so daß man das Ziel sofort wieder anvisiren kann. Die Resultate, welche das Nobel'sche Pulver auf dem Schießplatze des Krupp'schen Etablissements zu Meppen bei der Verwendung in Geschützen jeden Calibers lieferte, waren so glänzend und überraschend ausgefallen, daß sich dieses Präparat für Kriegszwecke Eingang zu ver- schaffen vermochte. Die beigefügten Abbildungen (Fig. 544 und 545) veranschaulichen den Unterschied, welcher beim Schusse mit gewöhnlichem Schwarz- und dem neuen rauchschwachen Pulver sich ergiebt.
Die Arbeitsleistung des Nobel'schen Schießpulvers ist dreimal so groß wie die des Schwarzpulvers, und man kann daher, um die gleiche Anfangsgeschwindigkeit zu erhalten, im Gewichte der Ladung ganz bedeutend herabgehen. Vergleicht man in dieser Beziehung die Leistungsfähigkeit des Schwarzpulvers und des Nobel- pulvers, so ergeben sich aus den Schießversuchen die aus der beigegebenen Tabelle zu entnehmenden Zahlen, welche ein Bild geben über die Größe der Gasspannung und Ladung bei angestrebter gleicher Anfangsgeschwindigkeit.
[Tabelle]
Ein in England in Anwendung stehendes Präparat, welches ebenfalls in die Classe der Nitroglycerinpulver gerechnet werden muß, ist das Cordit. Die leitende Idee für dieses Präparat war, höher nitrirte Nitrocellulose dem Nitro- glycerin einzuverleiben, als dies beim Nobel'schen Pulver der Fall ist. Da die höheren Nitrostufen der Baumwolle in Nitroglycerin nicht löslich sind, half sich der Erfinder in der Weise, daß er Schießwolle in Aceton gelatinirte und die er- haltene Gelatine dem Nitroglycerin einverleibte. Die plastische Masse wird gegen Siebplatten gedrückt und die resultirenden Fäden erhalten durch Abschneiden die erforderlichen Längendimensionen. Die Querschnittsdimensionen können durch ver- schieden große Sieböffnungen variirt werden. Ein Büschel von bestimmtem Gewichte dient dann als Ladung für Gewehre oder Geschütze.
Bei den Versuchen mit dem Nobel'schen Pulver machte man die hochwichtige Erfahrung, daß man in der Würfelgröße ein vorzügliches Mittel besitze, die Geschütz- ladungen so zu regeln, daß bei dem relativ kleinsten Gasdruck die größte Anfangs- geschwindigkeit erzielt wird. Die Würfel brennen im Rohre an allen Flächen gleich- mäßig ab, so daß ein kleiner Würfel übrig bleibt, wenn die Körner zu groß
Erſter Abſchnitt.
ſo daß man das Ziel ſofort wieder anviſiren kann. Die Reſultate, welche das Nobel'ſche Pulver auf dem Schießplatze des Krupp'ſchen Etabliſſements zu Meppen bei der Verwendung in Geſchützen jeden Calibers lieferte, waren ſo glänzend und überraſchend ausgefallen, daß ſich dieſes Präparat für Kriegszwecke Eingang zu ver- ſchaffen vermochte. Die beigefügten Abbildungen (Fig. 544 und 545) veranſchaulichen den Unterſchied, welcher beim Schuſſe mit gewöhnlichem Schwarz- und dem neuen rauchſchwachen Pulver ſich ergiebt.
Die Arbeitsleiſtung des Nobel'ſchen Schießpulvers iſt dreimal ſo groß wie die des Schwarzpulvers, und man kann daher, um die gleiche Anfangsgeſchwindigkeit zu erhalten, im Gewichte der Ladung ganz bedeutend herabgehen. Vergleicht man in dieſer Beziehung die Leiſtungsfähigkeit des Schwarzpulvers und des Nobel- pulvers, ſo ergeben ſich aus den Schießverſuchen die aus der beigegebenen Tabelle zu entnehmenden Zahlen, welche ein Bild geben über die Größe der Gasſpannung und Ladung bei angeſtrebter gleicher Anfangsgeſchwindigkeit.
