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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.

Der Schiffskörper des Lake'schen Bootes hat ungefähr die Form der bis-
herigen submarinen Fahrzeuge; es ist 11 Meter lang und mißt 3 Meter im Durch-
messer. Um dem enormen Drucke in einer Tauchungstiefe von etwa 50 Meter
zu widerstehen, ist der Schiffsrumpf sehr stark dimensionirt und mit Innen-
verstärkungen versehen. Die Plattform liegt über Rahmen und Winkeleisen von
8 Centimeter Dicke. Mehrere Scheidewände trennen den Innenraum in vier Ab-
theilungen; in einem derselben befinden sich die Maschinen, im zweiten die Licht-
reservoirs, im dritten -- die "Schleuse" genannt -- sind die Taucher untergebracht,
während die vierte Abtheilung das Steuer- und Observationshäuschen einschließt.
Der Raum für die Maschinen und deren Bedienungsmannschaft ist der größte, da
er ungefähr zwei Drittel der Länge des Bootes einnimmt. Als Motor ist eine
Gasolinmaschine installirt, welche im Vereine mit einem Dynamo der Propellerwelle
den Antrieb giebt. Die Gasolinmaschine wird nur dann in Betrieb gesetzt, wenn

[Abbildung] Fig. 531.

Lake's unterseeisches Boot. (Längenschnitt.)

das Boot über Wasser fährt, während die Dynamomaschine bei Fahrten und
Manövern unter Wasser in Thätigkeit tritt. Für den Elektromotor liefern zwei
Gruppen von Accumulatoren in den Seitenwänden des Bootskörpers den erforder-
lichen Strom, der bei Fahrt über Wasser durch die Gasolinmaschine erzeugt und
accumulirt wird.

Die Arbeitsabtheilung hat Raum für sechs Mann; in demselben befindet sich
die Pumpe, welche den Luftvorrath in die Reservoirs preßt. Aus diesen Luftspeichern
wird die zum Athmen erforderliche Luft während der Fahrt unter Wasser, sowie
für die Taucher entnommen, sobald letztere das Boot verlassen und auf dem
Meeresgrunde ihre Arbeiten verrichten. Befindet sich jedoch das Boot in nur
mäßiger Tiefe, so erfolgt der Ersatz für verbrauchte Athmungsluft durch zwei bis
zur Oberfläche des Wassers reichende Schläuche, deren Saugschalen gegen Be-
schädigung durch vorüberfahrende Schiffe mittelst Fähnchen gekennzeichnet sind und
überdies alle Bewegungen des Bootes markiren. In größeren Tauchungstiefen
werden die Saugschalen der Luftschläuche geschlossen und erfolgt die Zuführung

Dritter Abſchnitt.

Der Schiffskörper des Lake'ſchen Bootes hat ungefähr die Form der bis-
herigen ſubmarinen Fahrzeuge; es iſt 11 Meter lang und mißt 3 Meter im Durch-
meſſer. Um dem enormen Drucke in einer Tauchungstiefe von etwa 50 Meter
zu widerſtehen, iſt der Schiffsrumpf ſehr ſtark dimenſionirt und mit Innen-
verſtärkungen verſehen. Die Plattform liegt über Rahmen und Winkeleiſen von
8 Centimeter Dicke. Mehrere Scheidewände trennen den Innenraum in vier Ab-
theilungen; in einem derſelben befinden ſich die Maſchinen, im zweiten die Licht-
reſervoirs, im dritten — die »Schleuſe« genannt — ſind die Taucher untergebracht,
während die vierte Abtheilung das Steuer- und Obſervationshäuschen einſchließt.
Der Raum für die Maſchinen und deren Bedienungsmannſchaft iſt der größte, da
er ungefähr zwei Drittel der Länge des Bootes einnimmt. Als Motor iſt eine
Gaſolinmaſchine inſtallirt, welche im Vereine mit einem Dynamo der Propellerwelle
den Antrieb giebt. Die Gaſolinmaſchine wird nur dann in Betrieb geſetzt, wenn

[Abbildung] Fig. 531.

