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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Das Geschützwesen.

Von allen diesen Präparaten haben sich für Kriegszwecke nur zwei bewährt:
das Nitrocellulosepulver und das Nitroglycerinpulver. Die Verwendung
der Nitrocellulose zur Erzeugung rauchschwacher Pulver gründet sich auf deren
Eigenschaft, mit Aceton, Essigäther u. s. w. gelatinöse Massen zu bilden, welche
vermöge ihrer Plasticität jede gewünschte Formgebung gestatten, wodurch man im
Stande ist, Körperchen, welche die Korn-, Stängelchen-, Scheibchen- oder Blättchen-
form besitzen, herzustellen. Aus diesen Theilchen wird durch gelindes Erwärmen
das Gelatinirungsmittel entfernt, wodurch die einzelnen Aggregate eine hornartige
Härte und Festigkeit erhalten, so daß sie äußeren Einflüssen und mechanischen Ein-
wirkungen in genügendem Grade zu widerstehen vermögen und nur eine so geringe
Brisanz besitzen, daß man dieses Präparat für Schußzwecke in Anwendung
bringen kann.

[Abbildung] Fig. 543.

Amerikanisches rauchschwaches Pulver.

Das Nitroglycerinpulver rührt von dem Sprengstofftechniker Alfred Nobel
her. Der Grundgedanke der Verwendung des Nitroglycerins für rauchschwaches
Pulver war für Nobel die Sprenggelatine. Der Erfinder versuchte, dem Nitro-
glycerin größere Quantitäten Nitrocellulose einzuverleiben und fand, daß bei einem
Procentsatze von circa 50 bis 60 Procent Nitrocellulose ein Präparat resultire,
welches seiner geringen Brisanz wegen und mit Rücksicht auf seine sonstigen
vorzüglichen Eigenschaften als Schießpräparat fungiren könne. Das Nobel'sche
Pulver besitzt eine gelbliche Farbe und die Consistenz von Kautschuk, so daß es
sich mit dem Messer schneiden läßt. Die Explosionsproducte sind beim Gewehrfeuer
sehr wenig, bei größeren Ladungen der Kanonen etwas mehr sichtbar, und werden
(wie es beim Schusse mit Nitrocellulosepulver der Fall ist) durch Condensation des
Wasserdampfes beim Verlassen des Rohres und andere unbekannte chemische Ver-
bindungen hervorgerufen. Diese "Rauch"-Wölkchen verschwinden indeß sehr schnell,

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Das Geſchützweſen.

Von allen dieſen Präparaten haben ſich für Kriegszwecke nur zwei bewährt:
das Nitrocelluloſepulver und das Nitroglycerinpulver. Die Verwendung
der Nitrocelluloſe zur Erzeugung rauchſchwacher Pulver gründet ſich auf deren
Eigenſchaft, mit Aceton, Eſſigäther u. ſ. w. gelatinöſe Maſſen zu bilden, welche
vermöge ihrer Plaſticität jede gewünſchte Formgebung geſtatten, wodurch man im
Stande iſt, Körperchen, welche die Korn-, Stängelchen-, Scheibchen- oder Blättchen-
form beſitzen, herzuſtellen. Aus dieſen Theilchen wird durch gelindes Erwärmen
das Gelatinirungsmittel entfernt, wodurch die einzelnen Aggregate eine hornartige
Härte und Feſtigkeit erhalten, ſo daß ſie äußeren Einflüſſen und mechaniſchen Ein-
wirkungen in genügendem Grade zu widerſtehen vermögen und nur eine ſo geringe
Briſanz beſitzen, daß man dieſes Präparat für Schußzwecke in Anwendung
bringen kann.

[Abbildung] Fig. 543.

Amerikaniſches rauchſchwaches Pulver.

