nur muß beim "Ausschleusen" -- genau so wie bei dem gleichen Vorgange in den Caissons der Pfeilerfundirungen bei Brückenbauten -- erhöhte Vorsicht beobachtet werden. Ein Telephon verbindet die Taucherabtheilung mit dem Arbeitsraum zum Austausche von Mittheilungen, Requiriren von Werkzeugen und Behelfen, so daß die Taucherabtheilung eine förmliche Werkstätte darstellt.
Das Häuschen auf der Oberseite des Deckes schließt, wie bereits erwähnt, das Steuer ein und dient außerdem als Auslug, wobei ein am Vordertheile des Bootes angebrachter elektrischer Reflector in Wirksamkeit tritt. Vier starke Glas- scheiben verschließen während der Fahrt unter Wasser die ovalen Oeffnungen, welche am Steuerhäuschen angebracht sind. Der Eintritt in das Innere des Bootes erfolgt durch ein Mannloch auf Deck, das wasserdicht verschlossen wird, wenn das Untertauchen stattfindet. Zum Fortbewegen auf dem Meeresgrunde hat der Con-
[Abbildung]
Fig. 535.
Längsschnitt durch Holland's unterseeisches Boot.
structeur Räder vorgesehen, deren Werth problematischer Natur ist, da ein völlig ebener Meeresboden fast nie vorgefunden wird. Die Räder befinden sich theils am Kiele -- es sind dies die kleineren, an ihrem Umfange mit Kerben versehenen -- theils seitlich des Bootskörpers, und zwar an dessen Vordertheile; ein kleineres Rad, gewissermaßen als Steuervorrichtung, ist unterhalb der Schraube angeordnet. Zur Regulirung der Tauchungstiefen wird, wie bei allen submarinen Booten, der Wasserballast gewechselt; die Auftriebsfähigkeit wird durch Hohlhaltung des Kieles unterstützt. Zwei Anker, welche in entsprechenden Höhlungen an der Außenseite des Schiffes geborgen sind, dienen zur Fixirung des Fahrzeuges in der einzuhaltenden Tiefe, beziehungsweise zum Festmachen am Wrack, Felsen oder dergleichen.
Bieten die submarinen Boote nach Goubet II und Lake die geschilderten Eigenschaften und Vortheile, so haben andererseits die im Jahre 1898 im Hafen von New-York angestellten Versuche mit einem neuen Typ solcher Fahrzeuge, der nach seinem Constructeur John Holland benannt ist, sehr berechtigte Hoffnungen auf volles Gelingen erweckt. Die fragliche Construction ist keineswegs fertig dem Kopfe des Erfinders entsprungen, sondern ist das Ergebniß zwanzigjähriger Studien und Versuche. Wenn sich die Erwartungen, welche man an dieses Fahrzeug knüpft,
Die ſubmarinen Kampfmittel.
nur muß beim »Ausſchleuſen« — genau ſo wie bei dem gleichen Vorgange in den Caiſſons der Pfeilerfundirungen bei Brückenbauten — erhöhte Vorſicht beobachtet werden. Ein Telephon verbindet die Taucherabtheilung mit dem Arbeitsraum zum Austauſche von Mittheilungen, Requiriren von Werkzeugen und Behelfen, ſo daß die Taucherabtheilung eine förmliche Werkſtätte darſtellt.
Das Häuſchen auf der Oberſeite des Deckes ſchließt, wie bereits erwähnt, das Steuer ein und dient außerdem als Auslug, wobei ein am Vordertheile des Bootes angebrachter elektriſcher Reflector in Wirkſamkeit tritt. Vier ſtarke Glas- ſcheiben verſchließen während der Fahrt unter Waſſer die ovalen Oeffnungen, welche am Steuerhäuſchen angebracht ſind. Der Eintritt in das Innere des Bootes erfolgt durch ein Mannloch auf Deck, das waſſerdicht verſchloſſen wird, wenn das Untertauchen ſtattfindet. Zum Fortbewegen auf dem Meeresgrunde hat der Con-
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Fig. 535.
Längsſchnitt durch Holland's unterſeeiſches Boot.