[Tabelle]
Ein in England in Anwendung ſtehendes Präparat, welches ebenfalls in die Claſſe der Nitroglycerinpulver gerechnet werden muß, iſt das Cordit. Die leitende Idee für dieſes Präparat war, höher nitrirte Nitrocelluloſe dem Nitro- glycerin einzuverleiben, als dies beim Nobel'ſchen Pulver der Fall iſt. Da die höheren Nitroſtufen der Baumwolle in Nitroglycerin nicht löslich ſind, half ſich der Erfinder in der Weiſe, daß er Schießwolle in Aceton gelatinirte und die er- haltene Gelatine dem Nitroglycerin einverleibte. Die plaſtiſche Maſſe wird gegen Siebplatten gedrückt und die reſultirenden Fäden erhalten durch Abſchneiden die erforderlichen Längendimenſionen. Die Querſchnittsdimenſionen können durch ver- ſchieden große Sieböffnungen variirt werden. Ein Büſchel von beſtimmtem Gewichte dient dann als Ladung für Gewehre oder Geſchütze.
Bei den Verſuchen mit dem Nobel'ſchen Pulver machte man die hochwichtige Erfahrung, daß man in der Würfelgröße ein vorzügliches Mittel beſitze, die Geſchütz- ladungen ſo zu regeln, daß bei dem relativ kleinſten Gasdruck die größte Anfangs- geſchwindigkeit erzielt wird. Die Würfel brennen im Rohre an allen Flächen gleich- mäßig ab, ſo daß ein kleiner Würfel übrig bleibt, wenn die Körner zu groß
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Erſter Abſchnitt.
ſo daß man das Ziel ſofort wieder anviſiren kann. Die Reſultate, welche das
Nobel'ſche Pulver auf dem Schießplatze des Krupp'ſchen Etabliſſements zu Meppen
bei der Verwendung in Geſchützen jeden Calibers lieferte, waren ſo glänzend und
überraſchend ausgefallen, daß ſich dieſes Präparat für Kriegszwecke Eingang zu ver-
ſchaffen vermochte. Die beigefügten Abbildungen (Fig. 544 und 545) veranſchaulichen
den Unterſchied, welcher beim Schuſſe mit gewöhnlichem Schwarz- und dem neuen
rauchſchwachen Pulver ſich ergiebt.
Die Arbeitsleiſtung des Nobel'ſchen Schießpulvers iſt dreimal ſo groß wie
die des Schwarzpulvers, und man kann daher, um die gleiche Anfangsgeſchwindigkeit
zu erhalten, im Gewichte der Ladung ganz bedeutend herabgehen. Vergleicht man
in dieſer Beziehung die Leiſtungsfähigkeit des Schwarzpulvers und des Nobel-
pulvers, ſo ergeben ſich aus den Schießverſuchen die aus der beigegebenen Tabelle
zu entnehmenden Zahlen, welche ein Bild geben über die Größe der Gasſpannung
und Ladung bei angeſtrebter gleicher Anfangsgeſchwindigkeit.
Ein in England in Anwendung ſtehendes Präparat, welches ebenfalls in
die Claſſe der Nitroglycerinpulver gerechnet werden muß, iſt das Cordit. Die
leitende Idee für dieſes Präparat war, höher nitrirte Nitrocelluloſe dem Nitro-
glycerin einzuverleiben, als dies beim Nobel'ſchen Pulver der Fall iſt. Da die
höheren Nitroſtufen der Baumwolle in Nitroglycerin nicht löslich ſind, half ſich
der Erfinder in der Weiſe, daß er Schießwolle in Aceton gelatinirte und die er-
haltene Gelatine dem Nitroglycerin einverleibte. Die plaſtiſche Maſſe wird gegen
Siebplatten gedrückt und die reſultirenden Fäden erhalten durch Abſchneiden die
erforderlichen Längendimenſionen. Die Querſchnittsdimenſionen können durch ver-
ſchieden große Sieböffnungen variirt werden. Ein Büſchel von beſtimmtem Gewichte
dient dann als Ladung für Gewehre oder Geſchütze.
Bei den Verſuchen mit dem Nobel'ſchen Pulver machte man die hochwichtige
Erfahrung, daß man in der Würfelgröße ein vorzügliches Mittel beſitze, die Geſchütz-
ladungen ſo zu regeln, daß bei dem relativ kleinſten Gasdruck die größte Anfangs-
geſchwindigkeit erzielt wird. Die Würfel brennen im Rohre an allen Flächen gleich-
mäßig ab, ſo daß ein kleiner Würfel übrig bleibt, wenn die Körner zu groß
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/766>, abgerufen am 22.11.2024.
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