Das Nitroglycerinpulver rührt von dem Sprengſtofftechniker Alfred Nobel
her. Der Grundgedanke der Verwendung des Nitroglycerins für rauchſchwaches
Pulver war für Nobel die Sprenggelatine. Der Erfinder verſuchte, dem Nitro-
glycerin größere Quantitäten Nitrocelluloſe einzuverleiben und fand, daß bei einem
Procentſatze von circa 50 bis 60 Procent Nitrocelluloſe ein Präparat reſultire,
welches ſeiner geringen Briſanz wegen und mit Rückſicht auf ſeine ſonſtigen
vorzüglichen Eigenſchaften als Schießpräparat fungiren könne. Das Nobel'ſche
Pulver beſitzt eine gelbliche Farbe und die Conſiſtenz von Kautſchuk, ſo daß es
ſich mit dem Meſſer ſchneiden läßt. Die Exploſionsproducte ſind beim Gewehrfeuer
ſehr wenig, bei größeren Ladungen der Kanonen etwas mehr ſichtbar, und werden
(wie es beim Schuſſe mit Nitrocelluloſepulver der Fall iſt) durch Condenſation des
Waſſerdampfes beim Verlaſſen des Rohres und andere unbekannte chemiſche Ver-
bindungen hervorgerufen. Dieſe »Rauch«-Wölkchen verſchwinden indeß ſehr ſchnell,

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[691/0765] Das Geſchützweſen. Von allen dieſen Präparaten haben ſich für Kriegszwecke nur zwei bewährt: das Nitrocelluloſepulver und das Nitroglycerinpulver. Die Verwendung der Nitrocelluloſe zur Erzeugung rauchſchwacher Pulver gründet ſich auf deren Eigenſchaft, mit Aceton, Eſſigäther u. ſ. w. gelatinöſe Maſſen zu bilden, welche vermöge ihrer Plaſticität jede gewünſchte Formgebung geſtatten, wodurch man im Stande iſt, Körperchen, welche die Korn-, Stängelchen-, Scheibchen- oder Blättchen- form beſitzen, herzuſtellen. Aus dieſen Theilchen wird durch gelindes Erwärmen das Gelatinirungsmittel entfernt, wodurch die einzelnen Aggregate eine hornartige Härte und Feſtigkeit erhalten, ſo daß ſie äußeren Einflüſſen und mechaniſchen Ein- wirkungen in genügendem Grade zu widerſtehen vermögen und nur eine ſo geringe Briſanz beſitzen, daß man dieſes Präparat für Schußzwecke in Anwendung bringen kann. [Abbildung Fig. 543. Amerikaniſches rauchſchwaches Pulver.] Das Nitroglycerinpulver rührt von dem Sprengſtofftechniker Alfred Nobel her. Der Grundgedanke der Verwendung des Nitroglycerins für rauchſchwaches Pulver war für Nobel die Sprenggelatine. Der Erfinder verſuchte, dem Nitro- glycerin größere Quantitäten Nitrocelluloſe einzuverleiben und fand, daß bei einem Procentſatze von circa 50 bis 60 Procent Nitrocelluloſe ein Präparat reſultire, welches ſeiner geringen Briſanz wegen und mit Rückſicht auf ſeine ſonſtigen vorzüglichen Eigenſchaften als Schießpräparat fungiren könne. Das Nobel'ſche Pulver beſitzt eine gelbliche Farbe und die Conſiſtenz von Kautſchuk, ſo daß es ſich mit dem Meſſer ſchneiden läßt. Die Exploſionsproducte ſind beim Gewehrfeuer ſehr wenig, bei größeren Ladungen der Kanonen etwas mehr ſichtbar, und werden (wie es beim Schuſſe mit Nitrocelluloſepulver der Fall iſt) durch Condenſation des Waſſerdampfes beim Verlaſſen des Rohres und andere unbekannte chemiſche Ver- bindungen hervorgerufen. Dieſe »Rauch«-Wölkchen verſchwinden indeß ſehr ſchnell, 44*

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/765>, abgerufen am 22.11.2024.