ſtructeur Räder vorgeſehen, deren Werth problematiſcher Natur iſt, da ein völlig ebener Meeresboden faſt nie vorgefunden wird. Die Räder befinden ſich theils am Kiele — es ſind dies die kleineren, an ihrem Umfange mit Kerben verſehenen — theils ſeitlich des Bootskörpers, und zwar an deſſen Vordertheile; ein kleineres Rad, gewiſſermaßen als Steuervorrichtung, iſt unterhalb der Schraube angeordnet. Zur Regulirung der Tauchungstiefen wird, wie bei allen ſubmarinen Booten, der Waſſerballaſt gewechſelt; die Auftriebsfähigkeit wird durch Hohlhaltung des Kieles unterſtützt. Zwei Anker, welche in entſprechenden Höhlungen an der Außenſeite des Schiffes geborgen ſind, dienen zur Fixirung des Fahrzeuges in der einzuhaltenden Tiefe, beziehungsweiſe zum Feſtmachen am Wrack, Felſen oder dergleichen.
Bieten die ſubmarinen Boote nach Goubet II und Lake die geſchilderten Eigenſchaften und Vortheile, ſo haben andererſeits die im Jahre 1898 im Hafen von New-York angeſtellten Verſuche mit einem neuen Typ ſolcher Fahrzeuge, der nach ſeinem Conſtructeur John Holland benannt iſt, ſehr berechtigte Hoffnungen auf volles Gelingen erweckt. Die fragliche Conſtruction iſt keineswegs fertig dem Kopfe des Erfinders entſprungen, ſondern iſt das Ergebniß zwanzigjähriger Studien und Verſuche. Wenn ſich die Erwartungen, welche man an dieſes Fahrzeug knüpft,
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Die ſubmarinen Kampfmittel.
nur muß beim »Ausſchleuſen« — genau ſo wie bei dem gleichen Vorgange in den
Caiſſons der Pfeilerfundirungen bei Brückenbauten — erhöhte Vorſicht beobachtet
werden. Ein Telephon verbindet die Taucherabtheilung mit dem Arbeitsraum zum
Austauſche von Mittheilungen, Requiriren von Werkzeugen und Behelfen, ſo daß
die Taucherabtheilung eine förmliche Werkſtätte darſtellt.
Das Häuſchen auf der Oberſeite des Deckes ſchließt, wie bereits erwähnt,
das Steuer ein und dient außerdem als Auslug, wobei ein am Vordertheile des
Bootes angebrachter elektriſcher Reflector in Wirkſamkeit tritt. Vier ſtarke Glas-
ſcheiben verſchließen während der Fahrt unter Waſſer die ovalen Oeffnungen,
welche am Steuerhäuſchen angebracht ſind. Der Eintritt in das Innere des Bootes
erfolgt durch ein Mannloch auf Deck, das waſſerdicht verſchloſſen wird, wenn das
Untertauchen ſtattfindet. Zum Fortbewegen auf dem Meeresgrunde hat der Con-
[Abbildung Fig. 535. Längsſchnitt durch Holland's unterſeeiſches Boot.]
ſtructeur Räder vorgeſehen, deren Werth problematiſcher Natur iſt, da ein völlig
ebener Meeresboden faſt nie vorgefunden wird. Die Räder befinden ſich theils am
Kiele — es ſind dies die kleineren, an ihrem Umfange mit Kerben verſehenen —
theils ſeitlich des Bootskörpers, und zwar an deſſen Vordertheile; ein kleineres
Rad, gewiſſermaßen als Steuervorrichtung, iſt unterhalb der Schraube angeordnet.
Zur Regulirung der Tauchungstiefen wird, wie bei allen ſubmarinen Booten, der
Waſſerballaſt gewechſelt; die Auftriebsfähigkeit wird durch Hohlhaltung des Kieles
unterſtützt. Zwei Anker, welche in entſprechenden Höhlungen an der Außenſeite des
Schiffes geborgen ſind, dienen zur Fixirung des Fahrzeuges in der einzuhaltenden
Tiefe, beziehungsweiſe zum Feſtmachen am Wrack, Felſen oder dergleichen.
Bieten die ſubmarinen Boote nach Goubet II und Lake die geſchilderten
Eigenſchaften und Vortheile, ſo haben andererſeits die im Jahre 1898 im Hafen
von New-York angeſtellten Verſuche mit einem neuen Typ ſolcher Fahrzeuge, der
nach ſeinem Conſtructeur John Holland benannt iſt, ſehr berechtigte Hoffnungen
auf volles Gelingen erweckt. Die fragliche Conſtruction iſt keineswegs fertig dem
Kopfe des Erfinders entſprungen, ſondern iſt das Ergebniß zwanzigjähriger Studien
und Verſuche. Wenn ſich die Erwartungen, welche man an dieſes Fahrzeug knüpft,
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/751>, abgerufen am 22.11.2024.
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