Lake's unterſeeiſches Boot. (Längenſchnitt.)

das Boot über Waſſer fährt, während die Dynamomaſchine bei Fahrten und
Manövern unter Waſſer in Thätigkeit tritt. Für den Elektromotor liefern zwei
Gruppen von Accumulatoren in den Seitenwänden des Bootskörpers den erforder-
lichen Strom, der bei Fahrt über Waſſer durch die Gaſolinmaſchine erzeugt und
accumulirt wird.

Die Arbeitsabtheilung hat Raum für ſechs Mann; in demſelben befindet ſich
die Pumpe, welche den Luftvorrath in die Reſervoirs preßt. Aus dieſen Luftſpeichern
wird die zum Athmen erforderliche Luft während der Fahrt unter Waſſer, ſowie
für die Taucher entnommen, ſobald letztere das Boot verlaſſen und auf dem
Meeresgrunde ihre Arbeiten verrichten. Befindet ſich jedoch das Boot in nur
mäßiger Tiefe, ſo erfolgt der Erſatz für verbrauchte Athmungsluft durch zwei bis
zur Oberfläche des Waſſers reichende Schläuche, deren Saugſchalen gegen Be-
ſchädigung durch vorüberfahrende Schiffe mittelſt Fähnchen gekennzeichnet ſind und
überdies alle Bewegungen des Bootes markiren. In größeren Tauchungstiefen
werden die Saugſchalen der Luftſchläuche geſchloſſen und erfolgt die Zuführung

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[674/0748] Dritter Abſchnitt. Der Schiffskörper des Lake'ſchen Bootes hat ungefähr die Form der bis- herigen ſubmarinen Fahrzeuge; es iſt 11 Meter lang und mißt 3 Meter im Durch- meſſer. Um dem enormen Drucke in einer Tauchungstiefe von etwa 50 Meter zu widerſtehen, iſt der Schiffsrumpf ſehr ſtark dimenſionirt und mit Innen- verſtärkungen verſehen. Die Plattform liegt über Rahmen und Winkeleiſen von 8 Centimeter Dicke. Mehrere Scheidewände trennen den Innenraum in vier Ab- theilungen; in einem derſelben befinden ſich die Maſchinen, im zweiten die Licht- reſervoirs, im dritten — die »Schleuſe« genannt — ſind die Taucher untergebracht, während die vierte Abtheilung das Steuer- und Obſervationshäuschen einſchließt. Der Raum für die Maſchinen und deren Bedienungsmannſchaft iſt der größte, da er ungefähr zwei Drittel der Länge des Bootes einnimmt. Als Motor iſt eine Gaſolinmaſchine inſtallirt, welche im Vereine mit einem Dynamo der Propellerwelle den Antrieb giebt. Die Gaſolinmaſchine wird nur dann in Betrieb geſetzt, wenn [Abbildung Fig. 531. Lake's unterſeeiſches Boot. (Längenſchnitt.)] das Boot über Waſſer fährt, während die Dynamomaſchine bei Fahrten und Manövern unter Waſſer in Thätigkeit tritt. Für den Elektromotor liefern zwei Gruppen von Accumulatoren in den Seitenwänden des Bootskörpers den erforder- lichen Strom, der bei Fahrt über Waſſer durch die Gaſolinmaſchine erzeugt und accumulirt wird. Die Arbeitsabtheilung hat Raum für ſechs Mann; in demſelben befindet ſich die Pumpe, welche den Luftvorrath in die Reſervoirs preßt. Aus dieſen Luftſpeichern wird die zum Athmen erforderliche Luft während der Fahrt unter Waſſer, ſowie für die Taucher entnommen, ſobald letztere das Boot verlaſſen und auf dem Meeresgrunde ihre Arbeiten verrichten. Befindet ſich jedoch das Boot in nur mäßiger Tiefe, ſo erfolgt der Erſatz für verbrauchte Athmungsluft durch zwei bis zur Oberfläche des Waſſers reichende Schläuche, deren Saugſchalen gegen Be- ſchädigung durch vorüberfahrende Schiffe mittelſt Fähnchen gekennzeichnet ſind und überdies alle Bewegungen des Bootes markiren. In größeren Tauchungstiefen werden die Saugſchalen der Luftſchläuche geſchloſſen und erfolgt die Zuführung

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/748>, abgerufen am 22.11.2024.