung der Geſchützbeſtandtheile auf die Tragthiere, deren beim öſterreichiſchen Gebirgsgeſchütz zwei, bei den übrigen hier beſprochenen Sy- ſtemen drei benöthigt werden, läßt ſich leicht aus den beigegebenen Abbildungen erſehen. Einen weſentlichen Unterſchied zeigt nur die Packungsweiſe des Rohres beim öſterreichiſch-ungariſchen Geſchütz, das quer über den Tragſattel zu liegen kommt, während es bei den übrigen Syſtemen der Länge nach gelagert iſt; ein anderer Unterſchied ergiebt ſich bezüglich der Packungsweiſe der Lafette beim fran-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/794>, abgerufen am 22.11.2024.